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Claus Paal ist neuer IHK-Präsident
Mit überwältigender Mehrheit hat die IHK-Vollversammlung am 11. Mai Claus Paal, den geschäftsführenden Gesellschafter der A+V Automation und Verpackungstechnik GmbH, zum neuen IHK-Präsidenten gewählt. Er ist damit Nachfolger von Marjoke Breuning, die wegen der Geschäftsaufgabe von Maute-Benger ihr Amt nach über sechs Jahren zum 30. Juni 2023 niederlegen wird. In Anerkennung ihrer Leistung wählte die Vollversammlung sie zur ersten IHK-Ehrenpräsidentin.
Marjoke Breuning ist die erste Ehrenpräsidentin der IHK Region Stuttgart
Zuvor hatten vier Vollversammlungsmitglieder einen kurzen Überblick über die aktuelle Geschäftslage gegeben. Edith Strassacker, Chefin der Kunstgießerei Strassacker aus Süßen, erzählte, dass in der Industrie die Stimmung schlechter sei als zu Jahresbeginn – bei noch guter Auftragslage. Wie in allen Branchen seien die Energiepreise weiterhin prägendes Thema. Modeunternehmer Alexander Kögel, aus Esslingen berichtete, dass der stationäre Textileinzelhandel weiter deutlich unter Druck sei.
Das Pendel wieder zurück von online zu stationärModeunternehmer Alexander Kögel über die Entwicklung im Einzelhandel
Zwar schwinge das Pendel wieder zurück von online zu stationär. Auch seien die Lager voll, weil die Lieferketten wieder funktionieren, seit vermehrt in Europa produziert werde, doch die Kosten seien deutlich gestiegen. Das könne aber nicht an die Kunden weitergeben werden. Gastronom Jörg Rauschenberger aus Fellbach klagte ebenfalls über den stark verteuerten Wareneinkauf. Zumindest im Restaurantbereich könne man aber höhere Preise durchsetzen, weil Privatkunden nach den Coronajahren nun wieder gern Geld ausgäben. Auch Roland Bleinroth von der Messe Stuttgart klagte über höhere Kosten, freilich bei reduzierten Budgets seiner Kunden. Immerhin: die Vorstellung, virtuelle Messen könnten echte Messen ersetzen, habe sich erledigt.
Fachkräftemangel ist für alle Branchen das größte Problem
Alle vier Redner sahen das größte Problem im Fachkräftemangel., wie ihn der
Fachkräftemonitor der IHK seit Jahren ankündigt. Gunnar Schwab von der Agentur der Arbeit war darum eingeladen worden zu erklären, wohin die Fachkräfte seit Corona verschwunden seien. Deutlich wurde in seinem Vortrag, dass – entgegen dem allgemeinen Eindruck - die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den letzten 20 Jahren kontinuierlich gestiegen ist und sie weiter steigt. Allerdings steige auch die Teilzeitquote, so dass weniger Stunden pro Kopf gearbeitet werden.
Einer der Hebel, mit denen das Problem gelöst werden könnte, sieht er darum in
verbesserter Vereinbarkeit von Familie und Beruf, damit vor allem Frauen ihr Deputat aufstocken können. Auch brauche Deutschland eine
Willkommenskultur, damit Menschen aus anderen Ländern gern zum Arbeiten ins Land kämen. Dritter Hebel sei eine flexiblere Ruhestandsregelung und vierter eine verbesserte Aus- und Weiterbildung: 1,58 Millionen Menschen zwischen 18 und 25 Jahren in Deutschland hätten keinen Berufsabschluss.
#Könnenlernen – die Kampagne soll zeigen, wie cool Ausbildung ist
Junge Menschen für die Ausbildung zu gewinnen, das war ein weiteres Thema des Abends. Dazu war Batuhan Yakar eingeladen worden, einer der Protagonisten der neuen deutschlandweiten Kampagne
#Könnenlernen. Ihr Ziel: das Image der dualen Ausbildung zu verbessern. Der junge Papiertechnologe macht bereits seine zweite Ausbildung und konnte nicht nur im direkten Gespräch, sondern auch in den eingespielten Filmsequenzen überzeugen, wie viel Begeisterungspotenzial das Thema hat. Ihn selber hatte der Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit und Freiheit bewogen, nach der mittleren Reife einen Beruf zu lernen statt weiter zur Schule zu gehen.
Zum Abschluss der
Vollversammlung wurden Uwe Burkert, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Waiblingen, und Markus Rammes, Prokurist der Deutschen Bank AG, kooptiert. Sie folgen Siegfried Stangohr und Dr. Ralf Kantak nach, die aus Altersgründen ausgeschieden waren.
Dr. Annja Maga, Redakteurin Magazin Wirtschaft