Internationale Wirtschaftsbeziehungen

Bier für die ganze Welt

Wenn es um internationale Wirtschaftsbeziehungen geht, ist Markus Berberich, Geschäftsführer der Rügener Insel-​Brauerei, genau der richtige Ansprechpartner. Die Biere, die das Unternehmen produziert, finden schon lange Abnehmer in der ganzen Welt.
Insel-Brauerei_Markus Berberich
Markus Berberich, Geschäftsführer der Insel-Brauerei in Rambin auf Rügen. © Ben Fuchs
„Unser Hauptgeschäft haben wir in den Ländern der EU, aber wir liefern auch sehr viel nach China, Taiwan, auch nach Kanada haben wir schon exportiert“, sagt Berberich. Dieser länderübergreifende Erfolg liege im Produkt selbst begründet. „Wir machen keine herkömmlichen, sondern seltene Biere. Also ein besonderes Produkt, das eben überall auf der Welt Freunde findet.“
Im Laufe der Pandemie ist das Geschäft mit anderen Ländern noch erfolgreicher geworden. Allerdings erst nach und nach. Im ersten Halbjahr 2020 sah es laut Berberich gar nicht gut aus, „da sind wir schon ins Schwitzen gekommen“. Doch nach einigen Monaten gingen die Verkaufszahlen wieder nach oben. Der Brauereichef begründet das mit der veränderten Einkaufspsychologie der Konsumenten. „Am Anfang waren da erstmal die Panikkäufe. Aber im Laufe der Zeit haben die Leute gemerkt, dass sie auch noch leben, also genießen, wollen. Das hat sich bei uns in der zweiten Jahreshälfte 2020 gut bemerkbar gemacht.“
Hinzu komme aber auch, dass die Pandemie anderen Anbietern mit ähnlichem Geschäftsmodell übel mitgespielt hat. „Dass Mitbewerber am Markt schwächer geworden sind, davon profitieren wir natürlich auch“, betont Berberich.

Erfolg durch Partner vor Ort

Insel-Brauerei in Frankreich mit eigenem Regal
Die Insel-Brauerei exportiert in viele Länder. In vielen Supermärkten im Ausland gibt es sogar eigene Regale für das Bier von Rügen, wie hier in Frankreich. © Insel-Brauerei
Seine Brauerei beschäftigt aktuell 30 Mitarbeiter. Drei von ihnen sind verantwortlich für die Exportorganisation. Ohne Partner in den jeweiligen Ländern kann dieser Aufgabenbereich aber nicht funktionieren, sagt Berberich mit Nachdruck.
„Mir war von Anfang an klar, dass wir die Internationalisierung niemals allein schaffen. Man braucht immer jemanden, der sich sehr gut auskennt – darin, wie die Branche in dem jeweiligen Land funktioniert. Das ist Know-​how, das man sich nicht so einfach von außen aneignen kann.“

Markus Berberich

Um mit dem nötigen Wissen arbeiten zu können, holte sich Berberich gleich nach der Gründung einen Mitgesellschafter als internationalen Partner mit ins Boot. Dieser vermittelt in den jeweiligen Ländern geeignete Netzwerkpartner, die für die Brauerei den dortigen Markt unter die Lupe nehmen. Nach der Analyse kann schließlich eine zielgerichtete Strategie entwickelt werden.

Neues Geschäftsfeld durch anderes Kaufverhalten

Hilfreich dabei ist auch der digitale Sprung, den viele unternehmensinterne Abläufe gemacht haben. Für ihn selbst ist es ein Gewinn, nicht mehr nur unterwegs zu sein, sondern das meiste vom Standort aus abwickeln zu können, sagt Berberich. Die dadurch entstehende Effizienz sei ebenfalls eine Folge der Corona-​Pandemie. „Wenn man nicht immer nur auf Reisen ist, sondern sich konzentriert um sein Unternehmen kümmern kann, steigt auch der Output. Was ich im letzten Jahr an effizienter Arbeit geleistet habe, war ein großer Schritt. Diese Entwicklung wird sich auch nicht mehr zurückdrehen.“
Digital voran geht es bei der Brauerei aber nicht nur intern. Auch der Verkauf wird gerade Schritt für Schritt weiterentwickelt – auch international. Bislang war das dominierende Geschäftsfeld die Mischung aus klassischem Export und stationärem Handel. Neu hinzu kommt nun verstärkt der Handel über Onlineplattformen. „Das war für uns vorher kein Geschäftsfeld, hat sich aber durch die neuen Kaufgewohnheiten so ergeben. In Deutschland sind wir dieses Jahr schon damit gestartet und sehr erfolgreich“, sagt Berberich.
Die Entwicklung der Shops kauft das Unternehmen nicht ein. Für diesen Aufgabenbereich gibt es seit neuestem einen Online Performance Manager. Zwei weitere Mitarbeiter gehören ebenfalls zum Online-​Team der Brauerei. „Wir investieren da jetzt richtig rein“, sagt der Geschäftsführer, „denn dieses Feld wird auf jeden Fall weiterwachsen.“

„Unternehmensgröße sagt nichts über Erfolg“

Ob sich die Brauerei selbst vergrößern wird? Gebäudetechnisch auf jeden Fall. Geplant sei schon seit langem ein Anbau, dem allerdings ein sehr zähes Genehmigungsverfahren im Weg stehe. „Die Langsamkeit der öffentlichen Hand ist da ein großes Hemmnis. Hier muss auch ein Digitalisierungssprung passieren. Wenn man sieht, wie schnell sich die freie Wirtschaft den Gegebenheiten angepasst hat – so wie wir jetzt – und wie wenig das bei den entscheidenden Behörden passiert ist, ist das schon eklatant“, betont der Unternehmer.
Ob sich auch das Team oder die Produktpalette verändern werden, das lässt Berberich erst einmal offen.
„Wir schauen uns das Schritt für Schritt an. Ich bin aber davon überzeugt, dass Größe und Masse noch keine Kenngrößen für Qualität und Erfolg sind. Und diese ist bei uns letztlich das Wichtigste. Die Welt hat mit Sicherheit nicht darauf gewartet, dass noch jemand kommt, der ein Bier wie alle anderen herstellt. Aber die Welt hat vielleicht auf jemanden gewartet, der ein Bier auf den Markt bringt, das etwas Besonderes ist, das man sonst nirgendwo bekommt.“

Markus Berberich

Christina Milbrandt