Aus Lichtenau ins All - und wieder zurück

Blick auf die Zylinder, die durch das All fliegen
Die ATMOS Space Cargo GmbH aus Lichtenau ist spezialisiert auf die Entwicklung und Herstellung von Technologien zur Rückführung von Fracht jeder Größe aus dem Weltraum, von Experimenten in der Mikrogravitation über kommerzielle Produkte bis hin zu ganzen Raketenstufen.
Mit dem zunehmenden Zugang zum Weltraum eröffnen sich neue Möglichkeiten für wissenschaftliche und technologische Fortschritte. Besonders die Biowissenschaften profitieren von den einzigartigen Bedingungen im All. Während der Start solcher Experimente inzwischen einfacher und kostengünstiger geworden ist, bleibt die Rückkehr zur Erde eine Herausforderung. Hohe Kosten, lange Vorlaufzeiten sowie mangelnde Wiederholbarkeit und Zuverlässigkeit erschweren den Prozess. Die Atmos Space Cargo aus Lichtenau setzt genau hier an und entwickelt einen spezialisierten Rückholservice, der kosteneffizient, zuverlässig und regelmäßig verfügbar ist.
Herzstück des Systems ist ein etwa ein Meter hoher Zylinder aus Kohlefaser-verstärktem Verbundwerkstoff, der bis zu 100 Kilogramm Nutzlast transportieren kann – in zukünftigen Versionen soll die Kapazität weiter steigen. Experimente können dabei zwischen drei Stunden und drei Monaten im All bleiben, sowohl unter Druck als auch in druckloser Umgebung.
Um die wertvollen Proben beim Wiedereintritt vor der enormen Hitze zu schützen, hat Atmos Space Cargo den Inflatable Atmospheric Decelerator (IAD) entwickelt – ein aufblasbares atmosphärisches Bremssystem. Diese innovative Technologie basiert auf einer speziellen Folie, die sich zu einer Art Schutzkissen entfaltet. Sie dient nicht nur als Hitzeschild, sondern verlangsamt auch den Abstieg der Kapsel. Eine zusätzliche Isolierschicht sorgt dafür, dass die Temperatur im Inneren nicht über 37 Grad Celsius steigt.
Der erste Testflug: Wertvolle Daten für die Zukunft
Der erste Testflug der Phoenix Return Capsule ist Teil der Bandwagon-3-Mission von SpaceX, die im Rahmen des Smallsat Rideshare Program durchgeführt wird. Dabei werden Kleinsatelliten in sonnensynchrone oder um etwa 45 Grad geneigte Umlaufbahnen gebracht. Der Start ist für dieses Jahr geplant.
An Bord der ersten Mission befinden sich vier wissenschaftliche Nutzlasten, darunter ein Strahlendetektor des Instituts für Raumfahrtmedizin des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie ein Bioreaktor des britischen Unternehmens Frontier Space. Phoenix wird die Erde zweimal umrunden und dann den Wiedereintritt versuchen. Das Unternehmen rechnet damit, dass dieser erste Versuch möglicherweise noch nicht erfolgreich verläuft. Dennoch soll der Flug wertvolle Daten liefern, die zur Weiterentwicklung des Systems beitragen.
Ein nachhaltiges Weltraum-Ökosystem für die Zukunft
Mit der Phoenix Return Capsule ebnet Atmos Space Cargo den Weg für eine neue Ära der Raumfahrtlogistik. Die Mission ist klar: Ein nachhaltiges, kosteneffizientes und zuverlässiges Rückkehrsystem zu etablieren, das die Nutzung des Weltraums revolutioniert. Neben der Biowissenschaft profitieren zahlreiche weitere Branchen von diesem Fortschritt – von der Mikrogravitätsforschung über die Herstellung im Orbit bis hin zu Anwendungen in Verteidigung und Life Sciences.
Indem Atmos Space Cargo ein neues Rückkehrfenster zur Erde öffnet, ermöglicht das Unternehmen wissenschaftliche Entdeckungen und technologische Innovationen, die das Leben auf der Erde nachhaltig verbessern können.
Bei der Gründung des innovativen Unternehmens hat auch die IHK Karlsruhe unterstützt. Im Sommer 2021 hat Gründungsberaterin Bianca Schmid den Businessplan geprüft und auch Technologiereferent Stefan Senitz war im Austausch mit Co-Fouder Sebastian Klaus.
Info: atmos-space-cargo.com/
Bianca Schmid
IHK Karlsruhe
Bereich Gründung, Wachstum, Nachfolge