Zeitsprung: Hattahöfer Heahleskist

Manfred Frank erzählt die Geschichte des Frank & Stöckle Busunternehmens, Hattenhofen:
Früher sind die Arbeiter aus Hatten­hofen zu Fuß nach Göppingen zur ­Arbeit gelaufen. Das kostete sie jeden Tag drei bis fünf Stunden. Um es ihnen leichter zu machen, kaufte mein Groß­vater Heinrich Frank 1925 einen gebrauchten Lastwagen. Weil man darin wie die Hühner auf der Stange saß, hatte das ­Gefährt schnell seinen Namen weg: D`Hattahöfer Heahleskist, also Hühnchen­kiste.

Seit 1928 gibt es “richtige” Busse

1928, nachdem sich mein Großvater mit Oskar Stöckle zusammengetan hatte, konnten die Leute immerhin schon in ­einem richtigen Omnibus sitzen. Damals entstand auch unser Firmenname. Er ist geblieben, auch wenn uns das Geschäft schon seit 1952 wieder allein gehörte.
Immer mehr Leute wollten mit uns fahren. Deswegen wurden bald weitere Busse ­angeschafft. Die fuhren nicht mehr nur nach Göppingen, sondern auch zu Ausflugszielen an den Bodensee oder nach Oberbayern. Eine halbe Weltreise war das für die alten Autos. Autos, das sage ich gern, wenn ich Busse meine.

Vom Nordkap bis in die Türkei

Im Krieg wurden einige Busse konfisziert und es gab auch kaum Sprit, sodass die Busse auf Holzvergaser umgerüstet werden mussten. Seit den 1950ern wuchs das Geschäft dann wieder sehr stark. Wir bedienten damals vier ­Linien - heute sind es zehn. Wir boten aber auch große Reisen an: vom Nordkap bis in die Türkei. Oft habe ich am Steuer gesessen und so halb Europa gesehen.
Ich bin ja ins Geschäft reingeboren, kann man sagen. Nach der Schule habe ich dann Kfz-Mechatroniker und Reiseverkehrskaufmann gelernt und meinen Busführerschein gemacht. Technisch und kauf­männisch - daran sieht man schon, wie vielfältig meine Arbeit ist.

Meine Frau: mein Rückhalt und mein Ruhepol

1961 hatte mein Vater Heinrich das Geschäft mit seinem Bruder Dieter übernommen. Leider starb Vater schon 1976 - da war ich 17. Weil Dieter 1963 die Firma Knauss in Schorndorf übernommen hatte, führte meine Mutter unser Geschäft weiter, zunächst mit einem Prokuristen, ab 1985 mit mir. Seit 2002 leite ich die Geschicke zusammen mit meiner Frau Christine: Sie ist mein Rückhalt und mein Ruhepol.
Der Genannte am Steuer des alten Busses
Manfred Frank in einem seiner Busse aus den 1990ern. © IHK/Maga

2019 kam im Landkreis Göppingen das 19+-Konzept für den ÖPNV. Es legt fest, dass Linien zwischen 5 und 24 Uhr regelmäßig bedient werden müssen. Im Stadtverkehr Göppingen kamen die Linien 901-906 hinzu. Seither beschäftigen wir rund 45 Busfahrer statt vorher 25. Die ersten starten gegen 5 Uhr, die letzten kommen um 26:08 Uhr zurück. So sagen wir zu 2:08 Uhr, weil es ja noch zur Vortagsschicht gehört.
1,3 Millionen Kilometer fahren wir im Jahr - doppelt so viel wie vorher. Das war natürlich eine Herausforderung. Man sieht daran, dass man immer schnell reagieren muss, möglichst sogar vorausdenken. So haben wir es immer gehalten. Zum Beispiel ­haben wir unsere drei Reisebüros verkauft, als Last Minute und Internetbuchung aufkamen.

Bald können wie 13 E-Busse auf einmal laden

Gerade investieren wir in einen Erweiterungsbau und in ­einen Trafo mit 1250 Kilowatt. So können wir eines Tages 13
E-Busse auf einmal laden. ­Einen haben wir schon und sind sehr zufrieden. Treibende Kraft da ist unser Sohn Carsten. Er hat bei EvoBus in Ulm Mechatroniker mit Fachrichtung System- und Hochvolttechnik gelernt sowie die Unternehmerprüfung bei unserem Verband WBO abgeschlossen. Er ist ganz begeistert von der neuen Technik und hat sich da total reingekniet.

Die Kinder müssen die Weichen für die Zukunft stellen

Ich bin Jahrgang 1959. Eines Tages werde ich sagen, bis hierhin und nicht weiter. Die nächste Generation ist ja schon da - Carsten und unsere Tochter Jessica, die für Finanzen und Buchführung zuständig ist. Ich unterstütze sie und bremse sie nicht aus. Schließlich kennen sie sich mit den heutigen Sachen besser aus als ich, und sie müssen auch die Weichen für die Zukunft stellen. Es nutzt ja alles nichts, wenn die Alten zu lange festhalten. Dann gibt es vielleicht nichts mehr, was sie weitergeben können.
Aufgezeichnet von Dr. Annja Maga, Redaktion Magazin Wirtschaft für Rubrik Menschen & Ideen

Gedichtle: D´Hattahöfer Heahleskist

Em Rucksack drin a Stückle Brot,
Zwoi Stunda z´Fuaß, des isch a Not.
Bei Rega, Glatteis ond bei Schnee
Des macht da Heiner schierga he.
Liegt er im Bett dann spät bei Nacht,
No träumt er, wia mer´s besser macht
Ond fleht: „Mach Herr der Lauferei a End,
Weil mir jetzt oifach d´Füaß wai dent!“
Ond sieh, der Herrgott hot Erbarma.
Er zoigt im Traum dem Ma, dem arma,
En großa alta Motorawaga.
„Mit dem, do kasch dei Glück jetzt waga!
Des hot da Heiner mächtig g´freut.
„Jetzt kommet her, ihr Männerleut.
Zum Teufel mit dera Lauferei.
Mir fahret jetzt ins Städtle nei!“
Es kommet morgnets ganze Schara
Ond wellet mit dem Karra fahra.
Do fährt er los, s´got wia der Blitz.
Dia Männer schüttlet´s uf de Sitz.
Hot´s aber g´regnet oder g´schneit,
No sind se naß worda, dia Leut.
Drum baut mit Augamoß der Schreiner
D´Hattahöfer Heahleskist dem Heiner.
Dia Göppinger hent g´spottet halt.
Des aber läßt da Heiner kalt.
Er fährt tagtäglich hin und her.
Ond so fing an der Busverkehr.
www.frank-stoeckle.de/wir-ueber-uns/1925-1930.html