Stöhr Logistik GmbH, Rottenacker

Die Neuen kommen aus Südafrika

Ende August sind zwei Jugendliche, Danica Sias und Kamva Somyali, beide 19 Jahre alt, aus Kapstadt nach Oberschwaben gezogen und haben bei der Stöhr Logstik GmbH in Rottenacker ihre Ausbildung begonnen.
„Es ist ein Experiment“, sagt Stephanie Stöhr, Prokuristin des Unternehmens, doch sie hofft auf eine langfristige Zusammenarbeit. Die „Neuen“ bringen Deutschkenntnisse auf B1-Niveau mit und hätten in Südafrika studieren können – doch die hohen Studiengebühren dort sind für viele unerschwinglich. Kamva Somyali erklärt: „Eine Ausbildung in Deutschland stellt für mich eine einmalige Chance dar, die ich nutzen möchten, um mir hier eine Zukunft aufzubauen.“
Bei Stöhr absolvieren die beiden ihre Ausbildung zu Fachlageristen. In den kommenden Jahren sollen sie ihre Sprachkenntnisse verbessern und sich in ihre neue Umgebung einleben. Stephanie Stöhr sieht großes Potenzial in den beiden Jugendlichen und plant langfristig mit ihnen. Der Weg, den das Unternehmen eingeschlagen hat, zeigt, dass die Rekrutierung internationaler Fachkräfte eine strategische Entscheidung ist, die Geduld erfordert. Denn: „Wer Fachkräfte aus dem Ausland anwerben will, muss sich auf einen längeren Prozess einstellen“, betont Ingrid Kirchner vom Welcome Center Ulm/Oberschwaben der IHK Ulm, die Unternehmen in diesem Bereich berät und unterstützt

Ein langer Prozess – über den Betrieb hinaus

Im konkreten Fall von Danica und Kamva wurde Stöhr von Michael Kreutle begleitet, einem Dienstleister, der durch seine Verbindungen nach Südafrika wertvolle Kontakte hat. Das Auswahlverfahren begann bereits ein Jahr vor der Ankunft der beiden Auszubildenden, um sicherzustellen, dass die Erwartungen der Jugendlichen mit den tatsächlichen Aufgaben übereinstimmen. „Das ist entscheidend, um Enttäuschungen zu vermeiden“, betont Michael Kreutle. Für Stephanie Stöhr und die Personalverantwortliche Merve Sahin bedeutet die Integration der beiden Auszubildenden mehr Aufwand als bei anderen. „Wir haben unser Team vorbereitet und uns intensiv um eine Unterkunft gekümmert“, berichtet Stöhr. Das Engagement der Spedition Stöhr geht auch über die Arbeit hinaus. Um Danica und Kamva auch privat eine gute Integration zu ermöglichen, knüpfte das Unternehmen Kontakte zu Vereinen. „Ich freue mich darauf, mit dem Reiten anzufangen“, erzählt Danica. Und Kamva hat sich bereits einem Boxverein angeschlossen und spielt Fußball in einem Nachbarort. „Ich wurde sehr freundlich aufgenommen“, berichtet er.

Engagement zahlt sich aus

Die IHK Ulm und das Welcome Center Ulm/ Oberschwaben betonen, dass es für eine erfolgreiche Integration von internationalen Fachkräften mehr braucht als nur einen Arbeitsvertrag und ein Visum zur Einreise. „Im Ausland sofort die passenden Fachkräfte zu finden, ist unrealistisch“, erklärt Kirchner. Unternehmen müssen sich darauf einstellen, vorhandene Wissenslücken durch Schulungen zu schließen und ihre Strukturen und ihre Unternehmenskultur anzupassen. Mit gezielten Trainings, zum Beispiel einem „Praxisworkshop Diversity“ im Dezember, und einem breiten Beratungsangebot unterstützt die IHK Ulm Unternehmen, sich auf eine zunehmend diverse und internationale Belegschaft einzustellen.
WAB

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