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"Ausbildungsbotschafter: Das wirksamste Marketing, das ich kenne"
Klaus Wichtrup koordiniert beim Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) landesweit die Initiative Ausbildungsbotschafter. Im Gespräch mit Magazin Wirtschaft zieht er Bilanz.
Klaus Wichtrup, Programmleiter der Initiative Ausbildungsbotschafter.
Herr Wichtrup, die Initiative Ausbildungsbotschafter gibt es seit 14 Jahren. Was hat sie bisher gebracht?
Da zu meinen Aufgaben auch die Evaluation des Projekts gehört, kann ich sagen: Die Arbeit der Ausbildungsbotschafter war und ist hocherfolgreich. Derzeit sind mehr als 4600 junge Leute als Ausbildungsbotschafter im Einsatz, sie erreichen rund ein Drittel aller Schülerinnen und Schüler in den relevanten Klassenstufen. Die Rückmeldungen von Schülern und Lehrern sind sehr positiv, teilweise begeistert. Aber natürlich kann man nicht im Einzelfall sagen, ob es dieses Erlebnis war, das den Ausschlag zu Gunsten einer Berufsausbildung gegeben hat.
Erhalten Unternehmen mehr Bewerbungen, wenn sie ihre Azubis als Ausbildungsbotschafter in die Schulen schicken?
Das hören unsere Koordinatoren tatsächlich immer wieder. Hauptzweck der Initiative ist es zwar, für die duale Ausbildung an sich werben. Aber die jungen Leute treten in den Klassen als Vertreter ihres Berufes und ihres Unternehmens auf, und es ist legitim, wenn sich ihr Engagement auch in einem unmittelbaren Nutzen für den Betrieb niederschlägt. Es haben alle Beteiligten Vorteile, nicht zuletzt die Ausbildungsbotschafter selbst. Sie wachsen mit ihrer Aufgabe, verbessern ihr Auftreten und ihre Fähigkeiten. Das berichten die Ausbildungsbetriebe einhellig.
Die Betriebe müssen ihre Azubis für diese Einsätze freistellen. Wieviel Arbeitszeit nimmt das in Anspruch?
In der Regel dauert solch ein Einsatz einen Vormittag, die vorherige Schulung einen Tag. Ziel ist es, dass jeder Ausbildungsbotschafter im Laufe seiner Ausbildung einen Einsatz absolviert. Je nach Abkömmlichkeit und geografischer Lage kommt nicht immer jeder zum Zuge. Auf der anderen Seite gibt es besonders engagierte Betriebe und Azubis, die bis zu 16 Einsätze absolvieren. Man darf nicht vergessen: Wenn junge Leute, die vor wenigen Jahren noch selbst auf der Schulbank saßen, vor fast Gleichaltrigen voller Begeisterung über ihren Beruf erzählen, ist das das wirksamste Ausbildungsmarketing, das ich kenne. Für kleinere Firmen dürfte es oft sogar das einzige sein.
Im Rahmen der Initiative Ausbildungsbotschafter gehen seit 2011 Auszubildende in Schulklassen, um Jugendlichen vom Alltag in einem Lehrberuf zu berichten und für die duale Ausbildung zu werben. Geschult und betreut werden sie von den teilnehmenden Kammern und Bildungsträgern, darunter alle baden-württembergischen IHKs. Gefördert wird die Initiative vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg.
Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Text nur die männliche Form verwendet, es sind jedoch Personen beiderlei Geschlechts eingeschlossen.
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Walter Beck