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Vom Traum zum Dream-Bowl
Ursprünglich war ich Techniker bei IBM. Als die Firma in den 90ern Stellen abbaute und jedem, der ging, eine ordentliche Abfindung gewährte, habe ich die Chance ergriffen und mit dem Geld eine kleine Transportfirma gegründet. Da ich sehr gern bowlte, träumte ich aber schon damals von einem eigenen Bowling-Center.
Als ich erfuhr, dass in Fellbach solch ein Center angeboten wurde, habe ich mich deshalb gleich beworben. Allerdings sollte es zunächst nur verpachtet werden. Außerdem war die Finanzierung schwierig und das Center schon sehr in die Jahre gekommen: Auf den Bahnen konnte man den Lack mit der Hand abziehen und die Kugeln hatten solche Macken, dass es schon gefährlich wurde.
80 Prozent mehr Umsatz in kürzester Zeit
Fast zwei Jahre habe ich rumgemacht, bis ich endlich Besitzer war. Dann wurde renoviert und 1996 eröffnet. Innerhalb kurzer Zeit stieg der Umsatz um 80 Prozent verglichen mit dem Vorbesitzer. 2002 habe ich mich darum entschlossen, alles zu entkernen und neu zu machen.
Damals hatte ich schon das zweite Center eröffnet. Ich wohne ja in Holzgerlingen und bin immer wieder von Leuten aus der Gegend angesprochen worden, die gern bowlen wollten. Schließlich bin ich auf die Stadt Böblingen zugegangen, denn neben dem Bahnhof Goldberg gab es ein komplett freies Gelände. Ich erhielt den Zuschlag, weil die Stadt hoffte, ihr Bahnhofs-Parkhaus so auch abends auslasten zu können. Diesmal war die Finanzierung deutlich leichter, weil Fellbach gezeigt hatte, dass mein Konzept funktioniert.
Das neue Center schlug ein wie eine Bombe
Tatsächlich hat das neue Center eingeschlagen wie eine Bombe. Schon bei der Eröffnung standen die Leute Schlange. Im Grunde ist das bis heute so: Im Winter haben Sie hier keine Chance, wenn Sie nicht vorher reservieren. Das, obwohl wir 22 Bahnen haben.
So sah die Bowlingbahn 1996 aus.
© Dreambowl
Es kommen nicht nur Privatleute, sondern auch viele Firmen. Für die ist es toll, dass sie das gesamte Programm hier bei uns durchführen können, ohne die Location zu wechseln. Wir haben nämlich auch eine sehr gute Küche. Außer dem Fingerfood gibt es da nichts aus der Büchse – alles machen wir selber, inklusive Spätzle und Soßen. Das hat sich herumgesprochen. Sogar aus der Schweiz kommt ein Gästepaar einmal im Monat zum Essen. Die bowlen gar nicht, wie überhaupt viele unserer Gäste nur wegen der guten Küche kommen.
Alle Sinne spricht die neue Bowlingbahn an.
2005 eröffnete ich ein weiteres Center, diesmal in Metzingen. Die Boss-Verantwortlichen waren auf mich zugekommen, weil sie Bowlingbahnen in ihrem Spielcenter haben wollten. Sie haben mir ordentlich geschmeichelt: „Nur Sie wissen, was man tun muss, damit das ein Erfolg wird.“ Schließlich habe ich mich breitschlagen lassen, obwohl ich auch so schon genug zu tun hatte. 2018 habe ich diese Niederlassung an den dortigen Centerleiter übergeben.
Deutsche Meisterschaften…
2007 fanden die Deutschen Bowling-Meisterschaften hier in Goldberg statt. Die Verantwortlichen waren so begeistert, dass sie unbedingt ein solches Center in München haben wollten. Ich habe dann halb im Scherz gesagt, „wenn ihr ein geeignetes Grundstück findet, mach‘ ichs“. Die haben das ernst genommen und in Unterföhring einen Bauplatz gefunden.
… und die Weltmeisterschaft!
Das wollte ich dann richtig groß haben: 52 Bahnen – ohne Pfeiler dazwischen – und Platz für bis zu 800 Personen. 20 Millionen habe ich dafür in die Hand genommen, aber es hat sich gelohnt. 2010 fanden dort die Weltmeisterschaften statt, die ersten seit 1966 in Deutschland. So eine schöne WM hat es noch nie gegeben, lautete danach die einhellige Meinung. Seither fanden im Münchner Dream-Bowl schon mehrere Europameisterschaften statt.
Wenn ihr ein geeignetes Grundstück findet, mach‘ ichs
Mittlerweile sind zwei meiner drei Kinder in die Firma eingestiegen und wir haben 160 Mitarbeiter, davon 70 fest. In München ist mein Sohn Martin Centerleiter, in Böblingen und in Fellbach übergebe ich nach und nach an meine Tochter Carina. Beide haben vorher eine externe Lehre gemacht, damit sie etwas in der Hand haben und damit sie wissen, wie es woanders zugeht.
Meine 14-jährige Enkelin ist auch schon begeisterter Bowling-Fan und Mitglied der Württembergischen Jugendmannschaft. Mal sehen, ob sie in meine Fußstapfen tritt.
Aufgezeichnet von Dr. Annja Maga für Magazin Wirtschaft, Rubrik Menschen & Ideen
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Dr. Annja Maga