Durchstarter

Dem Lärm auf der Spur

„Manchmal muss man eine Welle machen, damit Ruhe ist.“ Unter diesem Motto steht die Arbeit von Dr.-Ing. Andre Laß und Dr.-Ing. Johannes Büker. Die beiden Ingenieure, die an der Universität Rostock promoviert haben, gründeten 2022 das Unternehmen Hydronauten. Das Geschäftsmodell: Mit Hilfe eines an künstliche Intelligenz angenäherten Algorithmus reduzieren sie die Geräuschentwicklung, die in Pumpen- und Rohrleitungssystemen entsteht.
Wenn Flüssigkeit durch eine Pumpe fließt, entstehen Druckschwankungen, die zu Schwingungen der Rohrleitung führen und neben Störgeräuschen auch erhebliche Schäden an der Umgebung zur Folge haben können, erklärt Johannes Büker. In großen Pumpen- und Rohrleitungssystemen sei es nicht selten, dass Personal und Material dadurch stark belastet werden.
Die Lösung: Eine Technologie, die die Hydronauten Quiet Hydro nennen, misst Druckschwankungen und erzeugt einen Gegenimpuls. „Das Besondere daran ist, dass unser System aktiv und adaptiv ist, also individuell angewendet werden kann“, sagt Andre Laß. „Außerdem ist es gegenüber vielen passiven System sehr klein. Das ist von Vorteil, da Einbau und Inbetriebnahme unkompliziert sind.“

Freude am kreativen Entwickeln

Das Patent haben die beiden Gründer Ende 2020 angemeldet. Mit dem Exist-Gründerstipendium starteten sie im August 2021 ihre Gründungsphase, die sie im Februar 2022 abschließen konnten. Für Johannes Büker ist damit ein Kindheitswunsch in Erfüllung gegangen. „Ich habe mein Berufsleben darauf ausgerichtet, zu verstehen, wie Unternehmen funktionieren“, erzählt er. Andre Laß merkte während seiner Forschungslaufbahn, dass ihn das Unternehmertum reizen könnte. „Seit 2012 war ich am Lehrstuhl für Strömungsmechanik in verschiedene Projekte eingebunden. Da habe ich das kreative Potenzial in verschiedensten Projekten genossen. Als wir uns kennenlernten, hat sich in mir der Wunsch gefestigt dieses kreative Potenzial nun in die Entwicklung eines eigenen und neuartigen Produktes und in die Schaffung von Unternehmensstrukturen einfließen zu lassen“, sagt er.
Ich habe mein Berufsleben darauf ausgerichtet, zu verstehen, wie Unternehmen funktionieren.

Johannes Büker

Das erste Jahr seit der Unternehmensgründung verlief für die beiden ziemlich erfolgreich. Den ersten Kunden haben sie Anfang diesen Jahres mit ihrer Technologie ausgestattet. Johannes Büker: „Das war für ein Abwasserpumpwerk in Greifswald. Dort übertrugen sich die Schwingungen der Rohrleitungen bis auf die benachbarte Bebauung.“ 

Anwendbar in vielen Bereichen

Auch weitere Interessenten sind schon auf die Gründer zugekommen, die Zahl der Aufträge steigt. Und damit auch der Bedarf an mehr Platz. Noch sind die Hydronauten in der neuen Forschungshalle der Fakultät für Maschinenbau der Uni Rostock untergebracht, auf Dauer sehen sie sich aber in neuen Räumlichkeiten. Dann soll auch das Team wachsen. Aktuell werden sie von wissenschaftlichen Mitarbeitern und Studenten unterstützt. Künftig brauchen die beiden aber noch mehr Unterstützung. Denn neben der Indienststellung ihrer Technologie gehören auch das Monitoring der Prozesse und die Systemwartung zum Service.
Anwendbar ist Quiet Hydro auf viele weitere Bereiche, sagen die Hydronauten. Von der Papier- bis zur Chemieindustrie – überall, wo Pumpen benutzt werden, könne die Technologie eingesetzt werden. Die nächsten Aufträge spielen sich im Bereich des Schiffbaus ab, verraten sie.

Christina Milbrandt