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Themen beharrlich zum Erfolg bringen
Volker Hasbargen, Präsident der IHK Karlsruhe
Am 8. April legt IHK-Präsident Wolfgang Grenke sein Amt nieder. Er schlägt der Vollversammlung vor, den 1. Vizepräsidenten Volker Hasbargen als seinen Nachfolger bis zum Ende der regulären Periode 2026 zu wählen.
Im Falle Ihrer Wahl empfinden Sie das Amt als Pflicht oder Ehre, vielleicht auch verbunden mit Freude?
Volker Hasbargen: Eher Freude! Wenn man keine Freude bei einer entscheidenden Aufgabe hat, dann kann man sie gleich bleiben lassen. Es ist für mich Freude und Ehre, allein schon für das Amt vorgeschlagen zu werden. Als Unternehmer ist für mich ganz klar: Ich habe eine gesellschaftliche Verpflichtung, mich zu engagieren.
Was würde bei Ihnen Freude am Amt auslösen?
Volker Hasbargen: Das verantwortliche Gestalten. Die Verantwortung zu übernehmen, dazustehen und zu sagen, ja, ich möchte meine Punkte, die ja nicht nur meine sind, angehen. Ich bin ein ganz normaler Unternehmer und erlebe täglich, was wir in unserer Wirtschaft brauchen, und was wir verantwortungsvoll in die Gesellschaft hineintragen und umsetzen sollten.
Gibt es etwas, was Sie vor dieser Aufgabe abschreckt?
Volker Hasbargen: Eher wovor ich Ehrfurcht habe. Abschrecken nein, sonst würde ich es nicht machen. Ich empfinde Ehrfurcht vor der Verantwortung. Der Präsident in unserer Organisation, der Industrie- und Handelskammer Karlsruhe zu sein, ist schon die zentrale Figur. Da schaut man hin, was er tut und sagt. Ja, ich habe hohe Ehrfurcht vor der Aufgabe und vor der Verantwortung.
Machen Sie sich Gedanken, welche Art von Präsident Sie sein möchten? Wie Ihr Stil und Ihre Führung aussehen werden?
Volker Hasbargen: Ich bin ein kommunikativer Mensch und werde an Beispielen gepaart mit eigenen Erfahrungen und Empfindungen sagen, worum es geht und was mir wichtig erscheint. Ich bin kein Riesenunternehmer, der einen großen Frachter lenken muss. Ich bin eher auf einem kleinen Kutter unterwegs und muss auch mal selber mitanpacken. Aber auf der gleichen hohen See. Als in der Zeitung stand, dass ich als IHK-Präsident zur Wahl vorgeschlagen werde, kamen einige auf mich zu und haben gesagt: „Toll, dass es mal einer aus Bruchsal ist!“ Oder auch: „Schön, dass das mal ein kleiner Unternehmer macht.“ Das ist eine andere Sichtweise, die ich reinbringen werde.
Gibt es ein Hauptthema, das Sie als IHK-Präsident angehen und prägen möchten?
Volker Hasbargen: Das große Thema ist sicher weiterhin Bürokratieabbau. Ich möchte aus der Sicht der Wirtschaft heraus bei den dringendsten Problemen gegenüber der Politik Prioritäten setzen und am Lösungsweg mitwirken. Sowohl für große Unternehmen als auch für KMU. Auch die IHK noch mehr sichtbar nach draußen bringen, mehr zeigen und selbstvermarkten. Das Ehrenamt ist im Sinne der Kosten der preiswerteste Weg, etwas zu bewirken, aber auch die effektivste und wirksamste Einflussmöglichkeit. Wir vertreten in der Vollversammlung der IHK Karlsruhe immerhin rund 70.000 Mitgliedsunternehmen.
Sie haben vor der Bundestagswahl bei den Kandidaten und der Kandidatin im Wirtschaftscheck der IHK angeboten, dass Politiker ein Praktikum in den Unternehmen machen können. Gab es Anfragen? Und haben Sie umgekehrt auch mal ein Praktikum in der Politik gemacht?
Volker Hasbargen: Bislang gab es keine Anfrage. Und ja, ich habe schon mal drei Tage bei einem Politiker verbracht. Das war über die Wirtschaftsjunioren. Deshalb habe ich durchaus Verständnis für Politiker. Womit die sich alles beschäftigen müssen, und wer sie alles anspricht und ein Anliegen hat. Das ist anstrengend.
Sie haben lange mit Wolfgang Grenke zusammengearbeitet. Gibt es im Falle Ihrer Wahl etwas, das Sie von ihm übernehmen würden?
Volker Hasbargen: Er hat klar Themen gesetzt und sie auch durchgebracht. Das würde ich gerne übernehmen und erreichen. Also Themen beharrlich zum Erfolg bringen. Außerdem die klare Trennung zum Hauptamt. Auch wenn ich mit dem Hauptamt eng zusammenarbeiten werde. Mir gefällt, dass Wolfgang Grenke Vertrauen in die Arbeit anderer hat; er ist kein Kontrollfreak. Das bin ich, glaube ich, auch nicht. Man muss den Leuten was zutrauen und nicht permanent hinterher telefonieren und kontrollieren.
