Mai 2023 | Bundesbestenehrung

Zwei Super-Azubis aus MV

Die bundesbesten IHK-Azubis wurden am 15. Mai 2023 in Berlin offiziell geehrt – nach über zweijähriger Coronapause wieder im Rahmen einer Feierstunde im Berlin Congress Center (BCC). Unter ihnen sind mit Nadine Reschke und Christian Sill auch zwei ehemalige Azubis aus Mecklenburg-Vorpommern. (→ zur offiziellen PI).
Mehr Informationen, eine Aufzeichnung und einen kurzen Best-of-Clip hat die Deutsche Industrie- und Handelskammer auch angekündigt – nach der Veranstaltung hier zu finden: Nationale Bestenehrung

Nadine Reschke: Mit Handwerksliebe zum Erfolg

Die 25-Jährige ist Verfahrensmechanikerin für Kunststoff- und Kautschuktechnik

Nadine Reschke_Bundesbeste
Nadine Reschke bei der Arbeit.
Ein Beruf, der sich hauptsächlich am Computer abspielt und vor allem theoretischer Natur ist, das kam für Nadine Reschke nie in Frage. Praktisches Arbeiten, sich handwerklich verwirklichen – das war der heute 25-Jährigen bei der Entscheidung für ihren Ausbildungsberuf wichtig. Als Verfahrensmechanikerin für Kunststoff- und Kautschuktechnik hat die Rostockerin schließlich genau das Passende für sich gefunden. „Da ich auch Mathe und Chemie schon in der Schule sehr interessant fand, konnte ich in dem Beruf all meine Interessen vereinen“, bekräftigt sie.
Da ich auch Mathe und Chemie schon in der Schule sehr interessant fand, konnte ich in dem Beruf all meine Interessen vereinen.

Nadine Reschke

Wie sehr diese Ausbildung ihr entsprach, zeigte sich auch an ihren Leistungen. Ihr sehr guter Abschluss bescherte ihr nun eine Auszeichnung bei der Bundesbestenehrung in Berlin – als einer von nur zwei Azubis aus Mecklenburg-Vorpommern. 
Gelernt hat Nadine Reschke bei Nordex SE, wo sie sich in der Fachrichtung Faserverbundtechnologie spezialisierte. An ihrer Lehrzeit habe sie vor allem die Abwechslung begeistert, sagt sie. „Bei Nordex wurde darauf geachtet, dass wir jede Abteilung kennenlernen, wodurch man in den drei Jahren immer etwas Neues sehen oder lernen konnte.“ 
Allein ihr Hobby, das Volleyballspielen, blieb während der Zeit etwas auf der Strecke, erzählt Nadine Reschke. „Wir wurden bei Nordex immer als Reiseweltmeister betitelt, da wir Berufsschule und diverse Lehrgänge stets außerhalb von Rostock hatten. Es war schwierig, an Turnieren teilzunehmen, weil ich dadurch nur selten zum Training erscheinen konnte. 
Mittlerweile arbeitet Nadine Reschke in der Forschungs- und Entwicklungsbranche, als Laborantin in der Abteilung Neue Werkstoffe und Verfahren beim Fraunhofer IGP in Rostock. Hier gebe es allein durch den Forschungshintergrund noch mehr Möglichkeiten der fachlichen Weiterentwicklung.

Christian Sill: Azubi mit 37

Die Fachkraft für Wasserversorgungstechnik hat sich mit Ende 30 entschieden, einen neuen beruflichen Weg einzuschlagen

Sein Berufsleben hielt für Christian Sill schon einige Herausforderungen und Veränderungen bereit. Die letzte hat sich für ihn besonders ausgezahlt. Denn mit 37 Jahren hat der Rügener seine Ausbildung zur Fachkraft für Wasserversorgungstechnik begonnen – und wurde nun als einer von zwei Auszubildenden aus MV bei der Bundesbestenehrung in Berlin ausgezeichnet.
Wegen meines Alters wollte ich besser sein als die anderen. Ich dachte, dass zukünftige Arbeitgeber vielleicht eher nach jüngeren Mitarbeitern suchen, wenn sie einstellen. Daher wollte ich durch meine Leistungen besonders überzeugen.

Christian Sill

Dass er seine Ausbildung so erfolgreich abschließen konnte, freut den heute 40-Jährigen. Dennoch ist er auch ein wenig überrascht von sich selbst. „Wegen meines Alters wollte ich besser sein als die anderen. Ich dachte, dass zukünftige Arbeitgeber vielleicht eher nach jüngeren Mitarbeitern suchen, wenn sie einstellen. Daher wollte ich durch meine Leistungen besonders überzeugen.“ Dass er am Ende so gut sein würde, habe ihn selbst überwältigt. In seiner ersten Ausbildung sei die Lerndisziplin noch etwas anders gewesen, aber das sei auch schon 20 Jahre her.
Denn nach seinem Schulabschluss machte Christian Sill eine Ausbildung zum Hotelfachmann und arbeitete auch einige Jahre in dem Beruf. „Ich habe mich hochgearbeitet bis zum gastronomischen Leiter“, berichtet er. Die fordernden Arbeitszeiten und die nicht im Verhältnis stehende schlechte Bezahlung – „Zu dieser Zeit gab es noch keinen gesetzlichen Mindestlohn“, sagt er – haben ihn schließlich an seiner ersten Berufswahl zweifeln lassen. 
2011 kehrte Christian Sill dem Hotelwesen schließlich den Rücken und machte sich mit einer Strandkorbvermietung und geführten Angeltouren selbstständig. Die steigenden Restriktionen, die den Angeltourismus nach seinen Angaben zunehmend belasten, führten dazu, dass er sich noch einmal beruflich umorientieren wollte. Auf der Suche nach einem krisenfesten Beruf stieß er schließlich auf den Zweckverband Wasserversorgung und Abwasserbehandlung Rügen. „Dort hat man mir eine Chance gegeben und darüber bin ich sehr froh.“ Der Betrieb habe ihm sogar die Möglichkeit gegeben, seine Selbstständigkeit nebenberuflich weiterzuführen – um das Azubigehalt aufzubessern. 
Wenn etwas ältere Quereinsteiger gezielt gefördert werden, liegt darin eine große Chance.

Christian Sill

Nachdem Christian Sill die Ausbildung nach verkürzter Zeit abgeschlossen hatte, wurde er gleich übernommen. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt in den Wasserwerken bei der Wasseraufbereitung. 
Durch seine persönlichen Erfahrungen ist Christian Sill davon überzeugt, dass Betriebe auch etwas ältere Quereinsteiger zur Ausbildung motivieren sollten. „Wenn diese gezielt gefördert werden, liegt darin eine große Chance“, betont er.
Eine weitere Erkenntnis: Während viele Aspekte seiner zweiten Lehrzeit sehr gut funktionierten, müssten speziell in seinem Beruf die theoretischen Inhalte besser mit der Praxis abgestimmt werden. „Da war ich mir aber auch mit den Berufsschullehrern einig“, sagt er. 
Dass er die Theorie schließlich so gut abgeschlossen hat, liege auch am Corona-Lockdown, sagt Christian Sill. „Dass ich mir meine Zeit zum Lernen frei einteilen konnte, hat mir persönlich in die Hände gespielt. Ich habe einen Sohn, der auch in dieser Zeit zu Hause war – wir haben dann zusammen gelernt“, erzählt er. 
Christina Milbrandt