Globale Verschiebungen - Die neue Weltordnung

Globale Verschiebungen - Die neue Weltordnung

Die Welt ist in Bewegung und mit ihr verändern sich die Grundlagen des internationalen Handels. Die scheinbar stabile Ordnung der letzten Jahrzehnte bröckelt zunehmend. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, das wachsende geopolitische Selbstbewusstsein Chinas, der strategische Fokus der USA auf den Indo-Pazifik sowie der globale Wettbewerb um Rohstoffe, Märkte und Technologien setzen neue Maßstäbe.
Wir erleben eine Zeitenwende im Außenhandel: Geopolitik ist zurück, mit unmittelbaren Auswirkungen auf Unternehmen, Märkte und Lieferketten. Sanktionen, Exportkontrollen, Investitionsprüfungen und neue Handelsabkommen prägen den Alltag international agierender Unternehmen. Für Betriebe wird das Handeln zum Balanceakt zwischen vielversprechenden Marktchancen und politischen Risiken.
Die aktuellen Entwicklungen machen deutlich: Globale Märkte sind kein Selbstläufer mehr. Europa arbeitet an der Unabhängigkeit von russischer Energie, Russland orientiert sich verstärkt gen Osten, China nutzt seine wirtschaftliche Macht gezielt politisch, und die USA setzen auf strategische Allianzen im Indo-Pazifik. Gleichzeitig rücken Schwellenländer in den Fokus geopolitischer Wettbewerbslogiken.
Für deutsche Unternehmen bedeutet dies eine strategische Neuausrichtung. Die Abhängigkeit von einzelnen Märkten oder Zulieferregionen wird zunehmend zur Achillesferse. Die Diversifizierung von Lieferketten und Absatzmärkten ist heute keine Option mehr, sondern eine Notwendigkeit. Resilienz wird zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor.
In unserem Titelthema beleuchten wir die aktuellen Herausforderungen und Chancen für deutsche Unternehmen in einer Welt im Umbruch. Wir widmen wir uns der Beziehung zu China, Europas Rolle in der neuen Weltordnung sowie den zentralen Zoll- und Handelsthemen, die die globale Wettbewerbsfähigkeit beeinflussen.
Quellen: DIHK, AHK, IWF
AHK World Business Outlook
Wie der aktuelle AHK World Business Outlook Frühjahr 2025 zeigt, sehen sich deutsche Unternehmen international zunehmend mit schlechteren Rahmenbedingungen konfrontiert. Handelspolitische Umbrüche, insbesondere aus den USA, wirken sich spürbar auf die internationalen Geschäfte aus. Die Folge: Eingetrübte Erwartungen, sinkende Investitionsbereitschaft und eine Neubewertung globaler Risiken.
Auch die Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) unterstreicht die wirtschaftliche Lage: Für 2025 wird ein globales Wachstum von lediglich 2,8 Prozent vorhergesagt. Das liegt deutlich unter dem langjährigen Schnitt von 3,7 Prozent. Auch der Welthandel zeigt Schwächen: Die Handelszuwächse sollen 2025 nur noch bei 1,7 Prozent, 2026 bei 2,5 Prozent liegen.

Im Netzwerk diplomatischer Vertretungen - Interview mit Robert W. Huber, Vorsitzender des IHK-Außenwirtschaftsausschusses

