Schicke Frisuren für Vierbeiner
Jule Tschammer hat sich in Rostock als Hundefriseurin selbstständig gemacht.

Wenn Jule Tschammer die Schere zückt, kann es schonmal sein, dass ihre Kunden die ganze Zeit zappeln oder sich nur mit kleinen Naschereien zwischendurch beruhigen lassen. Vor zwei Jahren hat die Hundefriseurin ihren Salon Proud Dog am Rostocker Fischereihafen eröffnet – und ist seitdem mit allen Wassern gewaschen. „Nicht alle Hunde finden das, was ich mit ihnen mache, toll. Da muss ich mir einiges einfallen lassen. Aber oft helfen Leckerli und beruhigende Worte der Besitzer“, erzählt sie.
Aber auch wenn es manchmal einiges erfordert, die Vierbeiner zu waschen und ihr Fell zu stutzen, kann sich die 32-Jährige keinen besseren Beruf vorstellen. „Ich bin sehr glücklich. Seitdem ich mich selbstständig gemacht habe, arbeite ich zwar viel mehr als früher, aber wenn die Arbeite Spaß macht, vergeht die Zeit sehr schnell. Mich stört es überhaupt nicht.“
Qualifikationen von spezieller Hundeschnittschule
Dass sie beruflich etwas mit Tieren machen möchte, stand für Jule Tschammer schon immer fest. Ihre Familie hat eine Tierarztpraxis und auch darüber hinaus spielten Tiere schon immer eine große Rolle in ihrem Leben. Schließlich entschied sie sich dafür, Tierarzthelferin zu werden. „Das hat mir viel Spaß gemacht, ist aber auch ein sehr emotionaler Job“, sagt sie.
Leider ist Hundefriseur kein anerkannter Beruf.Jule Tschammer, Unternehmensgründerin
Während sie in der Praxis arbeitete, wuchs auch ihr Interesse an Fellpflege und Schnitten. Als die Idee, sich damit etwas aufzubauen, mehr und mehr Gestalt annahm, machte sie sich auf die Suche nach einer geeigneten Ausbildung. Was sich als gar nicht so einfach erwies. „Leider ist Hundefriseur kein anerkannter Beruf, das heißt, es gibt auch keine offizielle Ausbildung dafür“, erzählt sie.
Sie sei durch intensive Recherche schließlich auf eine Hundeschnittschule in Trittau gestoßen. Da habe sie zwei Monate lang jeden Tag an Hunden geübt. „Ich fand diese Fortbildung sehr hilfreich. Da habe ich alles gelernt, vom richtigen Halten der Schere bis zum gleichmäßigen Schneiden des Kopffells. Das ist das Schwierigste und es gab viele wertvolle Tipps. Ohne diese Grundlagen hätte ich mir das nicht zugetraut.“
Hunde sind Visitenkarte
Ihre ersten Erfahrungen als professionelle Hundefriseurin sammelte Jule Tschammer als Angestellte in einem Hundesalon. Schließlich wollte sie ihre eigenen Vorstellungen umsetzen und wagte den Schritt, ihren eigenen zu eröffnen. Zu ihrem Angebot gehören die klassische Fellpflege an Pfoten und Bauch, aber auch das Schneiden für ästhetische Zwecke.
Die Hunde – und mittlerweile auch Katzen – stehen oder sitzen dafür auf einem höhenverstellbaren Tisch, an dem sie leicht fixiert sind, damit sie stillhalten. Einige von ihnen kommen vor dem Frisieren noch in die Badewanne. Im Grunde habe sie jede Hunderasse mal bei sich auf dem Tisch, sagt sie. Dominant seien die typischen Schnitthunde wie Pudel oder Labradoodle, aber auch Rassen mit kurzem Fell seien bei ihr.
Man sollte einfach mutig sein und es machen. Wenn es am Ende nicht klappt, kann man sich zumindest nicht vorwerfen, man hätte es nicht versucht.
Die lebenden Ergebnisse ihrer Arbeit seien für sie auch die beste Werbung. „Die Hunde sind meine Visitenkarte. Denn wenn die Besitzer zufrieden sind, tragen sie es an andere weiter“, sagt sie.
Inzwischen funktioniere die Mund-zu-Mund-Propaganda sehr gut, doch gerade in den Anfangstagen sei es schwierig gewesen, sich bekannt zu machen, sagt die Jungunternehmerin. „Es ist sehr schwierig, auf sich aufmerksam zu machen und einen soliden Kundenstamm aufzubauen.“ Als Marketingtool nutzt sie Instagram und ansonsten schwöre sie auf eine gute Kommunikation.
Auch wenn die Anfänge schwieriger waren als gedacht, würde Jule Tschammer alles nochmal genauso machen. Anderen, die auch mit dem Gedanken spielen, sich selbstständig zu machen, rät sie: „Man sollte einfach mutig sein und es machen. Wenn es am Ende nicht klappt, kann man sich zumindest nicht vorwerfen, man hätte es nicht versucht.“
Christina Milbrandt
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