Januar 2025 | Existenzgründung

Mathe-Ass hilft mit Youtube-Videos durchs Abitur

Rick Kummerow hilft Schülerinnen und Schülern aus ganz Deutschland bei den Prüfungsvorbereitungen.
Ein junger Mann steht vor einer Schultafel. In der Hand hält er eine durchsichtige Trophäe.
Bei der Verleihung des OZ-Existenzgründungspreises konnte sich Rick den Digitalpreis sichern. © IHK zu Rostock
Herzrasen, Albträume, Nervosität gepaart mit Tränen – die Aussicht auf das Mathe-Abi ruft bei vielen Schülerinnen und Schülern ungute Gefühle hervor. Auch wer es längst hinter sich hat, kann sich in der Regel gut daran zurückerinnern. „Die Erfahrungen im Matheunterricht haben eine biografische Dimension. Im Grunde kann jeder benennen, wann er oder sie in dem Fach an seine Grenzen kam“, sagt Rick Kummerow.
Der 33-Jährige hat es sich zur Aufgabe gemacht, jungen Menschen dabei zu helfen, diese Hürden zu überwinden und vor allem Ängste zu nehmen. Auf seinem Youtube-Kanal „Mathe mit Rick“ veröffentlicht er Videos, in denen er unter anderem die für das Abitur nötigen Aufgabentypen erklärt und durchrechnet. Seine Playlist „How to Mathe-Abi“ erfreut sich vor allem in den Monaten vor den Prüfungen großer Beliebtheit.

Mit einfachen Erklärungen gegen die Mathe-Angst

Planvolles Vorgehen ist Rick dabei besonders wichtig: Er hat genau im Blick, wann welches Bundesland mit der Prüfung dran ist, damit seine Follower sich nach einem strukturierten Zeitplan vorbereiten können – und ihre Scheu vor den Aufgaben verlieren. „Bei manchen kommt das Denken daran einer Todesangst nahe. Das möchte ich umkehren. Am Ende sollen sie eine positive Lernerfahrung haben.“
Um den einzelnen Inhalten wie der Kurvendiskussion oder Stochastik ihren Schrecken zu nehmen, zerlegt er sie in viele kleine Einzelschritte und erklärt alles in so einfachen Sätzen wie möglich. „Mein Ziel ist es, dass möglichst wenig Leute von meinen Worten verwirrt sind.“

Persönlicher Austausch genauso wichtig wie Lerninhalte

In seiner Herangehensweise bedient sich Rick bei den didaktischen Erkenntnissen aus seinem Lehramtsstudium und seinen praktischen Erfahrungen aus den Mathekursen, die er früher in analoger Form gegeben hat. „Ich bin seit 2016 durch ganz Deutschland gereist und habe Abi-Vorbereitungskurse gegeben“, erzählt er. „Da habe ich gemerkt, dass alle die gleichen Probleme haben. Egal, wo ich war, die Hürden waren dieselben. Das fand ich überraschend und erschreckend.“
Schon da war für ihn klar: Die Aufgaben müssen so knapp und reduziert wie möglich erklärt werden. „Ich habe meine Methoden immer weiterentwickelt, um die grundlegenden Prinzipien so pointiert wie möglich herunterzubrechen.“
Man sollte keinen Grund suchen, um etwas nicht zu können, sondern nach Maßnahmen suchen, um besser zu werden.

Rick Kummerow, Unternehmensgründer

Besonders wichtig war ihm dabei von Anfang an nicht nur der Fokus auf die Inhalte, sondern auch der zwischenmenschliche Austausch. Herauszufinden, warum es bei jemandem hakt, könne zu einer individuellen guten Lösung für das Problem führen. „Ich habe schon sehr viele Jugendliche weinen sehen, weil sie bestimmte Glaubenssätze angenommen haben, die ihnen von außen aufgedrückt wurden.“
Ein gängiger Glaubenssatz: Mädchen seien nicht so gut in Mathe wie Jungs, rein aus genetischen Gründen. „Völliger Quatsch“, sagt Rick. „Wenn ich das einer Schülerin sage, nimmt die Katastrophe schon ihren Lauf. Ich versuche daher immer rüberzubringen: Man sollte keinen Grund suchen, um etwas nicht zu können, sondern nach Maßnahmen suchen, um besser zu werden.“

Strategieberater unterstützt mit Business-Knowhow

Nach dem Ausbruch der Coronapandemie konnten die Kurse nicht mehr in ihrer gewohnten Form stattfinden. So verlagerte sich alles ins Internet. Rick hat seinen Unterricht über die Plattform einer Firma ausgebaut und schließlich auch angefangen, Videos bei Youtube hochzuladen. „Ich hatte die Idee schon lange im Kopf und immer wieder gesagt, wir müssen den Leuten erklären, wie sie sich strukturiert auf das Mathe-Abitur vorbereiten können.“
Mittlerweile hat sich das Ganze zu einem erfolgreichen Unternehmen entwickelt, zu dem neben der Abi-Playlist noch andere Angebote gehören wie Nachhilfekurse, Skripte oder Lernunterlagen in einer App. „Ich habe einen Strategieberater, der mich in Businessentscheidungen und hinsichtlich meiner Social-Media-Strategie unterstützt“, verrät Rick. Er lerne dabei jeden Tag etwas Neues, das direkt Eingang in seine Arbeit finde.
Für mich ist wichtig, dass die Qualität stimmt, dass ich helfen und zeigen kann, dass jeder Mathe kann.
„Bei der Strategieplanung steht das unternehmerische Mindset im Vordergrund, also die Frage, wie entwickle ich aus Ideen für Videos Content, der sich wirtschaftlich rentiert.“
Weitere Unterstützung bekam der Youtuber von der IHK. „Ich wurde sehr gut beraten und habe mich in dem Zuge für einen Gründungszuschuss beworben. Das lief alles sehr gut“, berichtet er.
Bislang zahlt sich die gesamte Geschäftsidee aus: Der Kanal hat mehr als 45.000 Abonnenten. „Das ist im Vergleich mit vielen anderen überhaupt nicht viel“, sagt Rick. „Für mich ist aber wichtig, dass die Qualität stimmt, dass ich helfen und zeigen kann, dass jeder Mathe kann.“ Resonanz gab es auch bei der Verleihung des OZ-Existenzgründerpreises im November 2024. Dort räumte Rick den Digitalpreis ab.

Prüfungstag fordert nicht nur die Schüler

Sich darauf auszuruhen, kommt ihm allerdings nicht in den Sinn. Aktuell steckt er mitten in den Vorbereitungen für die anstehenden Prüfungen. Spätestens ab Februar gebe es nichts anderes mehr. Er drehe jeden Tag ein Video, nehme Content für Social Media auf, gehe auf Fragen ein und arbeite an inhaltlichen Verbesserungen. Ab und an tausche er auch frühere Videos gegen neue, inhaltlich noch ausgereiftere aus. „Wenn dann der Tag der Prüfungen da ist, fühle ich mich, als müsste ich selbst mitschreiben. Das ist mental gar nicht so einfach.“
In den Wochen danach sei er fast nur damit beschäftigt, Emails mit Feedback zu beantworten. Danach werde es ruhig, bis der neue Abiturjahrgang in die Vorbereitungen geht.
Christina Milbrandt