Februar 2025 | Standort

ÖPNV-Projekt MIRROR: Nutzungsphase läuft

Nach drei Jahren Laufzeit ist das ÖPNV-Modellprojekt MIRROR zu Ende gegangen. Seit 2022 haben die regionalen Verkehrsunternehmen gemeinsam rund 40 Maßnahmen in Rostock und im Landkreis Rostock umgesetzt, die den Nahverkehr modernisieren und für noch mehr Menschen zugänglich machen sollten.
Die Verkehrsunternehmen haben gemeinsam mit Akteuren aus dem sozialen Bereich, der Stadt-/ Raumplanung und –entwicklung sowie der Universität Rostock unterschiedliche Teilprojekte und Maßnahmen entwickelt. Für die Gesamtprojektleitung war der Verkehrsverbund Warnow (VVW) verantwortlich.
Der Fokus von MIRROR lag auf drei Kernpunkten: der Anknüpfung an verkehrspolitische Zielsetzungen und Mobilitätsprojekte in MV und der Regiopolregion Rostock, der Stärkung der gesellschaftlichen Teilhabe sowie der Innovation und Digitalisierung.

Umgesetzte Maßnahmen

Tarifliche Neuerungen wie eine Ausweitung des Gültigkeitsbereichs der Semestertickets und des Sozialtickets sowie ein neues Mieter-Ticket in Kooperation mit Unternehmen der Wohnungswirtschaft konnten erfolgreich realisiert werden. Ein Teil dieser Angebote wurde mittlerweile in das Deutschland-Ticket überführt.
Im Rostocker Stadtverkehr hat sich einiges getan: Die Busse im Nordwesten fahren nun ganztätig im Zehn-Minuten-Takt. Außerdem gibt es eine neue Busverbindung zwischen Lichtenhagen, Lütten Klein und Schmarl sowie S-Bahn-Nachtverkehr zwischen Rostock Hauptbahnhof und Warnemünde.
Zudem wurden die digitalen Angebote erheblich erweitert. Die Rostocker Straßenbahn AG (RSAG) hat unter anderem kontaktlose Zahlungsmöglichkeiten in ihren Bussen und Bahnen geschaffen. Auch den Kundenservice konnte die RSAG durch die Einführung digitaler Tools verbessern.
Ein weißblauer Bus hält an einer Bushaltestelle.
Die RSAG hat das Angebot auf den Linien 25, 31, 38 und 39 verdichtet. Dadurch gibt es einen 10-Minuten-Takt im gesamten Busnetz im Nordwesten Rostocks erreichen. Die Linie 38 ist bis Lichtenhagen verlängert worden. © Joachim Kloock
In Fahrzeugen der Regionalbus Rostock GmbH (rebus) und an mehr als 60 Ticketautomaten der DB Regio Nordost in Stadt und Landkreis Rostock wurde die Vertriebstechnik erneuert.
Ein wesentlicher Teil von MIRROR waren bauliche Maßnahmen. Für eine bessere Aufenthaltsqualität sind zahlreiche Haltestellen im Verbundgebiet modernisiert und neu errichtet worden. Besonders umfassend sei die Umgestaltung des Dierkower Kreuzes gewesen, berichtet Gesamtprojektleiterin Dr. Maxi Bergel vom VVW. Der wichtige Verkehrsknüpfungspunkt hat eine neue Plattierung und moderne Fahrgastunterstände mit Windschutz sowie Dachbegrünung bekommen. Hinzu kommen sogenannte Mobilpunkte – Hubs für das Zusammenspiel der verschiedenen Mobilitätsformen.
Komplett digitale Ticketautomaten: Die RSAG hat ihre Technik im Zuge von MIRROR ausgetauscht.
Im Landkreis Rostock wurden zusätzliche Linien und eine verbesserte Taktung eingeführt. Und auch der Ausbau der Stadt-Umland-Verbindungen konnte durch die Linien 24 und 113 erfolgreich umgesetzt werden.
Zahlreiche Maßnahmen im Bereich der Fahrgastinformation an Haltestellen und Verbesserungen in der VVW-App helfen zusätzlich dabei, Zugangshemmnisse zum ÖPNV abzubauen.

