Mit Hochdruck auf den Weltmarkt
Dieses Jahr ballen sich die Jubiläen bei Kärcher: Das Unternehmen feiert seinen 90. Geburtstag und wir feiern 75 Jahre Hochdruckreinigung. Darüber hinaus freue ich mich, seit 25 Jahren die Verantwortung für Kärcher als CEO tragen zu dürfen.
Alfred Kärcher war ein echter schwäbischer Tüftler und Erfinder. 1924 stieg er in das Büro seines Vaters ein und baute es zu einem Ingenieurbüro aus. Ein großer Auftrag für den Bau von Heißluftbläsern zum Anwärmen von Flugzeugmotoren ermutigte ihn 1935, in Bad Cannstatt seine eigene Firma zu gründen. Der Umzug nach Winnenden fand zwei Jahre später statt.
1948 konstruierte Alfred Kärcher seinen ersten Hochdruckreiniger
1945 erhielt unser Firmengründer einen Wartungs- und Reparaturvertrag für Dampfstrahler der US-Streitkräfte, was sich als Initialzündung für eine wegweisende Entwicklung erwies. Er verbesserte die Pumpe, den Brenner, den Düsendruck und die Sicherheitseinrichtungen des amerikanischen Vorbilds und konstruierte so 1948 einen eigenen Hochdruckreiniger. Dadurch entstand zwei Jahre später der erste europäische Heißwasser-Hochdruckreiniger – eines unserer Kernprodukte bis heute.
Die 1960er waren geprägt von vielen heterogenen Entwicklungen bis hin zu Spielzeugelefanten. Das Geschäft lief eher schleppend. Irene Kärcher, die nach dem frühen Tod ihres Mannes 1959 die Firma übernommen hatte, entschied sich darum, ganz auf Hochdruckreinigung zu setzen. Rückblickend war das die richtige Entscheidung.
Ein VfB-Spiel brachte den Durchbruch
Der Durchbruch kam 1984 mit dem ersten tragbaren Hochdruckreiniger für den Privatbereich. Bei einem VfB-Heimspiel führten Kärcher-Mitarbeiter in der Halbzeitpause vor, wie einfach und schnell man damit sein Auto reinigen kann. Das war an einem Samstag. Am folgenden Montag liefen die Telefone bei uns heiß.
An dem Beispiel kann man sehr schön erkennen, warum Kärcher bis heute so erfolgreich ist: Wir schaffen einen Markt, den es vorher nicht gab – für ein Problem, das viele kennen, für das aber bis dahin noch niemand nach einer Lösung gesucht hat.

Ein schönes Beispiel dafür ist unser Fenstersauger, den wir 2008 auf den Markt gebracht haben. Vorher wusste niemand, dass es so etwas geben könnte. Bei solchen Durchbruchsinnovationen braucht man gar nicht viel Werbung zu machen: Der Kunde erkennt sofort den Mehrwert und will das Gerät haben.
Deshalb werden viele unserer Geräte sehr schnell kopiert! Aber wir patentieren alles was geht und verteidigen unsere Schutzrechte vehement. Was wir aber allen Wettbewerbern voraus haben, ist die Marke. Dazu gehören für uns nicht nur Name und Qualität, sondern auch unser Service, die schnelle und langjährige Ersatzteillieferung und unsere geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Deshalb werden viele unserer Geräte sehr schnell kopiert! Aber wir patentieren alles was geht und verteidigen unsere Schutzrechte vehement. Was wir aber allen Wettbewerbern voraus haben, ist die Marke. Dazu gehören für uns nicht nur Name und Qualität, sondern auch unser Service, die schnelle und langjährige Ersatzteillieferung und unsere geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
1100 Ingenieure tüfteln an neuen Produktideen
Trotzdem wird es immer Nachahmer geben. Aber die Reinigungsbranche ist stark unter-innoviert und es gibt noch viel zu entwickeln für unsere 1100 Ingenieure. Ich selbst kenne auch nach 34 Jahren bei Kärcher noch zahlreiche ungelöste Reinigungsprobleme. Die Ideen kommen zum Beispiel aus unserem Kultursponsoring. Als wir 1999 die Kolonnaden am Petersplatz in Rom reinigten, entwickelten unsere Ingenieure ein schonenderes Strahlverfahren mit Gummikügelchen.
Andere Ideen entstehen aus den Nachfragen der Kunden. Zum Beispiel finden die Gebäudereiniger heute nur noch schwer Personal, das nachts Werkhallen oder Krankenhausflure putzt. Für sie haben wir schon 2022 Europas ersten voll automatische Reinigungsroboter Kira entwickelt und komplett selbst programmiert.
Die Kunden kommen je zur Hälfte aus dem privaten und dem gewerblichen Bereich
3000 verschiedene Produkte haben wir heute im Portfolio. Je zur Hälfte tragen gewerbliche und private Kunden zum Umsatz bei. Für unsere Kunden haben wir diese Aufteilung der Geschäftsbereiche auch sichtbar gemacht: Seit 2013 sind unsere Geräte für professionelle Anwender anthrazit-farben, die Consumer-Geräte gelb und unsere Indoorprodukte seit 2024 weiß.
Ich sage gern, dass das Putzen stark unter-innoviert ist.Hartmut Jenner, Vorsitzender des Vorstands der Alfred Kärcher SE & Co. Kommanditgesellschaft
Besonders wichtig ist für uns der Bereich Service. Wir haben erst im vergangenen Jahr unser neues, hochmodernes Wartungs- und Reparaturzentrum in Ahorn eröffnet, eine Investition von 26 Millionen Euro. In dem Service Center reparieren und warten wir Geräte aus zehn europäischen Ländern Das bedeutet kürzere Transportwege und weniger CO2. Wir legen großen Wert auf unsere Nachhaltigkeitsziele, was die zweifache Auszeichnung mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2022 und 2025 unterstreicht.
Kärcher verfügt heute in nahezu allen Ländern der Welt über mehr als 170 eigene Firmen. Unser Ziel ist es, in allen Ländern mit eigenen Vertriebs- und Servicegesellschaften vertreten zu sein. Das ist auch deshalb wichtig, weil wir so die Bedürfnisse unserer Kunden besser kennenlernen. Putzen und Sauberkeit sind ja nicht normierbar und stark abhängig von Kultur, Erfahrung und Sozialisation.
IHK Magazin Wirtschaft, Rubrik “Menschen & Ideen”
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Dr. Annja Maga