3 Fragen an Uwe Burkert

"Der Staat kann die Entwicklung nicht planen"

Ist die augenblickliche Wachstumsschwäche nur vorübergehend oder deutet sie auf strukturelle Probleme? Darüber wird auch im Arbeitskreis Wirtschaftspolitik der IHK diskutiert. Für dessen Vorsitzenden Uwe Burkert ist ein Großteil der schwierigen Situation mental bedingt.

Herr Burkert, der IHK-Arbeitskreis hat sich bei seiner letzten Sitzung über die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung ausgetauscht. Wie sieht es denn derzeit aus?

Wir haben auch im Vergleich zu anderen Ländern eine deutliche Wachstumsschwäche. Was uns vor allem Sorge bereitet, ist die strukturelle Entwicklung. Werden die Unternehmen also weiterhin hier investieren und produzieren oder verliert unser Wirtschaftsstandort auch dauerhaft an Wettbewerbsfähigkeit. Haben wir also einen Einbruch der Wirtschaftsleistung oder einen Wegbruch.

Ist das denn zu befürchten?

Wir haben zu viele Baustellen: die Zahl der inländischen Erwerbstätigen nimmt ab und wird nur noch durch Zuwanderung ausgeglichen, wir sehen hohe Ansprüche der Beschäftigten an das Arbeitsleben ohne dass wir entsprechende Produktivitätsentwicklung hätten, energieintensive Betriebe kämpfen mit den Kosten. Und die Bürokratie lähmt die Unternehmen.

Was müsste Ihrer Meinung nach geschehen?

Zunächst müssen wir in der Politik, aber auch als Wählerin und Wähler erkennen, dass der Wohlstand in Deutschland nicht naturgegeben ist und wir uns nicht einfach aus dem internationalen Wettbewerb ausklinken können. Außerdem müssen wir uns von dem Gedanken verabschieden, dass der Staat per Mikromanagement die wirtschaftliche Entwicklung planen kann und anerkennen, dass die Unternehmen auch gewisse Freiräume brauchen.  Schließlich dürfen wir als Bürger nicht den Staat für alle Widrigkeiten des Lebens in Haftung nehmen und Hilfe einfordern. Statt Ergebnisgerechtigkeit sollten wir stärker die Chancengerechtigkeit in den Blick nehmen, vor allem bei der Bildung.