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Studieren auf Betriebstemperatur
Ein duales Studium ist mehr als nur praxisnah: Es führt sofort mitten hinein in die Praxis und kann deshalb Karrieren beschleunigen. Britta Sprey, Geschäftsführerin Cargobull Parts & Services, hat diese Chance genutzt.
Britta Sprey, Geschäftsführerin Cargobull Parts & Services, hat ihre Karriere mit einem dualen Studium begonnen.
Sprey hat Talent für Sprachen und begegnet Menschen aller Kulturen mit Offenheit. Sie bringt somit alles mit für die internationale Kommunikation. Zugleich brennt sie für Betriebswirtschaft. Schon zu Schulzeiten kombiniert sie beide Interessen: Sie wechselt vom Gymnasium auf das Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung in Ahaus, belegt als Leistungsfächer BWL und Englisch und macht den Abschluss „Geprüfte Fremdsprachenkorrespondentin IHK“, und zwar mit Top-Zensuren. Herzlich willkommen also im Vollzeitstudium? Sprey entscheidet damals anders, weil sie im Presto, dem zügigen Tempo, ins Berufsleben durchstarten will. Dafür hat der Standort Deutschland eine Überholspur gebaut: das duale Studium. Schmitz Cargobull, erzählt die Geschäftsführerin, gehöre zu den Unternehmen, die sich von Beginn an in diesem Angebot als dualer Bildungspartner engagiert habe. „Ich habe mir aufgrund meines Wirtschaftsvollabiturs die Ausbildung zur Industriekauffrau und das parallele BWL-Studium am Wochenende zugetraut“, erklärt sie. Mit ihrem Abschluss im Jahr 2007 gehörte sie nach eigenen Angaben zum „ersten Studiengang, der im Anschluss an den Betriebswirt VWA im 7. Semester den Bachelor machen konnte.“
Recruiting der smarten Art

- Karrierestationen von Britta Sprey
- 2000 bis 2003: Wirtschaftsabitur am Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung mit Abschluss zur Fremdsprachenkorrespondentin (englisch)
- 2003 bis 2007: Duales Studium bei der Schmitz Cargobull AG mit Abschluss Bachelor of Arts
- 2007 bis 2010: Logistikplanerin im Werk Vreden, Planung und Entwicklung von Lieferketten im Produktentstehungsprozess
- 2010 bis 2014: Teamleiterin der Schmitz Produktionssystems (SPS) im Werk Vreden mit Schwerpunkt Logistik
- 2014 bis 2017: Strategische Einkäuferin im Baukasten Chassis
- 2017 bis 2020: Leiterin des Supply Chain Managements für Ersatzteile weltweit
- Seit 2020: zusätzliche Leitung des weltweiten Aftersales Geschäfts der Schmitz Cargobull AG und Geschäftsführung der Cargobull Parts & Services
„Ich habe viel durch großartige Vorbilder gelernt, denn wenn Führungskräfte ihren Führungsstil authentisch leben und erklären, ist das bereichernd und augenöffnend“, sagt Sprey. So hat sie beispielsweise mit Anfang 20 die neue Fertigungslinie für den Trockenfracht-Auflieger mit auf die Beine gestellt. Sie war in diesem Projekt für die Logistik verantwortlich. „Das hat mich in hohem Maße gefordert, aber auch reifen lassen“, erinnert sich Sprey. Sie ist sich sicher: Es sind nicht primär akademische Leistungen, die eine gute Führungskraft auszeichnen, sondern Selbstvertrauen, Entscheidungskraft, Teamfähigkeit und die Bereitschaft, ständig dazuzulernen. Mit dieser Kombination an Qualitäten hat Sprey es weit gebracht: Als Geschäftsführerin Cargobull Parts & Services ist sie dafür verantwortlich, dass Kunden das Schmitz Cargobull Serviceversprechen positiv erleben, dass das Unternehmen mit dem Spareparts- und Servicegeschäft wächst und sich die Mitarbeitenden hochmotiviert dafür einsetzen.
Management nicht nur Männersache
Sprey ist zurzeit eine der wenigen Frauen im Top-Management des Trailer-Herstellers. Sie verweist darauf, dass Frauen branchenübergreifend in Führungspositionen nach wie vor unterrepräsentiert sind. „Mehr als die Hälfte der Absolventinnen in betriebswirtschaftlichen Studiengängen sind weiblich, kommen aber, trotz super Abschlüssen, im Top-Management und mittleren Management nicht an“, bedauert sie. Den Mut zum nächsten Karriereschritt sieht Sprey bei Männern infolge einer optimistischeren Selbsteinschätzung meist stärker ausgeprägt. Zwar habe das Bewusstsein für die Situation und der Veränderungswille in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft leicht zugenommen. Dass Diversität in Führungsteams nachweislich zu besseren Ergebnissen führt, sei aber offensichtlich noch nicht überall bekannt. Sprey selbst hat es nie an Mut gefehlt, neue Aufgaben und mehr Verantwortung zu übernehmen. „Weil sich innerhalb des Unternehmens immer Möglichkeiten zur Entwicklung und Veränderung ergeben haben und es deshalb nie langweilig geworden ist, bin ich noch immer bei Schmitz Cargobull tätig“, sagt die Geschäftsführerin. Dass die Firma ambitionierten Absolventen die Chance gebe, in den eigenen Reihen zu wachsen, komme allen Beteiligten zugute: „Durch die Positions- und Perspektivwechsel konnte ich immer lernen und Erfahrungen in Bereiche einbringen, die gesamtheitlich dem Unternehmen etwas gebracht haben“, erklärt Sprey.
Lebenslanges Lernen: Mit diesem Schlüssel lassen sich auf dem Karriereweg immer wieder Türen öffnen.Ulli Schmäing
Lebenslanges Lernen: Mit diesem Schlüssel lassen sich auf dem Karriereweg immer wieder Türen öffnen, die weiterführen, sagt auch Ulli Schmäing, Abteilungsleiter Weiterbildung bei der IHK Nord Westfalen. „Der Ausbildungsabschluss und der Bachelor sind eine exzellente Grundlage, aber erst der Start“, betont Schmäing, der noch mehr Unternehmen der Region für das Angebot „Duales Studium“ gewinnen will. Die Kooperation der drei Bildungspartner im dualen Modell – Unternehmen, Hochschulen, IHK – empfindet er als einen „Dreiklang des Erfolgs“. Das Karriere-Crescendo von Britta Sprey jedenfalls passt gut in dieses Bild.
Schmitz Cargobull Parts & Services ist die zentrale Aftersales-Einheit der Schmitz Cargobull AG, dem nach eigenen Angaben in Europa führendem Hersteller von Sattelaufliegern, Anhängern und Aufbauten mit Sitz in Horstmar. Mit einem europaweiten Netzwerk von 1.400 zertifizierten Service-Partnern sorgt Schmitz Cargobull Parts & Services für maximale Fahrzeugverfügbarkeit.
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Redaktion Wirtschaftsspiegel