Wie es unseren Startups von 2023 heute geht
Sind schon wieder zwei Jahre herum?“ Ganz überrascht reagieren unsere Gründer aus dem Jahr 2023, die wir diesen Sommer wieder kontaktiert haben. Damals hatten wir sechs Startups im Magazin Wirtschaft vorgestellt. Nun erreichen wir immerhin noch vier davon, um sie nach dem Fortgang ihrer Unternehmung zu befragen. Was wir zu hören bekommen, das macht Freude – gerade in Zeiten wie diesen.
Volle Power bei den Energiehelden

„Wir machen weiter volle Power“, sagt zum Beispiel Slawa Wolkow, als wir ihn telefonisch erreichen. Im Juli 2023 hatten wir ihn zusammen mit seinem Gründungspartner Stefan Eberhard vorgestellt. Energiehelden-Academy heißt ihr Startup – ein treffender Name wenn man weiß, dass das Duo Menschen schult, die ganz praktisch und mit Muskelkraft, Fachwissen und Geschick die Energiewende voranbringen. Was sie dazu wissen und können müssen, das lernen sie bei den Plochingern.
Zwölf verschiedenen Kurse kann man in Plochingen belegen, elektrotechnisch unterwiesene Personen bis Anpassungsqualifizierung für Elektroberufe in der Industrie. Und die sind sehr gefragt. Das liegt einerseits daran, dass es keine echte Konkurrenz gibt, aber auch daran dass sie für Bildungsgutscheine und für die Förderung durch die Arbeitsagentur zertifiziert sind.
Gerade diese Zusammenarbeit mit den Arbeitsagenturen wird derzeit verstärkt, damit zukünftig Teilnehmer aus ganz Deutschland nach Plochingen kommen können. Weitere Standorte sind in der Planung. Noch ist das mittlerweile fünfköpfige Team aber voll ausgelastet mit dem Entwickeln, Etablieren und Schulen der Inhalte.
Park-Solar baut die europaweit größte Fassaden-Solaranlage

Im selben Bereich wie die Energiehelden ist Jassen Mihaylov tätig. Das Business seiner Park-Solar GmbH ist allerdings ein ganz anderes: Der Bauingenieur war mit der Idee an den Start gegangen, PV-Parkplatzüberdachung in Leichtbauweise zu installieren. Den Artikel über ihn hatte der Geschäftsführer von Naturenergie Glemstal gelesen. daraus wurde das erste Bauprojekt des jungen Unternehmens: die Energiezentrale in Korntal!
Mittlerweile müsste Park-Solar eigentlich „Fassaden-Solar“ heißen, denn eine zweiten Produktidee ist nicht nur hinzugekommen, sondern hat die Grundidee sogar in den Schatten gestellt. Gemeint ist die Solarverkleidung von Fassaden: „Für Würth haben wir in Bad Mergentheim die europaweit größte Fassaden-Solaranlage installiert. Wir sind sogar ziemlich sicher, dass es die größte weltweit ist“, berichtet er stolz. Sie ist 5000 Quadratmeter groß und liefert ein Megawatt Leistung.
Die Parkplatzüberdachungen sind aber weiterhin gefragt. Gerade hat Würth für dasselbe Objekt zusätzlich eine solche Anlage geordert und im nordrhein-westfälischen Unna hat Brillux seinen Parkplatz solch einer Doppelnutzung zugeführt. Aus den sechs Mitarbeitern sind inzwischen zwölf geworden – einschließlich Mihaylovs Frau, die Bauingenieurin ist. Ein Umzug in neue Räume mit Werkstatt in der Mozartstraße war nötig geworden. Nötig deshalb, weil Parksolar die gesamte Konstruktion, das Engineering und die Bauleitung übernimmt. Nur montiert werden die Spezialmodule in Polen.Mit verantwortlich für die Gründungsidee von Parksolar waren Mihaylovs drei Kinder, die von Papa immer wissen wollten, was er gegen den Klimawandel tut. Nun sind sie zufrieden mit ihm. Das geht so weit, dass der Älteste ebenfalls Bauingenieurwesen studiert und nebenbei bei Parksolar jobbt.
Nicht nur deswegen ist der gebürtige Bulgare glücklich, den Sprung in die Selbständigkeit gewagt zu haben: „Oh ja, das würde ich jederzeit wieder machen. Allein die Möglichkeit, alles selber entscheiden zu können…“
eSport: sogar bei der Fußball-Bundesliga ein Erfolg

