Praxis & Ratgeber

Der Rohstoff der Zukunft

Wie sich Ausbildung und Beschäftigung in den nächsten Jahren wandeln werden, zeigt die IHK Nord Westfalen in einer Webinarreihe zur Fachkräftesicherung. (Interview: Anna Zenker)
Steffi Burkahrt
Dr. Steffi Burkhart © Simon Wegener
Dr. Steffi Burkhart sprach innerhalb der IHK-Webinarreihe im Projekt „INA - Impulse zur Nachwuchsaquise und Fachkräftesicherung“ aus der Sicht der unter 35-Jährigen über die Zukunft der Arbeit und den gesellschaftlichen Wertewandel. Sie ist überzeugt, dass Talente „der Rohstoff der Zukunft“ sind. Die Psychologin liefert Anregungen, wie Unternehmen diese Zukunft gestalten können.
Welche Trends und Veränderungen erwarten Unternehmen in den nächsten Jahren?
DR. STEFFI BURKHARDT: Die Millennials sind im digitalen Zeitalter die Schlüssel-Generation. Ihre Mind- und Skillsets (Denkweise und Fähigkeiten, Anm. d. Redaktion) werden die Wirtschaft nachhaltig verändern. Digitalisierung und künstliche Intelligenz bilden eine neue Welt, die sich mit alten Theorien und Erfahrung nicht erklären lässt. Millennials stehen für eine neue Denkweise. Sie haben ein digital geprägtes, vernetztes und kollaboratives Mindset, sie leben neue Zickzack-Lebensläufe.
Der Arbeitgebermarkt hin zum Bewerbermarkt ist bereits deutlich spürbar. Millennials sind hier die knappe Ressource der Zukunft und gleichzeitig das flüchtigste Molekül der Zukunft am Arbeitsmarkt. Was wir heute in der Digitalisierung benötigen, sind digitale Könner, die sich wirklich mit den neuen Technologien auskennen und die Infrastruktur des Internets mit verändern. Dieses Personal ist derzeit auf dem Arbeitsmarkt aber nicht in ausreichender Menge verfügbar. Der Pool an Arbeitskräften schrumpft und der Anteil hochqualifizierter, motivierter Talente wird kleiner.
Was können Unternehmen selbst tun, um den Wandel mitzugestalten?
BURKHART:
Motivierte und talentierte Mitarbeitende werden zum wichtigsten Kapital von Unternehmen, die weltweit um Millennials konkurrieren werden. Um junge Menschen für sich zu gewinnen, muss ein Unternehmen in die Lebensrealitäten und Kultur junger Menschen eintauchen. Wer heute nicht digital und proaktiv auf junge Menschen zugeht, existiert für die Generation Z nicht. Eine zentrale Frage der Zukunft für Unternehmen wird auch sein: Wie gelingt es, dass fünf Generationen gemeinsam am Arbeitsplatz Großes schaffen. Veränderungen in der Arbeitswelt setzen neue Skills voraus. Ein Drittel der Kompetenzen, die wir heute benötigen, werden in fünf Jahren wieder ganz andere sein. Wir müssen junge Menschen dazu befähigen, mit und neben Maschinen zu arbeiten, die immer intelligenter, immer stärker vernetzt sein werden. Denkmuster, Ratschläge und die Rolle von Schulen, Hochschulen und Universitäten müssen hinterfragt werden, um jungen Menschen das richtige Skillset für ihre Zukunft mit auf den Weg zu geben.
Was wird es in Zukunft auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr geben?
BURKHART:
Das Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Arbeitsmodell mit der klassischen Fünftagewoche und ninetofive-Bürojob wird zu einem Auslaufmodell. Viele aus den Generationen Y und Z werden in ihrem Berufsleben mehr als achtmal den Job wechseln, auf eigenen Wunsch oder weil sie es müssen. Dabei wechseln sie zwischen Festanstellung oder Freelancerdasein, gehen ins Ausland, wechseln die Branche, arbeiten in Teilzeit und machen sich zusätzlich selbstständig. Unternehmen müssen sich in der Zukunft auch öffnen für den Quereinstieg. Gleichzeitig ist für einen nicht unbedeutenden Teil der Millennials in diesen unbeständigen Zeiten ein sicherer Job hochbegehrt
Infos und Verteiler zur INA-Webinarreihe:Anna Zenker, Tel. 0251 707-415, anna.zenker@ihk-nw.de