Interview mit Bernhard Zepf, Inhaber des Ettlinger Hotels Der Erbprinz 

„Wir leben, was wir sagen und wir sagen, was wir leben“

Seit 235 Jahren steht Der Erbprinz in Ettlingen. Das Traditionshotel, das im April wieder einmal seinen Michelin-Stern bestätigt bekommen hat, ist weit über die Region hinaus bekannt. Im September 2021 musste Inhaber Bernhard Zepf einen Schicksalsschlag verkraften als ein Feuer im Fünf-Sterne-Haus ausbrach und den kompletten Saunabereich zerstörte. Wie Zepf die Zeit danach erlebt hat und welche Hürden er in den vergangenen Jahren überwinden musste, darüber hat sich die WIMA-Redaktion mit dem Inhaber unterhalten: 

Vor anderthalb Jahren, mitten in der Corona-Pandemie, ist der Saunabereich Ihres Hotels abgebrannt.  Wie haben Sie diese Situation gemeistert?

Am 5.September 2021 ist der Brand ausgebrochen. Um 18 Uhr wussten wir noch nicht, wie sehr sich unsere Welt bis 23 Uhr verändert haben wird. Eigentlich hoffte man damals, dass Corona vorüber wäre, doch hat uns in der Herbst/Winter-Saison ja noch einmal eine große Welle erwischt. Für uns hat mit dem Brand eine Katastrophe die nächste abgelöst und die Probleme haben sich potenziert. 
Trotzdem haben wir es innerhalb von nur zehn Monaten geschafft, den Sauna- und Beautybereich komplett zu renovieren. Die Handwerksbetriebe haben rekordverdächtige Arbeit geleistet. Zunächst mussten Schutt und Asche beseitigt werden, dann wurde die Statik geprüft und im Februar konnten wir erst wirklich loslegen. Der neue Spabereich wurde am 23. Dezember 2022 eröffnet. 
Wie sieht denn die neue Saunawelt aus? Ich habe gehört, es gibt auch eine Schneekabine?
Wir haben insgesamt sechs Millionen Euro investiert. Entstanden ist eine Saunawelt mit Finnischer Sauna, Dampfsauna, Infrarotkabine, Erlebnisduschen, Ruheräumen und in der Tat einer Schneekabine. Das ist ganz selten in Deutschland. Man muss sich das so vorstellen, dass wir mit einer Schneekanone Schnee in die Kabine blasen und man sich dort abkühlen und zusätzlich auch verschiedene Windstärken einstellen kann. Sogar einen Schneesturm kann man simulieren. 
Der Saunabereich ist sehr wichtig, da eine Wochenendbelegung ohne Spawelt eigentlich nicht gut darzustellen ist. Die Menschen kommen zum Genießen zu uns. 

Was hat sich sonst seit Corona für Sie verändert?

Persönlich habe ich alles gesund und gut überwunden, aber im Hotel ist noch eine gewisse Zurückhaltung bemerkbar, was die Geschäftsreisen betrifft. Das gilt insgesamt für die Stadthotellerie. Nicht zuletzt auch durch den Ukraine-Krieg und die folgenden Sparmaßnahmen ist die Anzahl an Geschäftsreisenden deutlich zurückgegangen. Es gibt immer mehr digitale Treffen, die Tagungen und Konferenzen teilweise ersetzt haben. Das spielt uns natürlich alles nicht in die Karten. 

Setzen Sie in der Konsequenz verstärkt auf touristische Gäste?

Ganz genau. Wir hoffen, durch die brandbedingten Renovierungen auch unsere Anziehungskraft für die touristischen Gäste gesteigert zu haben. Wir hatten tatsächlich schon im Mai 2020 begonnen, unsere Firmenphilosophie zu modifizieren und uns in der Zukunft mehr auch um Privatreisende zu kümmern. Das schafft ein Traditionshotel wie der Erbprinz, das seit 235 Jahren Gäste beherbergt, leichter als eine Hotelkette. 
Wir haben eine attraktive Lage zwischen Schwarzwald, Pfalz und Elsass und mit Spa und Kulinarik einiges zu bieten. In diesem Segment hatten wir auch keinerlei Einbrüche, sondern konnten im vergangenen Jahr sogar Zuwächse verzeichnen. Allerdings konnte das den Wegfall der Geschäftsreisenden nicht ausgleichen. 

Gerade in der Hotellerie und Gastronomie ist der Fachkräftemangel besonders groß. Wie sieht es bei Ihnen aus?

Wir haben zwischen Mai und August kurzfristig mehrere Abgänge von Mitarbeitenden erlebt, die ihren geplanten Weggang auf die Zeit nach Corona verschoben hatten. Wir haben dann aber alle Register gezogen und konnten 15 neue Mitarbeitende gewinnen. Inzwischen sind wir wieder annähernd voll besetzt. Normalerweise haben wir kein Problem bei der Suche nach Arbeitskräften. Bei uns herrscht eine sehr familiäre Atmosphäre, wir haben kurze Entscheidungswege und können bei Problemen schnell helfen. Wir geben sehr viel Acht aufeinander. Wir können zwar das Rad nicht neu erfinden, aber, was wir sagen, leben wir und was wir leben, sagen wir.  Außerdem haben wir während Corona allen Mitarbeitenden den vollen Nettolohn gezahlt.