So denkt auch Gianluca Crepaldi. Ihn hatten wir im Mai mit seiner eSport Manufaktur porträtiert. Unter dem Stichwort „Gamification“ hatte er ein Gesamtkonzept aus Software, Marketing, Trailern und Social Media entwickelt.
Eigentlich war sein Startup eine Verlegenheitslösung, nachdem er in der Pandemie seinen Job verloren hatte. Heute sagt der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann: „Ob ich zurück könnte in ein normales Berufsleben – ich glaube nicht.“ Das, obwohl er schon viel mehr arbeitet als früher als Angestellter. „Ich habe auch im Urlaub den Laptop dabei und muss mich manchmal einfach selber bremsen.“
Das liegt sicher auch daran, dass sein Geschäft „sehr gut läuft und weiter gewachsen ist“. Auch weil der Markt weiter gewachsen ist. Alle Bundesligavereine sind zum Beispiel verpflichtet worden, E-Sport anzubieten.
Aber auch die Sparte für das Azubi-Recruiting unter dem Stichwort „Recrutaining“ laufe toll, erzählt er und nennt Hagebaumarkt und T-Systems als seine Kunden. Spielerisch gewinnen die Unternehmen so neue Azubis und Jungmitarbeiter.
Inzwischen gehört Crepaldi die GmbH zu 90 Prozent, die restlichen zehn Prozent hat sein Vater übernommen – ein erfahrener ITler, der auch operativ viel hilft. Noch sitzt der Gründer in dem Büro im Privathaus, in dem wir ihn damals antrafen. Ein Umzug ist auch nicht geplant: „Ich bin eigentlich zu 100 Prozent unterwegs“, beschreibt er seinen Arbeitsalltag.
Inzwischen gehört Crepaldi die GmbH zu 90 Prozent, die restlichen zehn Prozent hat sein Vater übernommen – ein erfahrener ITler, der auch operativ viel hilft. Noch sitzt der Gründer in dem Büro im Privathaus, in dem wir ihn damals antrafen. Ein Umzug ist auch nicht geplant: „Ich bin eigentlich zu 100 Prozent unterwegs“, beschreibt er seinen Arbeitsalltag.
Proservation: von der Manufaktur zur industriellen Fertigung

Umgezogen ist hingegen die Proservation GmbH. Wir erreichen Mitgründer Nils Bachmann nicht mehr im Schwabenbräu-Gebäude in Bad Cannstatt, sondern in Göppingen: „Wir haben jetzt eine richtige Industriehalle bei der Firma Schuler, weil die Räume in Stuttgart zu klein und zu unpraktisch geworden sind“, erklärt er.
Proservation produziert die innere Karton-Polsterung für empfindliche Ware. Das Ausgangsmaterial dafür sind Spelzen aus regionalen, familiengeführten Mühlen – ein Abfall, den sogar die Mäuse verschmähen. Weiterentwickelt wurde hingegen die Rezeptur des Bindemittels, damit die Oberflächen noch glatter und gleichmäßiger werden und nicht bröseln.
Als wir Proservation vor zwei Jahren besuchten, hatten wir den Eindruck, in einer Bäckerei zu stehen. Das hat sich jetzt gründlich geändert: „Wir bauen gerade eine größere Produktion auf, von der Manufaktur zur industriellen Fertigung“, erklärt Bachmann stolz. Denn das Interesse an der umweltfreundlichen Verpackung ist groß – gerade bei deutschen Firmen aus dem Bereich Elektrogeräte. Wie groß das Interesse ist, beweist auch die jüngste Finanzierungsrunde.
Alle vier Gründer sind noch dabei und bei der GmbH angestellt. Hinzugekommen sind fünf Festangestellte und drei Aushilfen. „Wir sind ein zwölfköpfiges Team“, zählt Bachmann auf. Noch trägt sich das Unternehmen nicht von allein, Bachmann ist aber sehr zuversichtlich dass das mit der neuen Anlage bald der Fall sein wird: „Die Nachfrage ist da.“ Die diesjährige Nominierung für den Stuttgarter Innovationspreis wird sicher zu dem weiteren Erfolg beitragen.
Lesen Sie hier noch einmal Unsere Gründer von 2023
Dr. Annja Maga für Magazin Wirtschaft, Rubrik Startup
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