Mehr als nur ein Flughafen

Herr Kotzan, wir hören viel Positives über den Baden Airpark. Haben Sie die Corona-Pandemie gut überstanden?
Ja, gemessen in Passagierzahlen hatten wir bereits im Jahr 2022 das Vorkrisenniveau fast erreicht, jedoch konnten wir das Jahr 2023 mit einem neuen Rekord von 1,74 Passagieren abschließen. Unser Ziel ist es, dieses Niveau auch in diesem Jahr zu halten. Unser zweites Standbein ist der Gewerbepark. Die dort ansässigen mittelständischen Unternehmen waren während der Pandemie verlässliche Partner und haben ein gutes und vernünftiges Handeln bewiesen.
Gibt es neue Entwicklungen? Neue Airlines? Neue Ziele im Flugplan?
In diesem Jahr haben wir neue Ziele wie Banja Luka, Dubrovnik und Tanger im Flugplan aufgenommen. Außerdem freuen wir uns über drei neue Airlines, vor allem über Condor, die auf unserer beliebten Mallorca-Route verkehrt.
Wie Sie schon sagten ist der Baden-Airpark ja nicht nur Flughafen, sondern auch Gewerbepark. Wie bewerten Sie die Entwicklung ?
Der Gewerbepark hat sich sehr gut entwickelt. Inzwischen sind knapp 100 Unternehmen am Baden-Airpark vertreten, die insgesamt ca. 3.000 Menschen auf dem Campus beschäftigen. Die Gewerbetreibenden inklusive den Hidden Champions, schätzen unsere Standortfaktoren wie den guten Breitbandinternetzugang, die Fernwärme sowie die 24/7-Betriebszeiten. Wir können auf Grundlage des genehmigten Bebauungsplanes zusätzlich Flächen bis 100.000 Quadratmetern entwickeln. Das lockt weitere Interessenten.
Wie stark profitiert unsere Wirtschaft von einem regionalen Flughafen?
Der volkswirtschaftliche Nutzen (Bruttowertschöpfung) beträgt laut Studie aus dem Jahr 2014 über 200 Millionen Euro pro Jahr und dürfte heute deutlich darüber liegen. Getrieben sind diese Effekte natürlich einerseits vom touristischen Flugprogramm, welches von den Bewohnern unseres Einzugsbereiches gern angenommen wird. Wir sprechen hier von über 10 Millionen Menschen in einem 90-Minuten-Fahrzeitradius. Des Weiteren gibt es Touristen, die aus anderen Ländern mit dem Flugzeug in unsere Region kommen und hier einen Nutzen stiften.
Für viele Arbeitgeber im Badischen ist der Flughafen auch ein gewichtiger Vorteil, wenn es um die Besetzung von offenen Stellen geht, denn von unseren vielfältigen Flugangeboten nach Osteuropa profitieren letztlich auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die so viel besser mit ihren Familien und ihrer Heimat verbunden bleiben können. Die Unternehmen im Gewerbepark beschäftigen viele spezielle und hochqualifizierte Fachkräfte aus unterschiedlichen Bereichen. Aufgrund der Synergie von Airport und Gewerbepark bündeln sich an einem regionalen Flughafen die wirtschaftlichen Interessen. Von diesen Wirtschaftspartnern profitieren außerdem die umliegenden Gemeinden und Unternehmen, sodass der gesamtwirtschaftliche Nutzen weit über die Grenzen des Baden-Airparks hinausgeht.
Welche strategischen Themen beschäftigen Sie momentan besonders?
Die deutschen Flughäfen haben sich verpflichtet, schon 2040 klimaneutral zu arbeiten und bis 2030 bereits 50 Prozent CO2 einzusparen. Auf der einen Seite tun wir bereits heute einiges für den Klima- und Umweltschutz. Beispielsweise kann unser Passagierterminal zu 100 Prozent CO2-neutral mit Biomasse-Wärme versorgt werden. Außerdem planen wir weitere Projekte wie z. B. eine große PV-Anlage, um diese Ziele zu erreichen. Auf der anderen Seite wächst das Passagieraufkommen und um den damit verbundenen Kapazitätsengpässen zu begegnen, müssen wir über eine Erweiterung des Terminals und den Bau eines Parkhauses nachdenken. Darüber hinaus bleibt die Autobahnanbindung für Gewerbepark und Flughafen ein wichtiges strategisches Ziel.
Wie können wir als IHK Sie unterstützen?
Die IHK vertritt nicht nur unsere Interessen, sondern auch die unserer Partner im Gewerbepark und leistet einen wichtigen Beitrag, um den Mittelstand auch im ländlichen Bereich zu stärken.
Mit der IHK als Interessenorganisation sehen wir die Chance, den Wirtschaftsraum Baden-Airpark und deren Wichtigkeit, sowohl in der Region als auch in der Öffentlichkeit und Politik zu fördern und zu betonen.
Mit dem neu gegründeten IHK-Tourismusausschuss können wir möglicherweise gemeinsam dazu beitragen, den sogenannten Inbound-Verkehr, also die Reiseströme von Passagieren, die woanders beheimatet sind und unsere Region touristisch erkunden möchten, zu stärken.
Infos unter www.baden-airpark.de.