Startup

Hände für die (Energie-)Wende

Nichts deutet darauf hin, dass in der äußerlich unscheinbaren Gewerbehalle am Plochinger Filswehr „Helden“ auf ihre Mission vorbereitet werden.
Slawa Wolkow und Stefan Eberhard
Die Männer und Frauen, die hier ein und aus gehen, sind normale Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, sie tragen Jeans, Arbeitsschuhe und Freizeitkleidung. Trotzdem ist der Name der „Energiehelden-Academy“ Programm, denn: „Ohne genügend gut ausgebildete Monteure bleibt die Energiewende ein Wunschtraum“, so Stefan Eberhard, der das Startup gemeinsam mit Slawa Wolkow gegründet hat.
Als Familienväter nehmen die beiden Gründer das Ziel einer klimaneutralen Energieversorgung sehr ernst. So ernst, dass sie darauf ihre Existenz gegründet haben. Seit November vergangenen Jahres werden in der „Energiehelden-Academy“ Fachkräfte aus Handwerk und Industrie darin qualifiziert, Photovoltaik auf Wohnhäusern, Firmengebäuden und Freiflächen anzubringen und die entsprechende Elektroinstallation vorzunehmen.
Ohne genügend gut ausgebildete Monteure bleibt die Energiewende ein Wunschtraum
Zwei Zielgruppen sind es, die Eberhard und Wolkow dabei im Auge haben. Zum einen ausgebildete Elektrofachkräfte. Ihnen wird in einem dreiwöchigen Seminar beigebracht, wie man Zählerschränke, Wechselrichter, Speichersysteme und Wallboxen für die Photovoltaikanlagen installiert und einrichtet. Das zweite Angebot legt den Schwerpunkt nicht so sehr auf die Elektronik, sondern auf die Montage der Anlagen, zum Beispiel das Anbringen der Module, das Setzen der Unterkonstruktion und die Verkabelung der Module.
Eine Fachausbildung wird hier nicht vorausgesetzt, jedoch sind es vor allem Dachdeckerbetriebe und größere Solarunternehmen, die ihre Mitarbeiter in diesen zweiwöchigen Kurs schicken. Bis Ende Mai hatten die Plochinger bereits 65 Teilnehmer geschult, ein Unternehmen mit Sitz in den USA schickte seine Mitarbeiter aus ganz Europa in den Kurs.
Blickt man in die Trainingsräume, wähnt man sich in einer Mischung aus technischer Schaltzentrale und Showroom einer Bedachungsfirma. „Das Schulungsmaterial beziehen wir von namhaften Produktherstellern sowie von Spezialisten für die pädagogische Vermittlung von Inhalten“, sagt SlawaWolkow. Er und sein Kollege Eberhard sind erfahrene  Ausbilder, die während ihrer Tätigkeit bei der Deutschen Bahn weitere Ausbildungsstandorte aufgebaut und geführt haben. Während ihrer Zusammenarbeit bei der Bahn wurde die
Idee einer eigenen Ausbildungsstätte immer konkreter, so dass sie im Nach-Corona-Jahr 2022 den Entschluss zur Gründung fassten.
Der Bedarf ist riesig
Dabei haben die Gründer von ihren Kontakten zur IHK profitiert. In ihrer Zeit bei der Bahn waren Stefan Eberhard und Slawa Wolkow Vorsitzende der IHK-Prüfungsausschüsse. Die Energiehelden-Academy ist als Weiterbildungsträger zertifiziert und die Angebote sind als IHK-Weiterbildungen „Montagefachkraft für Photovoltaikanlagen DC-/AC-seitig“ anerkannt.
Dabei soll es aber nicht bleiben. „Gemeinsam mit der IHK wollen wir einen zweijährigen Ausbildungsgang zum Elektroniker Fachrichtung erneuerbare Energien auf den Weg bringen“, sagt Eberhard. Den gibt es nämlich noch nicht, was nicht nur die Energiehelden für ein gravierendes Manko halten. Noch führen Eberhard und Wolkow ihre Academy mit nur einem festen und zwei freien Mitarbeitern.
Die Kurse laufen aber so gut, dass es dabei nicht bleiben dürfte. „Wir planen neue Werkstätten und wollen mittelfristig ganz Deutschland abdecken“, so Eberhard selbstbewusst. Angedacht sind auch mobile Standorte direkt bei wichtigen Kunden sowie die inhaltliche Erweiterung des Angebots in Richtung Wärmepumpen, Windenergie und Elektromobilität. Die Gründer sind überzeugt: „Der Bedarf ist riesig.“