Herr Huber, Sie sind quasi der Außenminister unserer IHK. Welche außenwirtschaftlichen Themen stehen aus Ihrer Sicht ganz oben auf der Agenda?
Es ist sehr freundlich von Ihnen, mich im übertragenen Sinn als IHK-Außenminister anzusprechen, vielen Dank. Ich will versuchen, diesem Kompliment gerecht zu werden. Ganz grundsätzlich gilt: Die Welt ist vom Verfall der liberalen Wirtschaftsordnung gezeichnet, die den Welthandel jahrzehntelang geprägt hat. In der EU hängen 31 Millionen Arbeitsplätze oder ca. sieben Prozent der Bevölkerung vom Export ab. Dabei stehen die Zollverhandlungen mit den USA, die Bearbeitung des Marktes China, die Erschließung neuer Märkte, eine neue, stark innovative durch KI geprägte Wettbewerbsfähigkeit sowie wettbewerbsfähige Energiepreise und ein entbürokratisierter EU-Binnenmarkt ganz oben auf der Agenda.
Die geopolitische Lage hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Welche neuen Märkte gewinnen dadurch an Bedeutung?
Die Länder des Mercosur, die Länder des ASEAN-Staatenbundes, japan, Indien, die arabsichen Länder des GCC Gulf Cooperation Council und hoffentlich bald auch die Ukraine durch einen Wiederaufbau.
Was bedeutet das gerade auch für kleine und mittelständische Unternehmen?
Auf sie kommen die Kosten der Erschließung neuer Absatzmärkte, wie z.B. Produkt-Adaptionen oder spezifische Neuentwicklungen, Personal, Reisen und Messebeteiligungen zu.
Welche Gremien gibt es denn im Bereich Außenwirtschaft in der IHK Karlsruhe und welche Ziele verfolgen diese?
An erster Stelle ist hier der Ausschuss Außenwirtschaft zu nennen. Dann natürlich der deutsch-französische Ausschuss und auch das International Board.
Das Ziel des Außenwirtschaftsausschusses ist im weitesten Sinne die Erschließung neuer Märkte und alle damit verbundenen weiteren Aktivitäten wie Länderseminare oder auch Reisen mit besonderen Themenschwerpunkten, zu denen auch unsere für Herbst geplante Reise nach Armenien gehört. Der Ausschuss organisiert auch den Außenwirtschaftspreis Global, der in diesem Jahr den Schwerpunkt Frankreich hat oder Wirtschaftsforen für ausgesuchte Länder. All diese Aktivitäten dienen letztlich dazu, eine intensive Vernetzung der Akteure immer wieder neu zu beleben. Hierzu leisten zum Beispiel unsere Sitzungen in den einzelnen Firmen einen großartigen Beitrag. Wichtig ist uns auch die persönliche Pflege bestehender Verbindungen zu Institutionen wie dem Wirtschaftsministerium im Land, zu der DIHK zu den konsularischen Vertretungen in Süddeutschland und teilweise zu den Botschaften in Berlin. Der deutsch-französische Ausschuss beschäftigt sich ausschließlich mit der deutsch-französischen Zusammenarbeit. Er ist eine Besonderheit der IHK Karlsruhe. Das International Bord unserer IHK, das es in dieser Form nur noch bei der DIHK gibt, hat das Ziel, auf der CEO-Ebene die Chancen für eine Zusammenarbeit unter den Mitgliedern und Gästen anzuregen und zu fördern und hoch aktuelle Entwicklungen in der Politik, der Wirtschaft der Wissenschaft und Kultur in der Welt durch bekannte Referentinnen und Referenten zu vermitteln. In der letzten Sitzung stand das Thema USA mit alllen seinen immer wieder neuen Facetten auf der Tagesordnung. Durch einen persönlichen Beitrag der AHK New York und den Besuch des US-Generalkonsuls Brian Heath haben sich wertvolle Erkenntnisse ergeben.
Wie hat sich die volatile geopolitische Lage auf die Arbeit dieser Gremien ausgewirkt?
Der Anspruch an Aktualität ist gestiegen und das Themenspektrum hat sich erheblich ausgeweitet.
Wie schaffen Sie es hochrangigen Gäste, wie beispielsweise den US-Generalkonsul zu uns einzuladen?
Mit Ihrer Frage möchten Sie, dass ich ein wenig aus dem Nähkästchen plaudere. Eine große Hilfe dabei ist für mich natürlich die Ehre, für die Botschaft Armeniens als Wirtschaftsattaché in Baden-Württemberg tätig sein zu dürfen und damit auch dem diplomatischen Corps anzugehören. Dadurch wird mir bis zu einem gewissen Grad auch das Netzwerk der diplomatischen Vertretungen in Berlin zugänglich. Hinzu kommt, dass auch die DIHK, bei der ich für unserer IHK seit langen Jahren sowohl im Außenwirtschaftsausschuss als auch im International Board Mitglied bin, über großartige Verbindungen zu Wirtschaft und Diplomatie verfügt. Vor diesem Hintergrund kann man schon das Eine oder Andere bewegen und hochrangige Gäste von einem Besuch nach Karlsruhe oder Baden-Baden überzeugen.

