Kindheitsprägung und Wissensdrang als Erfolgsrezept

Eine Rostocker Küchenmeisterin liebt die berufliche Herausforderung.
Sie ist praktisch und sie arbeitet gern mit Menschen zusammen, für Cilli Hillbrunner zwei Voraussetzungen, die ihr den Weg ins Berufsleben gewiesen haben. Hinzu kommen Erfahrungen aus der Kindheit, die die 43-Jährige Küchenmeisterin im Rostocker Hotel Wilhelmshöhe prägten: „Meine Oma hat mir schon sehr früh beigebracht, Lebensmittel zu wertschätzen. In unserem Garten lernte ich den eigenen Anbau und wie lange es bis zur Ernte braucht, wieviel Mühe in einem Glas Johannisbeer- Konfitüre steckt, die sich für ein schönes Geschmackserlebnis aber lohnt.“ Daher möchte sie auch heute ihren eigenen Garten nicht missen, der einen wichtigen Ausgleich für ihren herausfordernden Beruf bietet.
Eine Köchin steht am Herd mit einer flammenden Pfanne in der Hand.
Küchenchefin Cilli Hillbrunner ermuntert andere, sich weiterzubilden: „Auf der Stelle zu stehen ist langweilig und schlecht für die eigene Moral.“ © Mathias Rövensthal
Nach dem Wirtschaftsabitur hat sich die gebürtige Rostockerin ausprobiert, als Kinderanimateurin gejobbt und Minijobs in Hotels übernommen. Die Erprobungsphase bringt Hillbrunner Klarheit: „Ich war vom Hotelwesen begeistert.“ Nach langer Suche findet sie einen Ausbildungsplatz als Köchin in Hamburg, 2005 schließt sie ihre Lehre ab, macht einen Ausbilderschein. Ihre Begeisterung fürs Kochen gibt sie an ihre Auszubildenden weiter: „Noch heute habe ich zu vielen Kontakt.“

Zurück in die Heimat

In Hamburg und Umgebung durchläuft die junge Frau alle Stationen einer Köchin. 2011 darf sie sich das erste Mal Küchenchefin nennen und erinnert sich: „Ich war und bin sehr stolz auf mich, nie aufgegeben zu haben. Es war hart, sich in dieser Männerdomäne durchzusetzen.“
Einmal Küstenkind, immer Küstenkind. Auf Cilli Hillbrunner trifft das zu: „Mein Wunsch wieder nach Rostock zurückzukehren wuchs mit den Jahren. 2020, zwischen der ersten und zweiten Coronawelle, fasste ich den Entschluss“, blickt sie zurück. „Immer wollte ich am Meer arbeiten und das Hotel Wilhelmshöhe suchte einen Koch.“ Sie ist sicher: „Es sollte alles so sein. Da ich jetzt wieder mehr Zeit für Privates hatte, begann ich die Zusatzqualifikation zur Diätköchin hier in Rostock.“ Nichts, meint die Küchenmeisterin, sei schlimmer als Leerlauf im Kopf.
Es war hart, sich in dieser Männerdomäne durchzusetzen.

Cilli Hillbrunner, Küchenmeisterin

Kaum hatte sie die Zusatzqualifikation, entschied sie sich für eine Tätigkeit als ehrenamtliche Prüferin für Diätköche bei der IHK zu Rostock: „Für mich war es eine große Ehre, dass ich gefragt wurde, ob ich ehrenamtlich prüfen möchte. Jetzt traf ich meine Prüfer wieder. Das war ein tolles Gefühl.“ Sie rät auch anderen Menschen sich weiterzubilden: „Ich kann jeden nur bestärken, eine Zusatzausbildung in diesem Bereich zu machen. Diätköche werden künftig noch mehr gebraucht. Immer mehr Menschen leiden an chronischen Erkrankungen und müssen optimal im Bereich der Ernährung betreut werden. Ob in Kliniken, in Einrichtungen für ältere Menschen oder auch in der Hotelküche: Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten nehmen zu, wir als Diätköche können sofort reagieren. Nicht immer helfen Tabletten, oft lassen sich die Ursachen auch durch die Ernährung regulieren.“

Aktiv als Prüferin im Ehrenamt

Für Cilli Hillbrunner bauen viele Schritte aufeinander auf: „Als ich meinen ,Diätkoch‘ bestanden hatte, wuchs der Wunsch, meinen ,Küchenmeister‘ gleich im Anschluss zu machen. Dieser wird ebenfalls in Rostock von der IHK geprüft. Somit musste ich keine weiten Wege zurücklegen.“ Auch die zweite Zusatzqualifikation machte sie neben ihrem normalen Berufsalltag. Nachahmerinnen und Nachahmern nimmt sie die Illusionen: „Es waren harte drei Jahre. Lange und schlaflose Nächte des Lernens.“
Wenn sie an die Prüfungen im Meisterkurs zurückdenkt, bekommt Cilli Hillbrunner immer noch feuchte Hände. Die schriftlichen Prüfungen seien schwierig gewesen. Aber: „Es hat sich gelohnt! In erster Linie war es auch für den eingefahrenen Kochkopf wichtig die Hirnströme anzuregen und viele neue Menschen kennenzulernen. Mit einigen habe ich jetzt nicht nur beruflichen Kontakt, es sind auch Freundschaften entstanden“, sagt Cilli Hillbrunner.
Der Berufswunsch wird schon in jungen Jahren ausgeprägt. Daher sind noch mehr Anreize für Auszubildende in unserem Sektor nötig.

Cilli Hillbrunner, Küchenmeisterin

Beruflich habe sie auch profitiert: „Ich kann meinen Azubis und Kollegen einiges wieder genauer erklären und erläutern. Vieles war im Laufe der Jahre in Vergessenheit geraten.” Die Rostockerin ermuntert andere, sich weiterzubilden: „Auf der Stelle zu stehen ist langweilig und schlecht für die eigene Moral.“

Neue Impulse halten lebendig

Was der 43-Jährigen am Herzen liegt: „In anderen Bundesländern wird der Küchenmeister-Abschluss mit finanziellen Prämien belohnt. Dies wäre auch ein Anreiz für mehr Köche, diese Weiterbildung zu beginnen.“ Die IHK zu Rostock hatte sich in der Vergangenheit stets für ein Meister Extra, das in Mecklenburg-Vorpommern nur für das Handwerk und für Industriemeister gilt, stark gemacht.
Den Blick über den Tellerrand sieht Cilli Hillbrunner positiv, sie weiß dadurch, wie es in anderen Bundesländern aussieht: „In Hamburg gab es für Azubis viele Wettbewerbe, bei denen es Geldprämien oder Equipment für den Beruf zu gewinnen gab. Letztlich muss schon in der Vorschule Werbung für unseren Beruf gemacht werden. Die Schulgärten in früheren Zeiten waren schon sehr gut.“ Aus ihrer Sicht müssten die IHKs stärker in die kommunale Bildungspolitik einbezogen werden, denn: „Der Berufswunsch wird schon in jungen Jahren ausgeprägt. Daher sind noch mehr Anreize für Auszubildende in unserem Sektor nötig.“