Die zweite Haut aus Recycling-Stoff
Wo früher Sakko oder Kostüm Pflicht waren, kann man sich heute auch in einem stylischen Sport-Outfit sehen lassen. Vor allem die Jüngeren schätzen es, wenn sie zu Cafébesuch, Shopping und Marathonlauf in der gleichen bequemen Garderobe auftreten können.
Model mit Sportdress des Ingersheimer Labels
„Das ideale Sportdress will man überhaupt nicht mehr ausziehen“, sagt Tabea Fischer. „Es sitzt wie eine zweite Haut.“ Mit ihrem Modelabel „To the Top“ ist die begeisterte Läuferin vor gut einem Jahr an den Start gegangen und nimmt eine qualitätsbewusste und zahlungskräftige Klientel in den Blick.
Mit Mode aufgewachsen
Mit Mode hat die 30-Jährige ihr ganzes Leben verbracht. Ihr erstes Praktikum führte sie zu Hugo Boss in Metzingen, nach dem Studium an der renommierten Akademie Mode & Design in Berlin mit Gastaufenthalten in New York und Amsterdam war sie für den Hamburger Online-Modehändler About You tätig. An Alster und Spree knüpfte die junge Mode-Managerin nach und nach ein Netzwerk aus überwiegend gleichaltrigen Mode-Enthusiasten, darunter der Designer Stefan Eckert. „Ich hatte die Idee und die Kontakte“, sagt Tabea Fischer. „Es hat einfach gepasst.“ Den Mut zur Gründung wird ihr auch ein wenig die eigene Familiengeschichte gegeben haben, denn sie stammt aus der Inhaberfamilie des Bekleidungsherstellers Olymp in Bietigheim-Bissingen.
Doch womit hebt man sich ab von den zahllosen etablierten Marken auf dem 180-Milliarden-Dollar-Markt für Sportbekleidung? Zum Konzept „zweite Haut“ gehörte für Tabea Fischer, dass die Leggings oder Tops so wenige zwickende und reibende Nähte wie möglich haben sollten.
Kooperation mit Spezialisten in Portugal

Möglich machen das so genannte Rundstrickmaschinen, die nur bei wenigen Herstellern in Betrieb sind. Über ihren Kollegen Stefan Eckert nahm die Startup-Gründerin Kontakt zu einem portugiesischen Textilunternehmen auf, das diese Technik beherrscht. „Bei dieser Entfernung sind die Lieferzeiten berechenbarer als mit Partnern beispielsweise in Asien“, sagt sie. „Das ist gerade für ein junges Unternehmen wichtig.“ Gemeinsam mit Eckert hat Tabea Fischer auch die erste Kollektion entworfen, die auf Pastellfarben und hautenge Passform setzt.
Schön und bequem – das allein reichte Tabea Fischer aber nicht. Für die Edel-Kollektion sollte kein zusätzlicher Abfall produziert, die Welt im Idealfall sogar sauberer gemacht werden – ein gewichtiges Argument für die auch ethisch anspruchsvolle Zielgruppe. Jedes Stück von To the Top besteht zwar aus Synthetik-Fasern, wird aber zu 100 Prozent aus Recycling-Material gefertigt. Als Rohstoff dient unter anderem „Ocean Plastic“ aus dem Meer, das der portugiesische Lieferant auch für andere Kunden aus der Branche nutzt.
Pop-up-Store als Startschuss
Risikokapital benötigte Tabea Fischer für ihre Gründung nicht, verkauft wird bisher vor allem über einen Online-Shop. Den Schritt in den stationären Handel wagte das Startup im März mit einem dreiwöchigen Pop-up-Store bei Breuninger in Stuttgart, dem ein weiterer in Sindelfingen folgte. „Das war als Test gedacht, wurde aber ein toller Erfolg“, freut sich die Gründerin. Künftig ist sie bei Breuninger fest im Sortiment, darüber hinaus im Tracta-Mode-Outlet in Ingersheim, Kreis Ludwigsburg und in der Stuttgarter Gallerie von Romulo Kuranyi.
Olympiasiegerin wirbt

Zu gutem Marketing gehört manchmal auch eine Portion Glück. Diesem begegnete Tabea Fischer auf einer Sportmesse in Gestalt von Darja Varfolomeev, rhytmische Sportgymnastin aus Fellbach-Schmiden. Die 18-Jährige willigte ein, als Markenbotschafterin für To the Top aufzutreten. Dass sie wenig später die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen holte, machte die Sache richtig rund.
Gegründet hat Tabea Fischer ihr Modelabel in Berlin, gelebt hat sie bisher in Hamburg. Doch die Zukunft der jungen Firma liegt in der Region Stuttgart. Unterstützt von zunächst zwei festangestellten Mitarbeiterinnen, wird die Jungunternehmerin die Geschäfte künftig von Ingersheim aus führen.
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Walter Beck