Deutsch-brasilianische Technologiepartnerschaft - Petrobras zu Gast bei InnetiQs in Stutensee

Das Technologieunternehmen InnetiQs mit Sitz in Stutensee entwickelt innovative Inspektionsverfahren für die Energiebranche im Onshore- und Offshore-Bereich. Mitte Mai begrüßte das Unternehmen eine Delegation des brasilianischen Energiekonzerns Petrobras, um die Abnahme einer neu entwickelten Inspektionslösung durchzuführen. Im Mittelpunkt des Besuchs stand die sogenannte HiREC Technology, ein neu entwickeltes System zur Prüfung flexibler Rohrleitungen, wie sie in der Unterwasser-Öl- und Gasförderung eingesetzt werden. Mithilfe fokussierter elektromagnetischer Felder lassen sich selbst kleinste Risse in den Metalldrähten der Tiefseeleitungen erkennen. Ein wichtiger Beitrag für mehr Sicherheit unter Wasser.
Der brasilianische Ölkonzern konnte sich im Rahmen eines sogenannten Factory Acceptance Tests (FAT) ein umfassendes Bild von der neuen Technologie machen. Neben der Präsentation der Entwicklungsergebnisse standen auch praktische Vorführungen auf dem Programm. Der offene Austausch über technische Details und Anwendungsbereiche war für beide Seiten sehr wertvoll.
Der Besuch fand innerhalb eines geförderten Innovationsprojekts aus Brasilien statt. Ziel ist es, neue Technologien schneller zur Marktreife zu bringen und internationale Partnerschaften aufzubauen. Für InnetiQs ist die Zusammenarbeit mit Petrobras ein bedeutender Schritt zur Internationalisierung und ein Beispiel dafür, wie deutsche Hightech-Entwicklungen weltweit zur Anwendung kommen können. Das Team von InnetiQs freut sich bereits auf die nächsten spannenden Herausforderungen.

Delegationsreise der Wirtschaftsjunioren Karlsruhe nach Indien

Chancen für wirtschaftliche Zusammenarbeit aus erster Hand zu erkunden und neue strategische Partnerschaften zu knüpfen, ist Ziel einer Indien-Delegationsreise der Wirtschaftsjunioren Karlsruhe. Die Reise vom 23. Oktober bis 1. November 2025 führt durch vier Städte: Trivandrum im Süden, das Tech-Zentrum Bangalore, das aufstrebende Pune sowie die Wirtschaftsmetropole Mumbai.
Im Mittelpunkt stehen der Austausch mit deutschen Unternehmen vor Ort, Treffen mit Entscheidungsträgern aus Wirtschaft und Politik sowie Besuche von Bildungseinrichtungen wie dem weltweit größten Goethe-Zentrum.
Die 25-köpfige Delegation ist in ihrer Zusammensetzung bewusst vielfältig: Die Teilnehmenden kommen aus unterschiedlichsten Branchen – von Industrie über IT bis hin zu Beratung und Start-ups – und repräsentieren verschiedene Altersgruppen und Regionen. Dieses breite Spektrum an Perspektiven spiegelt die Offenheit und Neugier wider, mit der die Delegation dem Partnerland Indien begegnet.
Indien steht vor dem Aufstieg zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt. Eine junge, gut ausgebildete Bevölkerung, wachstumsstarke Märkte und der zunehmende internationale Einfluss machen das Land zu einem der spannendsten Wirtschaftspartner unserer Zeit. Gleichzeitig ist der kulturelle Kontext herausfordernd. Genau deshalb ist es entscheidend, persönliche Verbindungen aufzubauen und ein echtes Verständnis vor Ort zu entwickeln.
Diese Delegationsreise soll den Grundstein für langfristige Kooperationen legen – und ein starkes Signal für die Bedeutung der deutsch-indischen Wirtschaftsbeziehungen aus der Region Karlsruhe senden.
Info: Manuel.Bischoff@wj-karlsruhe.de
Susanne Kant
IHK Karlsruhe
Service-Center International Karlsruhe
Manuel Neumann
IHK Karlsruhe
Referent Internationale Märkte: Amerikas, Afrika, Naher & Mittlerer Osten
Ramona Leiske
IHK Karlsruhe
Referentin Internationale Märkte: Asien, Europa, GUS/Russland, Ozeanien
Michael Baukloh
IHK Karlsruhe
Stellvertretender Geschäftsbereichsleiter Branchen | Innovation | International