Konjunkturbericht Frühsommer 2025
Hoffnung leicht gestiegen, aber noch keine Entwarnung
Im Frühsommer 2025 zeigt sich die Stimmung in der regionalen Wirtschaft etwas freundlicher als noch zu Jahresbeginn. Die aktuelle Geschäftslage hat sich nicht weiter verschlechtert und der Blick auf die kommenden zwölf Monate wird von den Unternehmen im Branchendurchschnitt etwas günstiger eingeschätzt. Der IHK-Konjunkturklimaindex, der die Beurteilung der Geschäftslage und der Geschäftserwartungen in einem Wert darstellt, ist von 102 Punkten auf 106 Punkte gestiegen.
IHK-Präsident Volker Hasbargen: „Von einer echten Trendwende kann aber noch keine Rede sein. Frühindikatoren für eine Wachstumswende sind derzeit noch nicht zu sehen. Die Auftragseingänge, üblicherweise ein vorlaufender Indikator für die konjunkturelle Entwicklung, gehen zwar nicht mehr ganz so stark zurück, bleiben aber weiter rückläufig. Gleichzeitig verstärkt sich der Negativtrend bei den Umsätzen. Unter dem Strich bleibt die Lage daher angespannt. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor: Die schwer kalkulierbare Handelspolitik der USA, die weltweit für Verunsicherung sorgt – und damit auch auf unsere exportorientierte Industrie drückt.“ Bei Beschäftigung und Investitionen halten sich viele Unternehmen laut IHK weiterhin zurück. „Solange nicht eindeutig klar ist, welchen wirtschaftspolitischen Kurs die neue Bundesregierung langfristig tatsächlich einschlagen wird, bleibt die Lage für die Unternehmen unsicher. Die Wirtschaft braucht dringend Planungssicherheit und spürbare Entlastungen, dann springen auch die Investitionen wieder an“, so Hasbargen weiter.
Weiter unter Druck
Im Frühsommer 2025 bleibt die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage gegenüber dem Jahresbeginn weitgehend stabil. Derzeit berichten 30 Prozent der Unternehmen nach zuvor 31 Prozent von gut laufenden Geschäften. 51 Prozent der Betriebe melden eine zufriedenstellende Gesamtsituation. Das ist etwas mehr als zuvor (49 %). Der Anteil derjenigen Unternehmen, die ihre Lage als schlecht einstufen, ist um einen Prozentpunkt auf 19 Prozent gesunken. „Insgesamt liegt der Geschäftslagesaldo somit auf dem Niveau von plus 11 Punkten und damit 54 Punkte unter dem Höchstwert vom Jahresbeginn 2018“, sagt Hasbargen.
Der Rückgang der Auftragseingänge hat sich zuletzt abgeschwächt. Der Auftragseingangssaldo ist von minus 19 Punkte auf minus 7 Punkte angestiegen. Die rückläufige Umsatzentwicklung hat sich hingegen verstärkt. Im Dienstleistungssektor hat sich die gute Lagebewertung fortgesetzt, der Bau kommt zu einer merklich freundlicheren Bewertung der aktuellen Situation. Auch der Einzelhandel bewertet die Geschäftslage positiver als noch zu Jahresbeginn. Im Großhandel hingegen dominiert wie schon seit über einem Jahr eine eher kritische Einschätzung der Lage. Auch in der Industrie sinkt der Anteil der Betriebe, die von einer guten Geschäftslage berichten, weiter ab.
Kein schnelles Ende der Durststrecke
Immerhin scheint sich eine Stabilisierung abzuzeichnen. Im Frühsommer 2025 fallen die Geschäftserwartungen insgesamt etwas zuversichtlicher aus als in den vergangenen eineinhalb Jahren. Zwar rechnen die Unternehmen noch nicht mit einem baldigen Aufschwung, aber immerhin auch nicht mehr mit einer weiteren Verschlechterung. Der Erwartungssaldo ist leicht gestiegen: von minus 6 Punkten auf knapp über die Null-Linie. Er liegt damit jedoch immer noch unter dem langjährigen Durchschnitt von plus 12 Punkten. 21 Prozent der Betriebe blicken aktuell optimistisch in die Zukunft, ein kleiner Anstieg gegenüber den 20 Prozent zuvor. Gleichzeitig ist der Anteil der die Lage pessimistisch einschätzenden Betriebe von 26 auf 20 Prozent zurückgegangen. Im Dienstleistungssektor bleibt die Erwartungshaltung leicht positiv. Dagegen sind die Perspektiven im Groß- und Einzelhandel sowie im Baugewerbe weiterhin eher negativ. In der Industrie halten sich Zuversicht und Skepsis derzeit die Waage. Dennoch haben sich die Erwartungen in Industrie und Bau insgesamt verbessert. Die derzeit größten Herausforderungen sind die Entwicklung der Inlandsnachfrage (67 Prozent), steigende Arbeitskosten (52 Prozent) und der Fachkräftemangel (49 Prozent). Jeweils 40 Prozent der Unternehmen sehen die im internationalen Vergleich hohen Energiepreise und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Risiko. 38 Prozent der Betriebe blicken mit Sorge auf die zunehmenden geopolitischen Spannungen.
Zurückhaltende Beschäftigungs- und Investitionspläne
Angesichts der unsicheren Konjunkturaussichten sind viele Betriebe zurückhaltend bei der Einstellung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aktuell planen nur 15 Prozent der Unternehmen, zusätzliche Mitarbeitende einzustellen (Jahresbeginn 2025: 14%). Gleichzeitig rechnet rund jeder vierte Betrieb damit, in den kommenden zwölf Monaten Personal abbauen zu müssen. Einzige Ausnahme bleibt der Dienstleistungssektor, wo die Beschäftigung zumindest leicht wachsen dürfte. In Industrie und Einzelhandel hingegen ist die Einstellungsbereitschaft weiter rückläufig.
Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen bleibt auch im Frühsommer 2025 stark gebremst. Der Investitionssaldo ist von minus 17 auf minus 21 Punkte gefallen. Aktuell planen 17 Prozent der Betriebe, in den kommenden zwölf Monaten mehr zu investieren. 45 Prozent der Unternehmen wollen Investitionsausgaben auf dem aktuellen Niveau halten. 20 Prozent werden in der nächsten Zeit weniger investieren, 18 Prozent haben Investitionen sogar ganz gestrichen. Am häufigsten wird investiert, um bestehende Anlagen und Geräte zu ersetzen (70 % nach 61 % zu Jahresbeginn). Mit 55 Prozent auf Platz zwei steht die Absicht, die unternehmensinterne Digitalisierung voranzutreiben. Dritthäufigstes Investitionsmotiv sind Rationalisierungsmaßnahmen (36 %, ein Anstieg um 7 Prozentpunkte). Bei 35 Prozent der Betriebe spielen Produkt- oder Prozessinnovationen eine Rolle. Wieder tendenziell rückläufig sind aktuell Investitionen in Umweltschutz und Energieeffizienz (26 % nach zuvor 31 %). Immerhin jeder vierte Betrieb denkt derzeit über Kapazitätserweiterungen nach. Mehrfachnennungen waren möglich.
Angesichts der ganz unterschiedlichen Fragezeichen und Herausforderungen bleibt die Lage für die Wirtschaft in der TechnologieRegion Karlsruhe also weiter angespannt.