Politik stellt sich Fragen der Wirtschaft

Rund 60 Unternehmerinnen und Unternehmer kamen am 8. Dezember zur Diskussionsrunde in die IHK zu Rostock.
Bürokratieabbau, die Effekte des Sofortprogramms der Bundesregierung, Steuererleichterungen für Unternehmen: Wirtschaftspolitisch brisante Themen wie diese standen am 8. Dezember beim Politik-Talk in der IHK zu Rostock auf dem Programm. Die Veranstaltung stand unter dem Titel „Wirtschaftsstandort in MV: Was jetzt getan werden muss“ und brachte vier Politiker und eine Politikerin der im Bundestag aktiven Parteien mit knapp 60 Unternehmerinnen und Unternehmern zusammen.
Der Fachkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen, die wir in Mecklenburg-Vorpommern haben.

Klaus-Jürgen Strupp, IHK-Präsident

Die IHK konnte bei der Veranstaltung ihre politischen Forderungen im Sinne eines starken Wirtschaftsstandortes direkt bei den Parteien platzieren. „Es ist wichtig, dass unsere Region gut angebunden ist, das betrifft derzeit gerade auch die Bahnverbindungen. Wenn Menschen bei uns leben und arbeiten möchten, brauchen wir gute Anbindungen und familienfreundliches Wohnen. Zudem gibt es einen großen Mangel an Unternehmen, an jungen Leuten, die sich trauen, in die Wirtschaft zu gehen, denn viele der Unternehmerinnen und Unternehmer sind 55 plus“, betonte IHK-Präsident Klaus-Jürgen Strupp in seinem Grußwort. „Der Fachkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen, die wir in Mecklenburg-Vorpommern haben. Die duale Ausbildung, die enge Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Unternehmen und die Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt sind dafür wichtige Bausteine.“
Weitere politische Kernthemen, die der IHK-Präsident ansprach, waren
  • Wirtschaftliche Diversifizierung
  • Bürokratieabbau und vereinfachte Verwaltung
  • die Finanzlage der Kommunen und
  • die Reduzierung der Steuer- und Abgabenlast der Unternehmen
Moderiert wurde die Diskussionsveranstaltung von Robert Eisenblätter, Präsident der Wirtschaftsjunioren (WJ) Rostock und Sascha Lübow-Westendorf, Vorsitzender der WJ Stralsund. Sie stellten ihre Fragen zu den drängendsten Themen mit Blick auf die Wirtschaft im Allgemeinen, machten den Standpunkt der jungen Wirtschaft im Besonderen jedoch immer wieder klar. „Junge Unternehmen brauchen nicht nur Förderprogramme, sondern ein Umfeld, das Innovation willkommen heißt“, betonte Robert Eisenblätter. „Von der Bundespolitik erwarte ich weniger Verwaltungshürden, mehr steuerliche Anreize und gezielte Investitionen in Bildung und Technologie – damit aus Ideen echte Zukunft wird.“
Sascha Lübow-Westendorf hob zudem hervor, dass das Thema Bürokratieabbau für junge Unternehmen besonders drängend sei. „Wir sind durch die bürokratischen Anforderungen besonders belastet.“

Publikum verlangt nach klaren Antworten auf konkrete Fragen

Die Politiker MdB Dr. Dietmar Bartsch (Die LINKE), MdB Georg Günther (CDU), MdB Claudia Müller (Bündnis 90/DIE GRÜNEN), MdL Martin Schmidt (AfD) und MdL Christian Winter (SPD) stellten sich diesen Fragen im Rahmen einer Paneldiskussion. Auch das Publikum bekam die Möglichkeit, Fragen zu stellen. So forderte Jan Bleis, Geschäftsführer der Rostocker Straßenbahn AG, die Abgeordneten auf, konkrete Maßnahmen zu benennen und diese aktiv anzugehen.
Lars Wiedemann von der Auftragsberatungsstelle des Landes sprach die Pläne rund um das Vergaberecht an: „Lassen Sie die Finger davon. Oder wenn Sie es wirklich anpacken wollen, dann nehmen Sie die Tariftreue und die Nachhaltigkeit aus den Vergaberichtlinien heraus. Denn diese beiden Punkte haben nichts mit Vergaberecht zu tun.“
Eduard Herbel, Geschäftsführer der Herbel Bädertraum GmbH, wies durch einen eigenen Erfahrungsbericht auf Hürden bei der Antragstellung für die Finanzierung bei einer Unternehmensgründung hin.
Die Standpunkte der Politiker zu den angesprochenen Themen konnten sie beim Netzwerken im Anschluss an den offiziellen Teil noch einmal im Detail diskutieren. Auch alle anderen Gäste hatten in diesem Rahmen die Möglichkeit, sich mit den Politikern und anderen Unternehmerinnen und Unternehmern auszutauschen.
Die Moderatoren zogen am Ende der Paneldiskussion ein positives Fazit. „Wir bedanken uns, auch dafür, dass wir ein paar Punkte finden konnten, in denen wir uns alle einig sind“, sagte Sascha Lübow-Westendorf.
Melanie Wicht, Hauptgeschäftsführerin der IHK zu Rostock, beendete den offiziellen Teil der Veranstaltung. Ihr Fazit: „Eins ist klar geworden: Die junge Wirtschaft muss sich vor allem mit Vergangenheitsbewältigung beschäftigen. Aber eigentlich sollte es nach vorne gehen. Das sollten wir alle für uns mitnehmen.“
Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet. Im Stream erfahren Sie, welche Antworten die Politiker und die Politikerin auf die Fragen aus der Wirtschaft hatten.