Mit Notfallplan durch die Krise

Ein Stromausfall zur falschen Zeit, ein Serverproblem – und plötzlich steht alles still. Cyberangriffe, Serverpannen oder Stromausfälle können jeden Betrieb treffen. Trotzdem haben viele Unternehmen keinen Notfallplan. Dabei entscheidet oft nicht die Größe eines Unternehmens über den Schaden, sondern die Vorbereitung.
Silas Borgmeier weiß, worauf es ankommt. Der IT-Sicherheitsberater von AWARE7 aus Gelsenkirchen entwickelt Notfallpläne für Mittelständler. Im Interview erklärt er, warum Technik allein nicht reicht – und warum klare Abläufe über Erfolg oder Chaos entscheiden.
Wirtschaftsspiegel: Was ist ein Notfallplan – und wozu braucht man ihn?
Silas Borgmeier: Ein Notfallplan ist wie ein Rettungsanker – und zwar nicht nur für den IT-Bereich, sondern für das ganze Unternehmen. Er regelt, wer im Ernstfall was tut, wer informiert wird und wie man Schäden begrenzt. Es geht dabei nicht nur um Hackerangriffe. Auch Feuer, Wasserschäden oder ein technischer Defekt können einen Notfall auslösen. Ohne klare Aufgaben verlieren Sie Zeit – und die ist dann oft das Wertvollste.
Viele sagen: „Uns passiert sowas nicht.“ – Was sagen Sie denen?
Borgmeier: Das höre ich tatsächlich oft – gerade in kleineren Unternehmen. Aber: Angriffe passieren meist automatisiert. Hacker prüfen nicht, ob Sie ein Weltkonzern sind oder nicht. Wenn es eine Schwachstelle gibt, wird sie genutzt. Und wenn Ihre Daten plötzlich verschlüsselt sind, ist klar: Das kann jedem passieren.
Was gehört unbedingt in einen guten Notfallplan?
Borgmeier: Die Geschäftsführung muss den Plan tragen. Das ist entscheidend. Wenn es nur ein Projekt der IT-Abteilung ist, wird es nicht ernst genommen. Ein klares Vorwort der Chefin oder des Chefs macht einen Unterschied. Dann: Szenarien, Zuständigkeiten, Checklisten, klare Meldewege. Und: Wer hält den Plan aktuell? Ein veralteter Notfallplan ist im Ernstfall wertlos.
Wie oft muss der Plan denn überarbeitet werden?
Borgmeier: Mindestens zweimal im Jahr. Aber sobald sich etwas verändert – neue IT-Systeme, ein Dienstleisterwechsel, ein Umzug –, muss er angepasst werden. Es sollte eine feste Person geben, die das im Blick behält.
Was sind die ersten Schritte im Ernstfall?
Borgmeier: Ruhe bewahren. Bei einem Cyberangriff den PC vom Netz trennen – aber bitte nicht ausschalten. Sonst gehen wichtige Beweise verloren. Lieber alles dokumentieren: Screenshots, Notizen. Und dann: dem Plan folgen. Es sollte eine Kurzfassung geben, die jeder versteht – ohne langes Suchen.
Wie bringt man das Thema ins Unternehmen?
Borgmeier: Ein Handbuch im Regal bringt nichts. Es braucht kurze Einheiten, regelmäßig. In Teammeetings, durch Schulungen. Oder mit einer einfachen Maßnahme: Mitarbeitende unterschreiben, dass sie die Infos gelesen haben. Dann bleibt das Thema präsent.
Welche weiteren Sicherheitsmaßnahmen empfehlen Sie?
Borgmeier: Genauso wichtig sind Phishing-Tests, technische Prüfungen, Sicherheitstrainings. Und: der Austausch mit Behörden. Das BSI oder die Landesdatenschutzbeauftragte bieten gute Unterstützung.