Der Krieg und die Wirtschaft

Unsere Unternehmen im Auslandsgeschäft

VW, Daimler, Deutsche Bank, Mercedes und BMW ziehen sich aus Russland zurück. Ikea stoppt Ex- und Importe, H&M stellt den Verkaufsbetrieb ein, Apple und Samsung liefern nicht mehr an die russische Föderation: Der russische Einmarsch in der Ukraine, der unzählige Menschenleben kostet, ist gleichzeitig auch ein Wirtschaftskrieg. 
Russische Exporte ziehen sich durch zahlreiche industrielle Lieferketten. Bis zum Kriegsbeginn waren in Russland 2.000 deutsche Unternehmen mit insgesamt etwa 50.000 Mitarbeitenden aktiv. Viele von ihnen mussten aus Sicherheitsgründen schließen. Wie stark die Folgen des Krieges die deutsche Wirtschaft in ihrer Breite treffen werden, lässt sich aktuell noch nicht abschätzen. Klar ist: Der Handel mit Russland geht aufgrund der von der EU, Großbritannien, der Schweiz, den USA, Kanada und Japan verhängten scharfen Wirtschaftssanktionen sehr stark zurück. "In der deutschen Wirtschaft gibt es großes Verständnis dafür, dass die Politik mit harten und wirksamen Sanktionen gegen die Verursacher reagieren muss", sagt DIHK-Präsident Peter Adrian. "Ein Krieg ist keine Basis für wirtschaftlich tragfähige Beziehungen."

Enormes Engagement der Wirtschaft

Die IHKs stellen ein enormes Engagement der deutschen Wirtschaft bei der Hilfe für die Menschen aus der Ukraine fest. Viele Unternehmen vor Ort engagieren sich bereits. Sie helfen bei der Versorgung mit Hilfsgütern und versuchen, bei der Aufnahme von Geflüchteten zu unterstützen. „Deshalb wollen wir die Aktivitäten unter dem Hashtag #WirtschaftHilft bündeln und begleiten", sagte DIHKPräsident Peter Adrian.
Etliche Unternehmen mit engen Beziehungen zu Geschäftspartnern oder sogar eigenen Filialen in Russland oder der Ukraine trifft der Krieg und seine Folgen sogar existenziell. Die Bundesregierung hat für Härtefälle eine finanzielle Abfederung in Aussicht gestellt. DIHK und IHKs bemühen sich um Lösungen für unternehmerische Existenzen, die jetzt auf der Kippe stehen.
In Deutschland engagieren sich viele Unternehmen ebenfalls stark für aus der Ukraine fliehende Menschen. Immerhin haben rund 330.000 Beschäftigte hierzulande einen ukrainischen Migrationshintergrund.  Deutsche Unternehmen mit Niederlassungen in der Ukraine sorgen sich in erster Linie um die Sicherheit ihrer Beschäftigten vor Ort. Einige versuchen, ukrainische Mitarbeitende an Unternehmenssitzen in Deutschland oder in der EU weiter zu beschäftigen.

#wirtschafthilft

Schreckliche Bilder von Krieg, Zerstörung und Ratlosigkeit in den Gesichtern Millionen Flüchtender – deshalb hilft die Wirtschaft von Tag eins an auf allen Ebenen, so gut es möglich ist. Daraus sind zahlreiche Initiativen entstanden, zu denen jetzt die neue Website ‚wirtschafthilft.info‘ einen zentralen Überblick liefert“, berichtet Wolfgang Grenke, Präsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages (BWIHK) und Präsident der IHK Karlsruhe. „Die Seite enthält auch wichtige Informationen für Unternehmen zu Fragen, wie beispielsweise die Arbeitsmarktintegration Flüchtender möglich ist oder wie betroffene Unternehmen die Auswirkungen von Lieferengpässen und Produktionsstopps abfedern können.
In Deutschland wurden nach Angaben des Bundesinnenministeriums bis zum 11. März bereits mehr als 95.000 Einreisen von Kriegsflüchtlingen, vorwiegend Frauen und Kinder, offiziell registriert. Am 9. März ist die „Ukraine-Aufenthalts-Übergangsverordnung – UkraineAufenthÜV“ in Kraft getreten. Danach gilt bis zum 23. Mai 2022 eine Befreiung von der Visumpflicht für verschiedene Gruppen. Zudem hat die EU am 3. März beschlossen, erstmals die bereits seit 2001 bestehende „Massenzustrom-Richtlinie“ anzuwenden. Das bedeutet, dass aufgrund des Krieges aus der Ukraine Vertriebenen in der EU ohne Asylverfahren unverzüglich „vorübergehender Schutz“ gewährt werden kann.
„Bundespolitisch denke ich an eine Absenkung von Verbrauchssteuern“
Weiter ruft Präsident Grenke dazu auf, dass politisch mit eigenen Instrumenten der Preisexplosion begegnet wird: „Unsere Mitgliedsunternehmen stehen geschlossen hinter den Sanktionen. Sie geben gleichzeitig alles, die Ukraine und ihre Geflüchteten bestmöglich zu unterstützen. Allerdings ist es jetzt mit Blick auf die im Zeitraffer explodierenden Preise für Energie, Verbrauchsmaterialien und Rohstoffe geboten, dass alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, der Entwicklung nach Kräften Einhalt zu gebieten. Bundespolitisch denke ich hier beispielsweise an die Absenkung von Verbrauchssteuern. Es dürfen jetzt nicht die Unternehmen und ihre Beschäftigten alleine gelassen werden mit Umständen, auf die sie, egal wie gut gewirtschaftet wird, keinen eigenen Einfluss haben.“
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat in einem ersten Schritt vor Kurzem ein Kreditprogramm für betroffene Firmen angekündigt und staatliche Bürgschaften und Investitionsgarantien in Aussicht gestellt. Auch Bundesfinanzminister Lindner hat Hilfen für einzelne Unternehmen, die infolge des Krieges in eine existenzgefährdende Situation kommen, versprochen.
Die Kontaktstelle für die Wirtschaft zur Unterstützung bei Lieferketten-Problemen soll Unternehmen bei der Wiederherstellung von sicheren internationalen Lieferketten unterstützen