Sie bezeichnen sich als Mittelständler. Bitte beschreiben Sie Ihr Business.
Volker Hasbargen: Seit 30 Jahren leite ich das Unternehmen hans-h.hasbargen GmbH & Co KG, das meine Eltern 1964 gegründet haben. Wir stehen heute auf drei Standbeinen. Der Ursprung und die DNA der Firma sind Werbeartikel für Apotheken. Standbein Nummer zwei sind Tablettendosen für den regelmäßigen Medikamentenbedarf, wie sie in fast jedem Haushalt zu finden sind. Ein dritter Geschäftszweig ist der Export von Haushalts- und Gebrauchsgütern Made in Europe nach Asien, darunter exklusive Gläser der ältesten Glasmanufaktur in Frankreich oder besondere Decken aus Schweden.
Haben Sie bereits einen Plan, wie Sie im Falle Ihrer Wahl, alles unter einen Hut bringen können: Privatleben, Business und Ehrenamt?
Haben Sie bereits einen Plan, wie Sie im Falle Ihrer Wahl, alles unter einen Hut bringen können: Privatleben, Business und Ehrenamt?
Volker Hasbargen: Das Allerwichtigste war zunächst mal, die Wahl mit meiner Frau abzustimmen. Wenn die Nein gesagt hätte, wäre es definitiv ein Nein gewesen. Letztendlich wird meiner Familie viel Zeit weggenommen. Die drei Kinder sind erwachsen und zwischen 23 und 28 Jahren alt. Alles Weitere wird sich in der Organisation ergeben.
Was ist Ihr Ausgleich zum Arbeiten?
Volker Hasbargen: Unser Familienleben ist mir wichtig. Wir fahren immer wieder für ein paar Tage fort und treffen uns mit allen. Wir gehen Essen, oder wir kochen auch mit Freunden zusammen. Ich besuche mit meiner Frau gerne Museen und Ausstellungen. Also Lebensfreude ist wichtig. Ohne Lachen durch den Tag zu gehen, das bin nicht ich.
Und wie kommen Sie am Abend runter, wenn es hektisch war und mal etwas nicht gut gelaufen ist?
Volker Hasbargen: Warum muss ich da abends runterkommen? Ich muss tagsüber schon runterkommen. Ich mache bei mir die Tür zu, lege mich auf mein Eileen-Gray-Sofa und schlafe eine Viertelstunde. Oder ich war kürzlich auf der Frankfurter Messe. Da war mir einfach alles zu viel. Mir hat mein Knie weh getan, ich habe zwei blöde Anrufe gehabt und sonst was. Da habe ich mich einfach in eine Ecke gesetzt, mitten auf der Messe, und habe sechs Minuten geschlafen. Danach wache ich auf, bin frisch, und habe wieder einen freien Kopf. Dann geht es wieder richtig ran zur Sache.
Die IHK ist auf Menschen im Ehrenamt angewiesen. Zum Beispiel als Mitglied in der Vollversammlung oder als Prüferinnen und Prüfer. Auch das Präsidentenamt wird nicht vergütet. Wie können Sie andere motivieren, sich ehrenamtlich für die IHK zu engagieren?
Volker Hasbargen: Ich antworte meistens, willst du wirklich, dass der Staat alles alleine entscheidet und übernimmt? Wenn du das nicht willst, dann engagiere dich bei der IHK. Je mehr wir sind, umso stärker ist unsere Stimme, umso aktiver können wir sein, umso besser können wir uns einbringen und werden gehört. Klar, manchmal könnte ich schreien. Wenn zum Beispiel wieder die Bürokratie alles bremst und behindert. Das möchte ich ändern. Da will ich den Blick des Praktikers reinbringen.
Sie könnten doch auch direkt in die Politik gehen…
Volker Hasbargen: Ich bin mit Leib und Seele Kaufmann. Ich mag das. Ich freue mich, jeden Tag in mein Geschäft zu gehen. Politik ist nix für mich. Mir ist aber auch wichtig, dass wir als Unternehmer eine gesellschaftliche Verpflichtung haben, uns zu engagieren. Wenn jeder ein bisschen mehr macht, in vielen verschiedenen Formen, dann - da bin ich mir sicher - bräuchten wir auch viel weniger Gesetze und Vorschriften.
Das Interview führte Ute Kretschmer-Risché, Agentur exakt
Volker Hasbargen, 1963 geboren in Bruchsal, verheiratet, drei erwachsene Kinder. Banklehre in München, Studium Betriebswirtschaftslehre in München an der LMU (Diplomkaufmann), hat beim Otto-Versand in Hamburg gearbeitet. Übernahm in den 90er Jahren das Unternehmen seiner Eltern. Ab 1995 bei der IHK Karlsruhe bei den Wirtschaftsjunioren engagiert. Seit 2004 gehörte er dem Großhandelsausschuss an, den er von 2013 bis 2022 leitete. Dann wurde er in die Vollversammlung gewählt, später auch ins Präsidium, seit 2021 ist er 1. Vizepräsident. Engagiert in verschiedenen Ehrenämtern, unter anderem im Lions Club und als Handelsrichter.
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