„Einzelhandel darf gerne Spaß machen“

Mit ihrem Feinkostgeschäft Die Genusswelt haben Thomas und Wencke Witte beim regionalen Wettbewerb „Erfolgsraum Altstadt“ in der Kategorie Geschäftsentwicklung gewonnen. Die Grundpfeiler ihres Erfolgs? Persönliche Leidenschaft, Freude an der Arbeit und Vertrauen ins Team.
Höhere Kosten, weniger Kaufkraft, zunehmende Existenzängste: Der stationäre Einzelhandel hat schon lange mit großen Sorgen zu kämpfen. Für Thomas Witte ist die allgemeine Lage aber kein Grund für schlechte Laune. Dem 52-Jährigen und seiner Frau Wencke gehört die Ladenkette Die Genusswelt. Das Angebot umfasst eine sorgfältige Auswahl an regionalen und internationalen Delikatessen, darunter Marmeladen, Öle, Essige, Spirituosen und viele weitere Feinkostartikel.
Es geht uns vor allem um die Innenstädte. Wir vertreten die Philosophie, dass ein positiver Umgang mit den Mitarbeitern und Kunden sowie eine generell gute Grundeinstellung essenziell sind.

Thomas Witte, Inhaber von Die Genusswelt

Angefangen hat das Ehepaar mit einem Geschäft in Schwerin, mittlerweile gibt es noch vier weitere: in Kühlungsborn, Wismar, Stralsund und Warnemünde. Das Konzept überzeugt nicht nur die Kunden. Beim Wettbewerb „Erfolgsraum Altstadt“ der IHKs in MV konnte sich Die Genusswelt als Landessieger in der Kategorie Geschäftsentwicklung durchsetzen.
Ein Sieg, der ihn sehr stolz mache, sagt Thomas Witte. Für ihn sei das aber auch der Beweis dafür, dass man mit Optimismus und Spaß viel erreichen kann. „Es geht uns vor allem um die Innenstädte. Wir vertreten die Philosophie, dass ein positiver Umgang mit den Mitarbeitern und Kunden sowie eine generell gute Grundeinstellung essenziell sind.“

Von 350 auf 1800 Artikel

Der erste Laden in Schwerin sei zunächst eher ein Hobby nebenbei gewesen. „Wir kommen aus der Immobilienbranche und Unternehmensberatung“, erzählt Thomas Witte. „Auf der Suche nach Geschenken für Kunden sind wir zu dem Laden gekommen, der typische Essigprodukte im Angebot hatte. Wir sind ins Gespräch gekommen, als Berater eingestiegen und als der Besitzer aufgab, hatten wir auf einmal einen Laden.“
Los ging es mit rund 350 Artikeln. Das wurde schließlich immer mehr. „Und je mehr Produkte ich habe, die auch an ein Haltbarkeitsdatum gebunden sind, umso mehr muss ich auch verkaufen“, sagt Thomas Witte. Und deswegen kam 2015 das Geschäft in Warnemünde dazu, nach und nach die anderen. Mittlerweile gibt das Sortiment etwa 1800 Artikel her. Hinter jedem Artikel verbergen sich ein hoher Anspruch an Qualität – und auch die persönliche Begeisterung von Thomas Witte für die Feinkost. So werden von einer Messe statt einem Whiskey auch schonmal sechs mitgebracht, um den Kunden die bestmögliche Bandbreite an guter Ware präsentieren zu können. „Das macht mir einfach Spaß und ich appelliere an alle aus der Branche, da genauso ranzugehen.“

Mitarbeiter sind die Gesichter des Unternehmens

Im Onlineshop können Kunden das Sortiment auch durchstöbern. Im Vergleich gibt dieser aber nur einen Bruchteil der Gewinne her. Der Fokus liegt auf den stationären Geschäften. Und diese zu einem reizvollen Anlaufpunkt zu machen, ist Thomas Wittes größtes Anliegen. Da gibt es nicht nur geplante Verkostungen, sondern auch mal einen spontanen Minikurs im Cocktailmixen, um die Einsatzmöglichkeiten der einzelnen Produkte direkt zu demonstrieren. „Das hat einer unserer Mitarbeiter gemacht und damit für viel Begeisterung und gute Bewertungen gesorgt“, erzählt Thomas Witte.
„Dieser Einsatz zeigt, dass vor allem unsere Teams in den Geschäften dafür verantwortlich sind, dass das Unternehmen so gut läuft – denn zu ihnen kommen unsere Gäste und Kunden. Ich stehe leider immer seltener selbst im Laden, aber unser Team und unsere Filialleiter sind da und werden als die Gesichter der Genusswelt wahrgenommen.“ Als Wertschätzung dafür investiert Thomas Witte einen Teil des Preisgeldes des Wettbewerbs auch in eine Dankeschönfeier für die Belegschaft.

Unternehmensnachfolge jetzt schon geregelt

Auf dem Erfolg ruhen sich Thomas Witte und seine Frau aber nicht aus. Die Weiterentwicklung ihres Unternehmens haben sie fest im Blick. So gibt es stetige Überlegungen, einen sechsten Laden zu eröffnen, am liebsten in der Rostocker Innenstadt. „Es scheitert allerdings am viel zu hohen Mietniveau“, sagt Thomas Witte. Außerdem ist ein Franchisekonzept in Arbeit, mit dem die Läden auch in anderen Regionen Deutschlands verbreitet werden können.
Und da Vorbereitung alles ist, hat Thomas Witte auch schon die Unternehmensnachfolge geregelt. „Wenn ich Ende 50 bin, dann soll der Laden so laufen, dass diese Regelung greifen kann und wir dann noch weiterhin einige Jahre mit an Bord sein können.“
Dieser Drive sorgt für vollgepackte Tage, mindert die Freude an der Arbeit aber keinesfalls. „Bei uns ist die Devise, erst kommt der Laden und dann kommen wir. Das machen wir gerne. Wir wollen einfach zeigen: Einzelhandel darf gerne Spaß machen. Wenn alle mitmachen und jeder sich auf seine Weise einbringt, kann man in der Branche viel bewegen.“