Durch die gläserne Decke

Diversität in der Führungsetage wirkt sich positiv auf den Unternehmenserfolg aus. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls eine Studie der Boston Consulting Group in Kooperation mit der Technischen Universität München (TMU) und der Deutschen Börse.
Die Studie zeigt auf, dass börsennotierte Unternehmen mit Männern und Frauen im Top Management im Schnitt um zwei Prozentpunkte besser performen. Laut einem Whitepaper zum Thema „Frauen in Führung“ der Haufe Akademie sind allerdings Geschlechtergleichheit und Diversität noch lange nicht auf jeder Führungsetage eingezogen. Frauen erfahren nach wie vor besondere Herausforderungen in einer Welt, in der Männer die Mehrzahl an Führungspositionen besetzen.
Kennen Sie Howard Roizen? Howard war Mitbegründer einer erfolgreichen Technologiefirma, wechselte dann in eine leitende Funktion bei Apple und wandte sich daraufhin der Vergabe von Risikokapital zu. Später wurde er Mitglied der Verwaltungsräte mehrerer renommierter Unternehmen. Er ist mit Bill Gates befreundet und war ein Vertrauter von Steve Jobs. Er unterhält eines der größten Netzwerke im Silicon Valley. Ein High Performer aus dem Bilderbuch. Die Sache hat nur einen Haken: Howard heißt in Wirklichkeit nicht Howard sondern Heidi. Das wäre an sich noch nicht weiter erstaunlich, gäbe es nicht das Howard-Heidi-Experiment.
An einer amerikanischen Universität bekam eine Klasse zweimal den Lebenslauf von Heidi Roizen vorgelegt. Über dem einen Lebenslauf stand der Name „Howard“, über dem anderen der Name „Heidi“. Die Studierenden wurden gefragt, für wen sie gerne arbeiten würden. Die Howard-Gruppe schätzte den Mann hinter dem Lebenslauf als leistungsbereiten, sympathischen, authentischen Unternehmer ein. Heidi war den Studierenden dagegen zu ehrgeizig, sozial defensiv und insgesamt zu schwierig. Die Konsequenz: – während fast alle für Howard arbeiten wollten, wollte fast niemand zu Heidi. Was sagt uns das? Die prototypische Führungskraft ist noch immer männlich. Wenn Frauen wie Heidi zeigen, dass sie einem „Männerjob“ gewachsen sind, passen sie nicht mehr in unsere Vorstellung einer sympathischen, bescheidenen und empathischen Frau.
Ein paar Jahre sind seit dem Howard-Heidi-Experiment vergangen und immer mehr „Heidis“ haben es in die Chefetagen geschafft, nicht zuletzt auch aufgrund der (umstrittenen) Frauen-Quote. Die meisten dieser Frauen haben bewiesen, dass sie durchaus kompetent, konsequent und zudem auch sympathisch sind. Auch von Seiten der Unternehmen ist viel unternommen worden, um Frauen den Weg in die Führungspositionen zu ermöglichen. Personalabteilungen sind heutzutage durchaus gewillt, qualifizierte Fach- und Führungskräfte ausschließlich nach der Leistung und nicht nach dem Geschlecht auszuwählen. Jedoch werden sowohl Unternehmen als auch die gesamte Gesellschaft noch einige Zeit benötigen, um nicht wieder vollständig in traditionelle Muster vom Ernährer und der Erzieherin zu verfallen.

Der Führungsstil ist entscheidend

Die viel zitierte gläserne Decke hindere Frauen meist daran, in das obere Management vorzudringen. Laut dem Whitepaper ist die Rechnung ist einfach: In Deutschland machen Frauen etwa 51 Prozent der Bevölkerung aus. 46,6 Prozent von ihnen sind erwerbstätig. Doch Frauen besetzen nur ein knappes Drittel aller Führungspositionen in Deutschland. Was hindert Frauen also daran, ins Top-Management aufzusteigen?
Die Gründe dafür sind verschiedenen: Die fehlende Förderung von weiblichen Nachwuchskräften durch männliche Vorgesetzte. Oder die stereotype Rollenvorstellung, die weibliche Führungskräfte nach wie vor als „zu emotional“ beschreibt. 

Erfolgreich als weibliche Führungskraft

In Wahrheit sind es aber nicht unbedingt typisch weibliche (besonnen, empathisch) oder typisch männliche Eigenschaften (risikofreudig, durchsetzungsstark), die eine gute Führungskraft ausmachen, sondern schlicht und einfach der Führungsstil.
Der jedoch ist laut Whitepaper stark abhängig von der Persönlichkeit der Führungskraft und der Unternehmenskultur. Gute Führung passe sich individuellen Situationen und Mitarbeitenden an. Dennoch lassen sich Führungsstile grundsätzlich in vier Dimensionen unterteilen: anweisend, anleitend, unterstützend und delegierend.
Ein ganz entscheidendes Kriterium für gute Führung sei die Authentizität. „Bleiben Sie sich selbst und ihrer ganz eigenen Persönlichkeit treu“, so der Apell. Helfen kann das 360 Grad Feedback der Mitarbeitenden, ein breites Netzwerk und enge Vertraute, der oder die beratend zur Seite steht.

Zehn Tipps für Frauen in Führung


  1. Bauen Sie sich ein Netzwerk auf und pflegen Sie es. 
  2. Zeigen Sie Ihre Fähigkeiten und seien Sie stolz darauf.
  3. Bleiben Sie sich selbst treu! Nur ein authentischer Führungsstil führt zum Ziel.
  4. Fragen Sie nach Hilfe und Unterstützung, wenn Sie welche brauchen. Das ist kein Eingestehen von Schwäche, sondern ein Zeichen von Professionalität. 
  5. Reflektieren Sie Ihr Verhalten und Ihren Führungsstil regelmäßig. Fordern Sie Feedback aktiv ein. 
  6. Übernehmen Sie Verantwortung – für sich und Ihre Mitarbeitenden.
  7. Denken Sie lösungsorientiert und leben Sie eine aktive Fehlerkultur im Team und darüber hinaus. 
  8. Bleiben Sie gelassen und teilen Sie Ihre Kräfte ein. Kämpfen Sie nicht gegen Windmühlen.
  9.  Suchen Sie sich eine Mentorin oder einen Mentor.
  10. Agieren Sie selbst als Vorbild für die nachfolgende Generationen von Frauen in Führung 
Quelle: Whitepaper „Frauen in Führung“ der Haufe