5 min
Lesezeit

Mit der Akku-App ins Bundesfinale
Eine App, die verschollene Akkus aufspürt: Mit dieser Idee vertritt „Team Orkkus“ das Münsterland beim Bundesfinale von „Jugend gründet“.
Im Schnelldurchlauf von wenigen Wochen haben eine Schülerin und vier Schüler des Hans-Böckler-Berufskollegs aus Münster das Auf und Ab vieler echter Existenzgründer mitgemacht: Auf die Anerkennung für eine vielversprechende Geschäftsidee folgte ein harter Rückschlag. „Team Orkkus“ ließ sich aber nicht entmutigen, blieb hartnäckig und wurde dafür belohnt: Ab dem 25. Juni geht es für zwei Tage zum Bundesfinale des Wettbewerbs „Jugend gründet“. In Stuttgart stellen die Fünf ihre App-Idee vor, die beim Aufspüren voller Akkus hilft. Unterstützt werden sie in der Vorbereitung von ihrer Schule und dem Team der Abteilung „Gründung und Unternehmensförderung“ der IHK Nord Westfalen.
Platz 16 bei 1.200 Geschäftsideen
„Team Orkkus“, das sind Benedikt Ueding aus Laer-Holthausen, Lucy Fellhölter aus Sassenberg, Leonard Kaltmeyer aus Münster-Coerde, Mattis Hilgenhöner aus Drensteinfurt-Rinkerode und Finn Tilbeck aus Telgte. Sie schafften es mit einem starken 16. Platz unter die besten 30 und damit ins Halbfinale von „Jugend gründet“. Insgesamt waren fast 1.200 Geschäftsideen von Schülerinnen und Schülern eingegangen.
Bereiten sich auf das Bundesfinale von „Jugend gründet“ in Stuttgart vor (v.l.): Finn Tilbeck, Mattis Hilgenhöner, Lucy Fellhölter, Benedikt Ueding und Leonard Kaltmeyer.
Ladegerät mit Trackingchip aufspüren
Ausgerechnet dann, wenn ein voller Akku gebraucht wird, ist dieser oft unauffindbar. Die App „Orkkus“ soll deshalb das Smartphone mit einem Trackingchip im Akku verbinden und den Stromspeicher orten sowie dessen Ladestand melden. Lässt mitten in der Arbeit die Leistung eines Akkus nach, ist vollgeladener Ersatz auf diese Weise schnell gefunden und ungeplante Arbeitspausen werden vermieden. „Suchst du noch oder arbeitest du schon?“ lautet das Motto von „Orkkus“.
Auf den Pitch-Wettbewerb folgte ein Unternehmensplanspiel. Hier sammelte das Quintett doch noch die notwendigen Punkte für den Sprung auf Platz sechs. Das reichte sicher fürs Finale der Top Ten der Nachwuchsgründer. Die viele Arbeit neben der Vorbereitung auf die Abiturprüfungen hat sich gelohnt: „Das war ein Brett, das machst du nicht nebenbei“, sagt Tilbeck.
IHK unterstützt Gründerinnen und Gründer
Christian Seega
Christian Seega, Gründungsberater bei der IHK Nord Westfalen, gehörte zu den Juroren beim Halbfinale in Münster. Der Ideenreichtum der Schülergruppen, die bei „Jugend gründet“ antreten, beeindruckt ihn genauso wie die Begeisterung, mit der sie diese Ideen möglichst bis zur Marktreife weiterentwickeln. „Da hat Orkkus einige Fortschritte gemacht“, so der Eindruck des Experten.
Die Gruppe tüftelte in den vergangenen Wochen weiter daran, um das Konzept der App zu verbessern. Das Feedback der Jury nach dem Pitch-Wettbewerb fand sie dafür sehr hilfreich. „Unsere Zielgruppe war nicht klar genug definiert“, erläutert Hilgenhöner. Nicht an einer industriellen Fertigungsstraße soll „Orkkus“ beim Finden verschollener Energiespeicher helfen, sondern dem Handwerker die Suche nach vollen Akkus in der Werkstatt erleichtern.
Team tüftelt an Verbesserungen
Dabei soll, so der Plan, neben GPS auch EPS oder Bluetooth für eine möglichst genaue Standortanzeige sorgen. Außerdem ist die Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema. „Unsere App soll Informationen liefern, wie ein Akku optimiert geladen werden kann. Das verlängert die Laufzeit“, so Ueding. Ein weiterer Nebeneffekt des Trackingchips: Der Diebstahl von Akkus wird deutlich erschwert. Was die App alles kann, muss die Truppe in Stuttgart in einem einminütigen Pitch prägnant auf den Punkt bringen. Außerdem hat sie gerade ein Präsentationsvideo fertiggestellt.
Kulisse für das Bewerbungsvideo: Den Trecker-Oldie auf dem Hof in Holthausen bauten Benedikt Ueding (vorne) sowie (v.l.) Leonard Kaltmeyer, Lucy Fellhölter, Finn Tilbeck und Mattis Hilgenhöner mit in ihren Film ein.
Hilfe aus dem IHK-Netzwerk
Im Netzwerk der IHK finden sich viele geeignete Unternehmen oder Mentoren, die helfen, eine gute Geschäftsidee ans Laufen zu bekommen. „Entscheidend ist, die Geschäftsidee genau abzuklopfen und daraus einen fundierten Businessplan zu entwickeln.“ Dem Team vom Hans-Böckler-Berufskolleg empfiehlt er das Onlineangebot der Unternehmenswerkstatt Deutschland“.
Ausgeschlossen ist das nicht. „Wenn wir gewinnen, setzen wir uns auf jeden Fall zusammen“, betont Kaltmeyer. Viele Fragen sind noch zu klären, bevor aus der Idee einer Schülergruppe ein fertiges Produkt wird. Die Kosten für einen Patentanwalt zum Beispiel, oder „wie wir in den Vertrieb kommen“, erklärt er. Doch eines steht für ihn und seine Mitstreiter fest: „Wie aus einer guten Idee ein Unternehmen werden kann, das wissen wir jetzt.“
„Begeisterung für Selbstständigkeit“
Dieser Nutzen ist auch aus Sicht von Sven Wolf nicht zu unterschätzen. „Wer frühzeitig wirtschaftliche Zusammenhänge versteht und sich mit der Gründungspraxis auseinandersetzt, hat später einen klaren Vorteil“, unterstreicht der IHK-Geschäftsbereichsleiter für Unternehmensförderung und Weiterbildung. „Jugend gründet“ biete jungen Menschen die Chance, erste unternehmerische Erfahrungen zu sammeln. „Der Wettbewerb begeistert für die Selbstständigkeit“, betont er.
Auf dem Instagram-Kanal der IHK Nord Westfalen ist übrigens ein Video zum Orkkus-Team zu sehen.
Aktualisierung (1 Juli): So ist das Finale ausgegangen
Für Orkkus hat es in Stuttgart nicht für den Gesamtsieg gereicht. Den hat sich das Team „Eucarida“ mit einer smarten Farbmischmaschine gesichert. In Nord-Westfalen sind Paul Scheerer und Paul Flad aus Simmern in Rheinland-Pfalz nicht unbekannt: Sie hatten bereits das Halbfinale in Münster gewonnen. Hier gibt es alle Ergebnisse.
Kontakt
Redaktion Wirtschaftsspiegel