Magazin Wirtschaft

Mit KI auf Platz 1 bei Google & Co.

Es scheint so simpel: ChatGPT drei Stichworte nennen und fertig ist der Text. Ganz so einfach ist es ­leider nicht, denn die Texte, die ChatGPT generiert, sind nur so gut, wie Keywordrecherche, Gliederung und Prompts, die der Mensch vorgibt: Und die sind ­weder schnell noch kurz eingetippt. Die Aufgabenbeschreibung muss klar vorgeben, was der Text beinhalten soll, wo der Schwerpunkt liegt sowie welche Produktmerkmale besonders wichtig sind. Eine Liste von rund 20 Keywords, mit exakten Angaben zur Platzierung, Textlänge und Gliederung ergänzt das Briefing. So wird schnell klar: Nur mit Hilfe menschlichem Inputs hat die KI das Futter, richtig erfolgreich zu sein.
Vier Erkenntnisse zum Einsatz von KI im SEO

1. Keine Abstrafung durch Google für KI-Inhalte

Die landläufige These, dass Google KI-Inhalte erkennt und ähnlich wie Copy-und-Paste-Content abstraft, ist nachweislich ein Ammen­märchen. Inhalt, der durch den Einsatz von KI erzeugt wird, bietet keine Nachteile im Ranking.

2. KI-Texte sind top, Bilder und Videos (noch) nicht

Texte, die durch ChatGPT erzeugt werden, weisen in der Regel eine durchaus verwendbare ­Qualität auf. Allerdings kommt es, wie erwähnt, auf die Keyword-­Recherche und das Formulieren entsprechender Prompts an. Beides beeinflusst die Qualität massiv. Diese Tätigkeit kann die künst­liche Intelligenz selber nicht übernehmen.
Auffällig ist auch, dass generierte Bilddateien allgemein wesentlich weniger gut einsetzbar sind als Texte. Fragt man die Maschine zum Beispiel nach einem „Comic-style Bild eines Zauberers”, wird ein passables Bild nach vergleichsweise wenigen Versuchen generiert. Doch muss man derzeit bei „echt” wirkenden Fotos noch mit fehlenden Fingern oder Augen rechnen – und nachbessern.
Selbiges gilt für die Video-Dateien, die oftmals noch Probleme mit der Aussprache haben und eher an die Band­ansagen von Call-Centern, als an reale Menschen erinnern.

3. KI-Inhalte brauchen Pflege

Um beim Suchmaschinenranking die Nase vorn zu haben, muss man von Beginn an mit guten ­Inhalten punkten und diese im Laufe der Zeit optimieren, anpassen und ausbauen. Denn sonst verliert man die Top-Positionen ebenso schnell wieder, wie man sie gewonnen hat. In der Content-Pflege gibt es keinen Unterschied zu menschengemachtem Inhalt.

4. KI ist nicht alles

KI-Inhalte können zwar die Basis für ein gutes  Suchmaschinenranking sein, doch müssen diese von menschlichen Experten gut geplant und die verschiedenen Aktivitäten orchestriert sowie auf klassische Art und Weise Backlinks aufgebaut werden. Wie auch jeder der ersten drei Tipps zeigt, sind KI-Anwendungen Tools, die Profis das ­Leben leichter ­machen, diese aber nicht ersetzen können – zumindest noch nicht.
Also: Ohne menschliche Intelligenz, Strategie, gute Prompts und das kontrollierende Auge ist auch die beste KI hilflos.

Best Practice: Mit KI auf Platz 1 beim SEO-Wettbewerb

Beim diesjährigen SEO-Contest von „Agenturtipp.de“ belegte die Stuttgarter Digital-Marketing-Agentur
Hurra.com Platz 1. Die Digital-Experten hatten KI-Inhalte in Text-, ­Video- oder Bildform genutzt. Nach der Verkündung des Wettbewerbskeywords erstellten sie binnen weniger Stunden die entsprechende Landingpage mit Hilfe von ChatGPT und
Dall-E. Als interaktives Element wurde ein PDF zum Download integriert, das ebenfalls auf KI basierte. Videos aus der Free-Version von Synthesia luden zu weiterer Interaktion ein. Parallel lancierten die SEO-Experten auf den einschlägigen Presseportalen Mitteilungen, die zu 100 Prozent aus der „Feder“ von ChatGPT stammten. Im Verlauf der vier Wettbewerbswochen ergänzten die Consultants den Content und erstellten weitere Unterseiten sowie Sprunganker-Menüs. Zusätzliche Video- sowie Bilddateien und letztlich auch ein gezielter Aufbau von Backlinks gaben den letzten Schliff. Kurz: Sämtliche Onpage-Maßnahmen basierten ausschließlich auf KI-Inhalten. Und dennoch: Ohne menschliche Intelligenz, Strategie, gute Prompts und menschliche Kontrolle wäre der Erfolg nicht möglich gewesen.

Sebastian Schulze, Online Marketing Consultant, Hurra Communications GmbH, Stuttgart für Magazin Wirtschaft 11-12.2023