Internationale Wirtschaftsbeziehungen

„Wie die meisten sind wir mit unserer Digitalisierung beschäftigt“

Reiner Perau ist Geschäftsführer der Deutsch-Dänischen Handelskammer mit Sitz in Kopenhagen. Im Interview spricht er über die Herausforderungen der vergangenen Monate und das Image Mecklenburg-Vorpommerns aus dänischer Sicht.

Herr Perau, in welchen Belangen arbeitet die AHK mit der IHK zu Rostock zusammen?

Lange Zeit hatten wir eine intensive Zusammenarbeit einfach dadurch, dass der Präsident der IHK auch Vizepräsident der AHK war. Die IHK verweist für schwierige Themen, die nicht mit IHK-Bordmitteln gelöst werden können, auf uns. Wir helfen der IHK und der Stadt Rostock mit Kontakten in Dänemark.

Welche Themen spielten in Bezug auf die Pandemie bei der AHK die größte Rolle?

Selbstverständlich waren unsere Veranstaltungen beeinträchtigt. Wie alle Mitgliederorganisationen haben wir umgestellt auf virtuelle Events. Auch ein Studio haben wir eingerichtet, damit wir die Events professionell abwickeln können.

Deutsche Unternehmen können im Rahmen der Pandemie einige Unterstützungsprogramme beantragen. Sind diese mit der dänischen Wirtschaftshilfe vergleichbar?

Es gibt natürlich Unterschiede, aber die Programme, um Restaurants, die Eventbranche, Kinos und andere durch die Pandemie zu bringen, sind durchaus vergleichbar.

In Deutschland wird oft zu viel Bürokratie bei den Finanzierungshilfen beklagt. Ist das in Dänemark anders?

Dänemark hat zwar den Ruf, weniger bürokratisch zu sein, aber auch hier haben sich viele Unternehmen beschwert. Für Verärgerung sorgten zum Beispiel Dokumentationspflichten und Kosten für Wirtschaftsprüfer, die die Hilfen dann zum Teil wieder aufgefressen haben.

Welche Branchen sind von den Einschränkungen am meisten betroffen?

Der Tourismus hat am stärksten gelitten, vor allem natürlich die Vermieter von Ferienhäusern, für die Deutschland ein sehr wichtiger Markt ist.

Wie hat die AHK betroffene Unternehmen aufgefangen?

Die AHK hat vor allem in der frühen Phase der Pandemie deutsche Unternehmen beraten, wie sie von den dänischen Hilfen profitieren können. Glücklicherweise waren unsere Mitglieder und Kunden aber nicht besonders betroffen von den Beschränkungen im Laufe der Pandemie.

Welche Themen beschäftigen die AHK Dänemark abseits der Corona-Pandemie aktuell?

Wie die meisten sind wir mit unserer Digitalisierung beschäftigt und damit, in dieser Hinsicht schneller zu werden. Unsere Zwei-Jahres-Strategie trägt die Überschrift Innovation.

Wird Mecklenburg-Vorpommern in Dänemark als wirtschaftsrelevanter Partner anvisiert?

Mecklenburg-Vorpommern als ein Bundesland, das aus Dänemark und speziell der Haupstadtregion gut zu erreichen ist, hat einige Investitionen angezogen: Berrifine (Fruchtverarbeitung), Harboes (Brauerei), DSV (Logistik), Netto (Supermarkt). Generell passen die starken Branchencluster auch zu Dänemark, vor allem Lebensmittel, Logistik, life sciences und maritime Wirtschaft. Punkten kann Mecklenburg-Vorpommern mit seinem hohen Anteil an grünem Strom.