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„Wir haben es selbst in der Hand“
„Nirgendwo in Deutschland haben wir diese Ballung an Kompetenz, diese Kombination aus Motivation, Fleiß und Perfektion. Wir haben in der Region alle Möglichkeiten!“ Mit diesem positiven Ausblick überraschte Oliver Blume nicht wenige der mehr als 400 Gäste im Stuttgarter IHK-Haus bei der Talkreihe „Im Gespräch mit…“.
Der Vorstandsvorsitzende von Porsche und VW sprach dort mit IHK-Präsident Claus Paal und IHK-Hauptgeschäftsführerin Dr. Susanne Herre über die Lage der Automobilindustrie und die Perspektiven der Unternehmen in der Region Stuttgart.
Mehr als 400 Gäste verfolgten das IHK-Gespräch mit Oliver Blume.
Dass die Branche zurzeit einen ihrer größten Umbrüche bewältigen muss, leugnete Blume nicht: „Unser Erfolgsmodell funktioniert so nicht mehr.“ Der europäische Automarkt ist in den vergangenen zehn Jahren um 15 Prozent geschrumpft, China hat sich vom Absatzmarkt zu einem der größten Wettbewerber gewandelt. Zugleich muss die Autoindustrie in mehrere Antriebsarten zugleich investieren und wird im wichtigen US-Markt durch die Ankündigung exorbitanter Zölle bedroht. „Wir können das Wetter auf hoher See nicht beeinflussen“, schloss der Automanager seine Bestandsaufnahme, „aber wir können die Segel richtig setzen“.
VW hat weltweite Belastungen kompensiert
So habe VW die Belastungen dank Effizienzgewinnen und Wachstum in anderen Märkten kompensiert und im vergangenen Jahr eine Rendite von 5,9 Prozent erwirtschaftet, die nah an die Rekordgewinne vergangener Jahre heranreiche. Porsche habe in China die Entwicklungszeiten stark verkürzt und den dortigen Wettbewerbern angepasst sowie die Preise stark reduziert, nachdem der Absatz dort in den letzten vier Jahren um 40 Prozent eingebrochen war. Alle anderen Markregionen hätten indes historische Rekorde aufgestellt.
Autozulieferer müssen sich neu orientieren
Auch die Zulieferer müssten ihre Kostenstrukturen überdenken und auf eine möglichst große Flexibilität bei ihren Produkten hinarbeiten, erklärte Blume auf eine Frage aus dem Publikum. Auch in Zukunft würden die Autohersteller auf leistungsfähige Zulieferer angewiesen bleiben. „Ohne starke Partner in der Region wäre Porsche überhaupt nichts.“ IHK-Präsident Claus Paal fügte hinzu, dass die notwendige Diversifizierung den Unternehmen auch neue Chancen biete. „Wir können nicht nur Auto, sondern sind auch sehr gut in der Luft- und Raumfahrt, in der Energietechnik und Verteidigungsindustrie.“
IHK-Hauptgeschäftsführerin Dr. Susanne Herre, VW- und Porsche-Chef Oliver Blume, IHK-Präsident Claus Paal (von links).
Beim Wechsel vom Verbrennungsmotor zum Elektroantrieb wünscht sich Blume zwar mehr zeitliche Flexibilität, hält das Ziel aber für richtig. „Der Elektroantrieb ist dem Verbrenner haushoch überlegen“, sagte er. Zurzeit sei Porsche der am stärksten elektrifizierte Sportwagenhersteller der Welt. Allerdings gehe die Entwicklung, vor allem in Deutschland, deutlich langsamer voran als erwartet, weshalb das Stuttgarter Unternehmen das Absatzziel von 80 Prozent Elektrofahrzeugen bis 2030 wohl nicht halten könne.
Bei Trump zählt Produktion im Inland
„Das große Problem ist die Verlässlichkeit“, erklärte der Automanager mit Blick auf die USA, einem der wichtigsten und am stärksten wachsenden Märkte für den VW-Konzern und größtem Auslandsmarkt für Porsche. Die Trump-Regierung stelle Einfuhrzölle von 27 Prozent und mehr in den Raum, so Blume. Würde dies so umgesetzt, sei Handel mit Automobilen nicht mehr möglich. „Es ist dringend notwendig, dass wir zu einer vernünftigen Lösung kommen.“ VW werfe gegenüber der US-Regierung seine umfangreiche Produktion im Inland in die Waagschale sowie seine US-Marken im Bereich Busse, Lkws und Pickups.
Das Problem ist die Verlässlichkeit
Die Besucherinnen und Besucher aus Unternehmen und Politik – darunter auch Stuttgarts Oberbürgermeister Nopper mit Ehefrau – nutzten im Anschluss an die Diskussion die Gelegenheit zu Gesprächen untereinander.
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Lisa Spanninger