März 2025 | Interview

„Ich möchte ermöglichen“

Seit dem 1. Januar 2025 ist Melanie Wicht Hauptgeschäftsführerin der IHK zu Rostock. Zuvor war die Volljuristin und Arbeitspsychologin Hauptgeschäftsführerin der Steuerberaterkammer Hessen, hatte davor viele Jahre leitende Funktionen bei der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld und bei der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) in Kairo inne. Im Interview spricht sie über ihren Start und ihre Ziele.
Melanie Wicht, IHK-Hauptgeschäftsführerin
Melanie Wicht ist seit 1. Januar IHK-Hauptgeschäftsführerin © HOLGER MARTENS
Worauf haben Sie sich bei Ihrer neuen Aufgabe ganz besonders gefreut?
Was mich begeistert, ist die große Bandbreite der unternehmerischen Tätigkeiten. Unter dem Dach einer IHK finden sich kleine Betriebe ebenso wie große Konzerne. Alle eint, dass sie für ihre Unternehmensidee brennen, dass sie ausbilden und Mitarbeitende weiter entwickeln möchten. Als IHK stehen wir im Kontakt zu sehr vielen Menschen, die viele positive Eigenschaften mitbringen: Unternehmerischen Geist, Kreativität, Mut, Gestaltungswunsch und Freude am sozialen Miteinander.
Darauf habe ich mich gefreut und kann nach den ersten Wochen bestätigen: Die Freude war berechtigt. In dieser Region gibt es so viele engagierte Menschen, die mit Herzblut bei der Sache sind, das motiviert sehr.
Wie sehen Sie dabei Ihre Aufgabe?
Ich sehe mich gemeinsam mit meinem tollen IHK-Team vor allem als Wegbereiterin und Ermöglicherin. Während der ersten Tage in meiner neuen Funktion habe ich die Mitarbeitenden in der IHK zu Rostock als fachlich sehr kompetent und sehr engagiert erlebt. Unsere Aufgabe ist es, für die Unternehmen da zu sein, ein offenes Ohr für deren Sorgen und Nöte zu haben. Wir spiegeln der Politik, welche Rahmenbedingungen die regionale Wirtschaft braucht und setzen uns dafür ein, dass diese besser werden.
Daneben unterstützen wir die Unternehmen ganz konkret: Beispielsweise bei Fragen rund um Unternehmensgründung, bei Themen wie Fachkräftesicherung, Aus- und Weiterbildung, Energie, Recht und Steuern, Digitalisierung und Entbürokratisierung, Breitbandausbau und Außenhandel bis hin zur sehr wichtigen Unternehmensnachfolge, um hier nur einige unserer Aufgaben aufzuzählen.
Wie erleben Sie die Region?
Die Region hat großes Potenzial. Sie bietet Raum für Entfaltung, für neue Projekte in vielen Bereichen, sei es Tourismus, sei es Energie. Wir haben die Kaikante vor der Tür, wissenschaftliche Einrichtungen ebenso und viele Unternehmerinnen und Unternehmer, die einander kennen. Die Wege sind kurz, die Menschen pragmatisch, viele Ideen zukunftsweisend und zudem ist es hier auch noch sehr schön.
Wie sehr spielt die Wirtschaft in der Region eine Rolle?
In der letzten Zeit wurde oft Ludwig Erhard zitiert: „Wirtschaft ist nicht alles, aber ohne Wirtschaft ist alles nichts“. Das kann ich nur unterstreichen. Insbesondere während meiner beruflichen Station in Ägypten ist mir die Bedeutung von Wirtschaft und dass sie wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen und Planungssicherheit braucht, überdeutlich geworden.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass Wirtschaft und Wirtschaftsthemen zu wenig im Bewusstsein unserer Gesellschaft und in den Köpfen der Politik und Verwaltung verankert sind.
Dabei trägt eine florierende Wirtschaft zur Schaffung von Wohlstand bei, was sich direkt auf den Lebensstandard der Menschen auswirkt. Sie schafft Arbeitsplätze. Beschäftigung ist nicht nur wichtig für die individuelle finanzielle Sicherheit, sondern auch für die soziale Stabilität. Wirtschaftliche Aktivitäten fördern Innovation und technologische Fortschritte. Forschung und Entwicklung brauchen wir angesichts der weltweiten Herausforderungen dringender denn je. Eine starke Wirtschaft kann zur sozialen Integration beitragen, indem sie Chancen für verschiedene Bevölkerungsgruppen schafft. Durch Bildung und Beschäftigung können soziale Ungleichheiten verringert werden. Und last but not least: Die Wirtschaft generiert Steuereinnahmen. Dies ist entscheidend für das Funktionieren des Gemeinwesens.
Insgesamt ist die Wirtschaft also ein grundlegender Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens, der nicht nur materielle Bedürfnisse erfüllt, sondern auch soziale, kulturelle und ökologische Dimensionen umfasst. Wenn mir gelingt ein breites Bewusstsein hierfür zu schaffen, dann ist ein wesentlicher Schritt erreicht.
Wie gelingt das?
Indem wir dran bleiben an den Themen, nicht resignieren, sondern immer wieder neu erklären, beraten und unterstützen. Ein gutes Beispiel waren nach meiner Einschätzung die IHK-Wahlforen in Rostock und Stralsund. Diese sind auf sehr großes Interesse gestoßen. Gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern ist es uns gelungen, Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik nach ihren wirtschaftlichen Plänen für unseren IHK-Bezirk zu befragen und wichtige Botschaften zu transportieren.
Auch der intensive Austausch zwischen den teilnehmenden Unternehmern und Unternehmerinnen im Anschluss an die Veranstaltungen hat ganz sicher für mehr Verständnis für wirtschaftliche Themen gesorgt. Es ist Aufgabe der IHK solche Plattformen zu bieten.
Worauf dürfen sich die IHK-Zugehörigen mit Ihnen an der Spitze freuen?
Vielleicht auf meinen frischen Blick von außen. Ich erkenne sehr viel Positives im Bezirk der IHK zu Rostock, was Vielen in der Innensicht möglicherweise gar nicht mehr auffällt. Vor allem das Positive gilt es hervorzuheben, denn das stärkt, ermutigt und lässt uns vorankommen. Unsere Mitglieder von den IHK-Angeboten noch stärker zu überzeugen, ist mir ein wichtiges Anliegen.
Das setzt voraus, dass wir erfahren und gut hinhören, welche Bedürfnisse die Unternehmerinnen und Unternehmer haben und wir unsere Angebote immer wieder entsprechend bedarfsgerecht nachjustieren.
Darüber hinaus ist mir ein intensiver Austausch mit den politisch Verantwortlichen auf allen Ebenen enorm wichtig, damit wir uns als Beraterin für die Politik und als Problemlöserin für die Wirtschaft immer wieder sicht- und hörbar einbringen und im Sinne der Wirtschaft die Rahmenbedingungen mitgestalten.
Interview: Sabine Zinzgraf

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