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Champagner ohne Schicki-Micki
Würde man Menschen auf der Straße fragen, welches Wort am meisten das Gefühl von Luxus ausdrückt, käme ganz sicher: Champagner. Das Edelgetränk für Filmpreisträger und Formel-Eins-Sieger, von dem Normalsterbliche höchstens ein- oder zweimal im Leben ein paar andächtige Schlucke probieren.

Nicht ganz so in seinem Herkunftsland Frankreich: Zwar ist der Schaumwein aus der Landschaft um Reims – nur der darf sich Champagner nennen – auch dort kein Alltagsgetränk; bei Familienfesten, an Weihnachten oder beim Jahreswechsel gehört er aber schon dazu. Und geht man dorthin, wo die Trauben für den vermeintlichen Luxustrank geerntet werden, stößt man auf ganz bodenständige, meist kleine Familienbetriebe, deren Inhaber ihre Gäste in Gummistiefeln empfangen.
Manche von ihnen kennt Christoph Haug seit 30 Jahren. So lange schon besucht der Esslinger regelmäßig die Champagne, weil ihn die Faszination des prickelnden, scheinbar leichten und doch so tiefgründigen Getränks nicht loslässt. Seit rund einem Jahrzehnt begleitet ihn dabei sein Freund und Geschäftspartner Hubert Mainitz, der seine Begeisterung für den Champagner teilt.
Die kleinen Hersteller produzieren teilweise eine wunderbare Qualität
„Die kleinen Champagnerhäuser produzieren teilweise eine wunderbare Qualität, oft zu einem sehr vernünftigen Preis“, weiß Haug. „Dies wollen wir einer breiten Bevölkerungsschicht näherbringen.“ Beherrscht werde das Feld hier durch die großen und berühmten Hersteller, deren Grundsortiment zu gleichförmig und die Spitzencuvées zu teuer seien.
Beruflich muss sich keiner von beiden noch etwas beweisen. Haug ist Inhaber einer Esslinger Werbeagentur, Mainitz war sein Berufsleben lang als Bergbauingenieur auf der ganzen Welt unterwegs und ist jetzt im Ruhestand. Dass er einmal Präsident der deutsch-algerischen Handelskammer war und fließend französisch spricht, ist ihm jetzt beim Einkauf von Nutzen.
Klassische Existenzgründer sind sie also nicht, die Inhaber der „Champagner Crew“, wie sie ihr gemeinsames Unternehmen getauft haben. Aber gerade das erlaubt es ihnen, die Ansprüche hoch zu setzen. „Wir wollen unseren Kunden Champagner anbieten, den wir selbst nach vielen Kriterien ausgewählt haben“, sagt Haug. Das heißt: Exzellent in den Geschmacksnuancen und auch bekömmlich mit einer ausgewogenen Säure.
Schon immer hat Haug für Freunde und Bekannte ein paar Kisten im Kofferraum mitgebracht. Deshalb war es gar kein so großer Schritt, als die beiden im vergangenen Frühjahr beschlossen, den Champagnerimport auszubauen und zu kommerzialisieren.
Sieben Hersteller mit 50 Sorten haben sie im Angebot, alle persönlich vor Ort über Jahre verglichen und ausgewählt. Die Kunden kommen vor allem über Mundpropaganda, eine Champagnerprobe oder über einen Besuch im Keller. Die Abholungen und Auslieferungen fahren die Gründer noch selbst. „Wir machen das der Qualität wegen“, sagt Mainitz, „Champagner per Paketdienst zu versenden tut einem solch hochwertigen Produkt sowieso nicht gut“.
Wer da alles bei uns zum Probieren vorbeikommt, hat uns selbst überrascht
Besonders wichtig: Die Kunden müssen auch probieren können. Deshalb haben Haug und Mainitz eine wunderschöne Location, die zu ihrem Produkt passt. Der rund 700 Jahre alte Gewölbekeller in der Esslinger Webergasse musste zwar erst in einem Kraftakt renoviert werden, dann aber wurde er bei den verkaufsoffenen Tagen fast zu einem Publikumsmagnet.
„Wer da alles bei uns vorbeikommt, um Champagner zu probieren, hat uns selbst überrascht“, freut sich Christoph Haug. Das Klientel zieht sich durch alle Bevölkerungsschichten und Altersgruppen. Nach dem unscheinbaren Eingangsbereich sind die Besucher sehr überrascht. Den beiden Gründern ist das bunte Publikum sehr recht, denn auch da sind sie sich einig: „Wir wollen einen Champagner-Keller für jedermann.“
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