Sie macht Wirtschaft -Neue Reihe

Ob mutige Gründerin, kreative Macherin oder erfahrene Unternehmerin: Frauen prägen die Wirtschaft auf ihre ganz eigene Art. Sie stoßen Neues an, denken quer, bauen Brücken und meistern dabei oft Hürden, die für Männer gar nicht vorhanden sind. In unserer neuen Reihe „Sie macht Wirtschaft“ stellen wir inspirierende Unternehmerinnen vor, die mit Ideen, Ausdauer und Leidenschaft ihre Branche bewegen. Es geht sowohl um Gründerinnen, die aus einer Idee ein florierendes Unternehmen machen als auch um Unternehmerinnen, die seit Jahren erfolgreich am Markt sind, speziell auch in Branchen, in denen Frauen noch immer unterrepräsentiert sind.

Frauen gründen anders

Fünf Fragen an Bianca Schmid, Fachberaterin Gründung, Wachstum, Nachfolge

Frau Schmid, Sie begleiten Gründerinnen und Gründer von der ersten Idee bis zur Umsetzung. Was begeistert Sie an dieser Arbeit besonders?

Mich begeistert vor allem die Vielfalt: die unterschiedlichen Ideen, Herangehensweisen und Persönlichkeiten, die ich kennenlernen darf. Es ist spannend zu sehen, wie sich aus einer ersten Idee Schritt für Schritt ein tragfähiges Geschäftsmodell entwickelt, das schließlich am Markt erfolgreich ist. Besonders schön ist es, wenn ich Unternehmen über viele Jahre begleiten darf, von der Gründung über Wachstumsphasen bis hin zu Fragen der Personalgewinnung oder sogar beim Unternehmensverkauf. Dann schließt sich ein Lebenszyklus, und es ist toll zu sehen, wenn etwas Geschaffenes von anderen weitergeführt wird.

Mit der Reihe „Frauen gründen“, dem jährlichen Aktionstag Nachfolge ist weiblich und Ihrem Engagement bei den Frauenwirtschaftstagen setzen Sie ein Zeichen für weibliches Unternehmertum. Warum sind diese Formate so wichtig?

Weil Frauen anders gründen als Männer. Oft vorsichtiger, mit längerer Vorbereitungszeit und weniger Selbstvertrauen in die eigene Stärke. Viele Frauen trauen sich eine Gründung nicht sofort zu, sie kalkulieren konservativer und brauchen ein anderes Maß an Unterstützung. Genau da setzen diese Formate an: Sie schaffen Sichtbarkeit, stärken das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten und zeigen: Gründung und Nachfolge sind auch weiblich. Wir brauchen mehr Frauen, die diesen Schritt gehen, denn aktuell sind es nach wie vor deutlich mehr Männer, die gründen.

Was sind aus Ihrer Erfahrung die größten Hürden für Frauen auf dem Weg in die Selbstständigkeit und wie lassen sie sich überwinden?

Trotz hoher Kompetenzen zögern einige Frauen wegen manchmal unbegründeter Ängste. Themen wie fehlendes Selbstvertrauen, die Sorge vor finanziellen Risiken oder die Hemmschwelle vor einem Bankgespräch sind oft entscheidend. Gerade die Finanzierung ist häufig ein zentrales Thema. Hier hilft es, Beratungsgespräche wahrzunehmen, ehrliches Feedback zu bekommen und Geschäftsmodelle oder Businesspläne gemeinsam kritisch zu überarbeiten. Wir begleiten bei diesen Schritten und geben Frauen das Rüstzeug, ihre Ideen mit Selbstbewusstsein umzusetzen.

Welche Angebote hält die IHK konkret für Gründerinnen bereit?

Seit dem 1. Juli gibt es den neuen Exi-Gründungsgutschein-2, der speziell auch Frauen zugutekommt. Damit können wir intensivere Beratungsleistungen anbieten, die gefördert werden vom Land Baden-Württemberg, das den besonderen Bedarf erkannt hat. Und natürlich unterstützen wir mit unserem Team grundsätzlich bei allen Fragen rund um Gründung, Wachstum und Nachfolge, sei es in Einzelberatungen oder bei unseren zahlreichen Veranstaltungen.

Welche Erfolgsgeschichte aus Ihrer Beratungstätigkeit hat Sie zuletzt besonders beeindruckt?

Ein schönes Beispiel ist Franzi, die nach einem Urlaub in Südafrika das dortige Lebensgefühl nach Deutschland bringen wollte mit ihrem in der Karlsruher Waldstraße gegründeten Café Yollie. Sie hat es geschafft, nicht nur ein Café aufzubauen, sondern eine ganze Marke mit Onlineshop, Mode und Kunstgegenständen. Gleichzeitig hat sie viele junge Frauen für ihr Projekt begeistert und beschäftigt. Ich durfte sie von der ersten Businessplan-Idee, die sogar ausgezeichnet wurde mit einem Gründerpreis der Sparkassen, bis zum heutigen Tag immer wieder begleiten. Das zeigt, wie spannend und erfüllend die Arbeit mit Gründerinnen ist.
Info: bianca.schmid@karlsruhe.ihk.de



Claudia Nehm
IHK Karlsruhe
Bereich Kommunikation
Presse, Chefredaktion WIMA, Vereinbarkeit von Beruf und Familie