Magazin Wirtschaft

Olymp

Die Kleidungsstile wandeln sich, der Einzelhandel steht unter Druck. Wie sich der Bietigheimer Hemdenhersteller Olymp neu ausrichtet.
Ein langärmeliges Hemd, vorzugsweise in den Farben weiß oder hellblau, war bis vor kurzem noch der Eckpfeiler der männlichen Business-Garderobe. Je nach Branche, Mode und Saison durfte es auch mal rosa, orange, gestreift oder gemustert sein. Doch die Zeiten ändern sich. Zwar gehören Herrenhemden immer noch zum Alltag, jedoch ist es auch nichts besonderes mehr, in Pullover, Polo, T-Shirt oder Hoodi ins Büro zu gehen – das heißt, wenn man nicht gleich im Homeoffice bleibt.
Die Casualisierung schreitet unaufhaltsam voran

Mark Bezner, Chef der Bietigheimer Olymp Bezner KG

„Die Casualisierung schreitet unaufhaltsam voran“, sagt Mark Bezner, der den führenden deutschen Hemdenhersteller, die Bietigheimer Olymp Bezner KG, in dritter Generation leitet. Für Bezner ist das eine Herausforderung: Herrenhemden haben das Familienunternehmen in mehr als sieben Jahrzehnten groß gemacht, noch fast 80 Prozent der Erlöse erzielt Olymp mit seinem Hauptprodukt, das es selbstverständlich in allen erdenklichen Ausführungen in jährlich vier Kollektionen gibt. Olymp führt den europäischen Hemdenmarkt an und konnte diese Position immer wieder auch dank Innovationen verteidigen – etwa mit dem knitter- und bügelfreien „Luxor“-Hemd ab Mitte der 90er Jahre oder mit der Premium-Linie Signature.
Ausschnitt: Kinn, Hals, Hemdkragen
Herrenhemden von Olymp gibt es in allen erdenklichen Ausführungen. Genäht werden sie überwiegend in Vietnam, Indonesien und Bangladesch. © Olymp

Doch dem Familienunternehmer ist klar: „Nur mit bügelfreien Hemden werden wir unsere Marktposition weder halten noch ausbauen können.“ Da zahlt es sich aus, dass Olymp der „Casualisierung“ bereits vor 15 Jahren Rechnung getragen und den Münchner Strickwarenhersteller Maerz übernommen hat. Damit erweiterten die Bietigheimer ihr Sortiment nicht nur um Pullover und Westen, sondern erstmals in der Unternehmensgeschichte auch um Damenmode.

Die Münchener Tochter entwickelt sich besser als das Stammgeschäft

„Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung von Maerz“, sagt Bezner. 2024 habe sich die Münchener Tochter besser entwickelt als Olymp und 27,4 Millionen Umsatz erwirtschaftet (Olymp: 212 Millionen Euro). Strick- und Wirkwaren werden seit der Maerz-Übernahme auch unter der Kernmarke Olymp angeboten und machen laut Bezner einen Anteil von aktuell 20 Prozent aus. Und die Bietigheimer bauen ihr Sortiment weiter aus. So hat Olymp Ende des vergangenen Jahres „die Gürtellinie unterschritten“ und bietet jetzt auch Hosen an – natürlich im Freizeitsegment.
Allerdings ist der sich wandelnde Markt nicht die einzige Herausforderung, der sich der Textilhersteller stellen muss. Am meisten Sorge bereitet derzeit die Krise des Einzelhandels – für Olymp mit rund zwei Dritteln des Absatzes immer noch der mit Abstand wichtigste Vertriebskanal. Dazu gehören angeschlagene Unternehmen wie Galeria oder Wöhrl. „Fast alle unsere Großkunden waren schon einmal in Insolvenz“, sagt Bezner, „manche sogar mehrfach.“

Einzelhandelsschwäche macht Sorge

Was, wenn sich einer von ihnen nicht mehr erholt? Das mag sich Bezner nicht ausmalen. Zwar entwickelt Olymp schon seit längerem den Direktvertrieb über seinen Online-Shop und aktuell 53 eigene Geschäfte in Deutschland und Österreich. „Aber bisher ist das Direktgeschäft noch nicht stark genug, um die Ausfälle auf der Handelsseite auszugleichen“, sagt Bezner. Auch deshalb hält er sich mit einer Prognose zurück, wann Olymp an die Rekordumsätze der Vor-Corona-Zeit anknüpfen könne. 2019 hatten die Bietigheimer noch 268 Mio. Euro eingenommen.

Gesundes, profitables Unternehmen

Worauf es dem Firmenchef aber mehr ankommt: „Wir sind ein gesundes, profitables Unternehmen, unsere Partner wissen, dass es uns in fünf Jahren auch noch gibt.“ Auch im dunkelsten Corona-Jahr 2021 wurden schwarze Zahlen geschrieben, niemand der derzeit 860 Mitarbeiter musste betriebsbedingt entlassen werden. Bezner ist zuversichtlich, dass es so bleibt und rechnet damit, 2025 den Umsatz des vergangenen Jahres zu übertreffen.

Oskar-Gewinner Matthew McConaughey wird das Gesicht der Marke

Wie andere Modehersteller setzt Olymp auf Prominente als Markenbotschafter. In den vergangenen Jahren arbeitete das Familienunternehmen mit dem Hollywood-Schauspieler Gerard Butler („300“, „Gesetz der Rache“) und, nach wie vor, mit dem Weltumsegler Boris Hermann als Botschafter der Linie „Green Choice“ zusammen. Seit diesem Jahr leiht der Oskar-Gewinner Matthew McConaughey („Die Jury“), der Olymp-Werbekampagne sein Gesicht. Die nicht unerheblichen Honorare lohnen sich, versichert Bezner. „Bekanntheit und Begehrlichkeit der Marke sowie die Kaufbereitschaft haben sich messbar verbessert.“
Walter Beck Redaktion Magazin für die Rubrik “Menschen&Ideen”