Erfolge und Herausforderungen der Frauen in der Arbeitswelt

Der 7. und 8. März erinnern uns jedes Jahr an die Bedeutung der Gleichstellung der Geschlechter. Auch im Jahr 2025 sind Frauen mit Herausforderungen konfrontiert, die nicht nur ihre berufliche Entwicklung betreffen, sondern auch das gesellschaftliche Gleichgewicht insgesamt beeinflussen. Der Weltfrauentag ist eine Gelegenheit, Bilanz zu ziehen, Fortschritte zu feiern und gleichzeitig auf noch bestehende Ungleichheiten hinzuweisen.
Der jährlich berechnete Verdienstunterschied („Gender Pay Gap“) ist tatsächlich ein Stück geschrumpft. Er beträgt einer neuen Auswertung des Statistischen Bundesamts zufolge nun 16 Prozent und ist damit zwei Prozentpunkte kleiner als 2023. Das sei der stärkste Rückgang innerhalb eines Jahres seit Beginn der Berechnungen im Jahr 2006.
Auf Stundenlöhne umgerechnet, erzielten Frauen im Durchschnitt 22,24 Euro, Männer hingegen 26,34 Euro, also 4,10 Euro mehr. Frauen arbeiteten der Auswertung zufolge durchschnittlich 122 Stunden im Monat, Männer 149 Stunden. Umgerechnet auf Wochenarbeitszeiten sind das für Arbeitnehmerinnen im Mittel 28 Stunden und für Arbeitnehmer 34 Stunden.
Der Gender Pay Gap beschreibt den Unterschied im durchschnittlichen Bruttostundenverdienst zwischen Männern und Frauen. Auch wenn die Zahl von 16 Prozent lediglich den unbereinigten Gender Pay Gap widerspiegelt, ist sie ein klares Indiz für eine noch immer existierende strukturelle Ungleichheiten am Arbeitsmarkt. Der unbereinigte Wert berücksichtigt nicht Faktoren wie Berufserfahrung, Arbeitszeitmodelle oder die Wahl des Berufsfeldes, die jedoch ebenfalls einen erheblichen Einfluss auf den Verdienst haben. In der Praxis ist es vor allem die Kombination von unterschiedlichen Arbeitsbedingungen, Branchenstrukturen und gesellschaftlichen Erwartungen, die diesen Gap aufrechterhält. In Baden-Württemberg liegt der Unterschied zwischen den Geschlechtern im übrigen bei 19 Prozent und damit um drei Prozentpunkte höher als im Bundesdurchschnitt.

Weibliche Top-Managerinnen
Ein weiterer, tief verwurzelter Faktor, der den Gender Pay Gap verstärkt, ist die gläserne Decke – die unsichtbaren Barrieren, die Frauen daran hindern, in Führungspositionen aufzusteigen. Zum Jahreswechsel 2024/2025 haben zwar weitere Frauen den Sprung in die oberste Führungsebene geschafft: Der Anteil weiblicher Vorstandsmitglieder ist so hoch wie nie zuvor. Dennoch sind nach wie vor vier von fünf Vorstandspositionen mit Männern besetzt. Laut einer Analyse von Ernst & Young ist die Zahl der Top-Managerinnen in den 160 Unternehmen der Dax-Familie auf 136 gestiegen – 14 mehr als im Vorjahr. Damit beträgt der Frauenanteil in den Vorstandsgremien nun 19,6 Prozent, was einem Anstieg von 1,8 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Trotz dieser Fortschritte bleiben viele Vorstände auch 2025 männlich dominiert: In 37 Prozent der Unternehmen aus Dax40, MDax und SDax gibt es keine einzige Frau in der Führungsetage. Nur sieben der 160 analysierten Unternehmen haben eine weibliche (Co-)CEO. Eine Untersuchung der Managementberatung Horváth zeigt zudem, dass von rund 100 neu besetzten Vorstandspositionen im Jahr 2024 lediglich 29 an Frauen gingen – ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Rekordanteil von 36 Prozent im Vorjahr.
Ein Blick auf die Ursachen
Ein wesentlicher Faktor ist die Berufs- und Branchenwahl. Frauen arbeiten nach wie vor häufiger in Berufen und Branchen, die schlechter bezahlt sind als die der Männer. So sind viele Frauen in sozialen und fürsorgenden Berufen tätig, wie etwa in der Pflege, im Bildungswesen oder in sozialen Einrichtungen. Diese Sektoren sind häufig unterfinanziert und erhalten wenig gesellschaftliche Wertschätzung – und das spiegelt sich direkt in den Löhnen wider. Männer hingegen dominieren Branchen wie Ingenieurwesen, IT oder Finanzen, die meist besser entlohnt werden.
Ein weiterer entscheidender Punkt ist die Teilzeitarbeit, die besonders bei Frauen weit verbreitet ist. Dies ist oft eine Konsequenz von familiären Verpflichtungen und gesellschaftlichen Erwartungen. Frauen übernehmen in vielen Fällen die Hauptverantwortung für die Kinderbetreuung und arbeiten daher häufiger in Teilzeit. Diese Arbeitsmodelle sind jedoch oft schlechter bezahlt und bieten weniger Karrierechancen.
Der Weltfrauentag ist mehr als nur ein Anlass, auf diese Probleme aufmerksam zu machen. Er solldaran erinnern, dass die Schließung des Gender Pay Gaps ein langfristiger Prozess ist, der politisches Engagement, wirtschaftliche Anstrengungen und gesellschaftliche Veränderungen erfordert. Auch wenn wir bereits viele Fortschritte erzielt haben, bleibt der Weg zur Gleichstellung in der Arbeitswelt noch lang. Der Weltfrauentag ist ein symbolischer Moment, um diese Ungleichheiten zu benennen und die Dringlichkeit einer Lösung immer wieder ins öffentliche Bewusstsein zu rufen. Denn die Gleichstellung der Geschlechter ist nicht nur eine Frage der Fairness – sie ist ein wesentlicher Baustein für eine gerechtere und nachhaltigere Gesellschaft.
Hier finden Sie weitere Informationen und regionale Veranstaltungen zum Weltfrauentag.

Claudia Nehm
IHK Karlsruhe
Bereich Kommunikation
Presse, Chefredaktion WIMA, Vereinbarkeit von Beruf und Familie