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Wirtschaft und Sport: Wie Vereine und Unternehmen voneinander profitieren
Die Zusammenarbeit zwischen Sportvereinen und Unternehmen hat weit mehr zu bieten als nur Sponsoring für Marketingzwecke. Vereine sind vielmehr Kunden der Wirtschaft, Orte der Persönlichkeitsentwicklung und Motoren für Integration und gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Von links nach rechts: Harald Link (Vereinsmanager Sportvereinigung Böblingen e.V.), Vanessa Bachofer (Präsidentin IHK-Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen), Moderatorin Regina Saur, Margot Kemmler (Präsidentin Sportkreis Esslingen), Wolfgang Strobel (Geschäftsführer Solera GmbH).
Dies wurde bei der Veranstaltung „Wirtschaft und Sport“ im Kronensaal der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen deutlich. Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Sport diskutierten, wie eng die Verbindungen zwischen diesen Bereichen tatsächlich sind – und wie sie noch besser genutzt werden können.
Sportvereine sind Lern- und Lehrorte
Andreas Felchle, Präsident des Württembergischen Landessportbundes, bezeichnete Sportvereine als Lern- und Lehrorte für die Wirtschaft. Sie vermittelten Werte, lebten demokratische Strukturen und seien zugleich bedeutende Wirtschaftspartner – allein die Vereine der WLSB investierten jährlich rund 70 Millionen Euro in Sportstätten. Auch Kai Scholze, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, und Landrat Marcel Musolf betonten die Bedeutung des Themas für die Region.
Roland Klenk, ehemaliger Oberbürgermeister Leinfelden-Echterdingens, hob hervor, dass Sportvereine eine zentrale Rolle bei der Umsetzung des Ganztagsbetreuungsanspruchs für Grundschulkinder spielen könnten – ein Aspekt, der für Kommunen und Unternehmen gleichermaßen relevant sei. Harald Link, Vereinsmanager der Sportvereinigung Böblingen, hat genau hier angesetzt: Mit seiner Sportvereinigung gründete er zwei Kindertagesstätten sowie ein Kindersportzentrum für 1200 Kinder. Inzwischen umfasst sein Verein 300 ehrenamtliche und knapp 50 hauptamtliche Stellen und hat 6800 Mitglieder.
Mitarbeiter sollen "mannschaftsdienlich spielen“
Wie sehr Unternehmen von der Vereinsarbeit profitieren können, wurde auch in der Podiumsdiskussion deutlich. Vanessa Bachofer, Präsidentin der IHK-Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen, erklärte, dass Kooperationen mit Vereinen nicht nur bei der Gewinnung von Auszubildenden und Fachkräften helfen – sie fördern auch das Teambuilding und die persönliche Entwicklung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bei Bewerbungen sei es für sie wichtig, dass potenzielle Mitarbeiter „mannschaftsdienlich spielen“ könnten.
Ein Beispiel aus ihrem Unternehmen: Ein Kollege, der sich intensiv in der Jugendarbeit engagiert, wird intern als „Azubiflüsterer“ bezeichnet, da er durch seine Vereinsarbeit genau weiß, wie man junge Menschen anspricht. Vereinsarbeit wirke wie eine Personalentwicklungsmaßnahme: „Wer mit Kindern im Verein arbeitet, lernt vor allem, mit deren Eltern umzugehen“. Das hilft beispielsweise im Kontakt mit herausfordernden Geschäftspartnern.
Kooperation öffnet Türen
Zudem seien Sportvereine ein wichtiger Integrationsmotor, denn Sport funktioniert trotz Sprachbarrieren. Er schafft Gemeinschaft, vermittle Werte und stärke den sozialen Zusammenhalt. Wolfgang Strobel, Geschäftsführer der Solera GmbH, warnte jedoch auch vor den Risiken des Sponsorings: Wenn Unternehmen zu stark in die Vereinsentscheidungen eingreifen, können Abhängigkeiten entstehen.
Dennoch profitieren auch Vereinsmitglieder stark von der Unterstützung durch Firmen – zum Beispiel durch das gute Netzwerk, das nach der Sportkarriere berufliche Türen öffnen könnte. Er weiß wovon er spricht, denn als ehemaliger Handballprofi kennt er das Thema aus vier Perspektiven: Als Vater, der seinen Sohn im Vereinsleben begleitet, als früherer Spieler und Geschäftsführer des Handballvereins HBW Balingen-Weilstetten und als heutiger Sponsor und Geschäftsführer der Solera GmbH.
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Juline Brodbeck