5,5 Millionen Fahrgäste zusätzlich erwartet

Im Kern zielt das Projekt darauf ab, einen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele vor Ort zu leisten. „Ein leistungsfähiges ÖPNV-Angebot ist dafür ebenso notwendig wie eine deutliche Steigerung der Fahrgastzahlen“, sagt Gesamtprojektleiterin Dr. Maxi Bergel vom VVW. Stefan Wiedmer, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes, fügt hinzu: „Es war unser Ziel, dass wir mit dem Projekt klimafreundliche Mobilität verbessern und dadurch CO2-Emissionen einsparen – weil eben verstärkt öffentliche Verkehrsmittel genutzt werden.“ Die konkreten Zahlen dazu würden aktuell vom Fraunhofer Institut ermittelt.
Die Verantwortlichen rechnen mit einem nachhaltigen Zuwachs von 5,5 Millionen Fahrgästen und einer Einsparung von knapp 80 Millionen Kfz-Kilometern beziehungsweise 9.000 Tonnen CO2 pro Jahr.

Stärkere soziale Teilhabe

Was MIRROR hervorhebt, ist der Fokus auf Partizipation und Inklusion. In der Region ist das besonders nötig: Rostock belegt bei der sozialen Segregation bundesweit den zweiten Platz, nach der Landeshauptstadt Schwerin. Hier sind die sozialen Unterschiede und die Trennung von verschiedenen Bevölkerungsgruppen besonders groß.
Um Segregation entgegenzuwirken, müssen für möglichst viele Menschen attraktive ÖPNV-Angebote geschaffen werden.

Stefan Wiedmer, Geschäftsführer Verkehrsverbund Warnow

Die Ursachen in Rostock sind städtebaulicher Natur. Während des Ausbaus der maritimen Wirtschaft bis in die 1980er-Jahre hinein entstanden neue Großwohnsiedlungen am damaligen Stadtrand.
Im Landkreis Rostock war der ÖPNV bisher nur vom Schüler- und Schienenverkehr zwischen Stadt und Landkreis geprägt. Hinzu kommt der demografische Wandel: Vor allem im südlichen Landkreis Rostock ist die Alterung der Bevölkerung aufgrund der Abwanderung vieler junger Menschen zu spüren. “Um Segregation entgegenzuwirken, müssen Angebote geschaffen werden, die möglichst vielen Menschen einen attraktiven ÖPNV ermöglichen”, so Stefan Wiedmer.

Ein besserer ÖPNV für alle

Durch Verbesserungen in der Barrierefreiheit sowie neue verkehrliche Anbindungen und bessere Taktungen half MIRROR auch dabei, den ÖPNV für Pendler interessanter zu machen. Dank der Digitalisierungsmaßnahmen konnten Tarifangebote wie das Deutschland-Ticket und das Job-Ticket auf das Smartphone gebracht werden. Deutschland-Job-Tickets gibt es daher neben der klassischen Chipkarte auch für das Handy in der VVW-App.
„Betriebliche Mobilitätsangebote werden für Arbeitgeber zukünftig weiterhin an Bedeutung gewinnen. Sei es als Mittel zur Mitarbeitergewinnung und -bindung, im Zuge des Managements knapper Parkraumflächen oder mit Blick auf klimafreundliche Mitarbeitermobilität und das Nachhaltigkeitsreporting in den Unternehmen“, verdeutlicht Stefan Wiedmer.

Beobachtung des Fahrverhaltens

Seit 1. Januar 2025 ist das Projekt mit Abschluss der Förderphase offiziell in einen neuen Abschnitt übergegangen: Die Fahrgäste können die neuen Angebote nun vollständig nutzen. Die eingeführten Maßnahmen stehen weiter unter kontinuierlicher Beobachtung", sagt Maxi Bergel. "Jetzt kommt es auf das Verhalten der Fahrgäste an. Dieses wird anhand von Fahrgastzahlen und Zugriffszahlen auf digitale Angebote gemessen. Anhand dessen schätzen wir dann ein, was langfristig beibehalten werden kann.”

Zahlen und Fakten zum Projekt

MIRROR wurde im ersten Förderaufruf „Modelprojekte zur Stärkung des ÖPNV“ des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr als eines von zwölf (bei 160 Bewerbungen) ausgewählt. Das Gesamtprojektvolumen beträgt etwa 42.5 Millionen Euro, der Bund unterstützt mit 29 Millionen, das Land mit 2,9 Millionen Euro. Der Verkehrsverbund Warnow ist Konsortialführer im Verbundprojekt mit der RSAG, rebus, der Weißen Flotte, DB Regio Nordost, der Mecklenburgischen Bäderbahn, der Verkehrsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern und der Hanse- und Universitätsstadt Rostock als regionalen Partnern. Insgesamt wurden von 2022 bis 2024 etwa 40 Maßnahmen umgesetzt.