1. September 2023

Energiewendebarometer: Unternehmen besorgt

Die jährliche Umfrage „IHK-Energiewendebarometer“ hat bundesweit besorgniserregende Ergebnisse hervorgebracht. Das Vertrauen der deutschen Wirtschaft in die Energiepolitik ist aktuell auf einem Tiefpunkt angelangt. Viele Unternehmen bewerten laut der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) den Standort Deutschland immer kritischer und sehen ihre Wettbewerbsfähigkeit so gefährdet wie nie zuvor.
Im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg haben sich etwa 75 Unternehmen an der Umfrage beteiligt. Die Energiekosten, die aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine enorm gestiegen sind, haben zu einem deutlichen Investitionsrückgang geführt. So geben 28 Prozent der Unternehmen an, dass sie Investitionen in Kernprozesse zurückstellen, 17 Prozent berichten, keine Klimaschutzmaßnahmen ergreifen zu können.
Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt zeigen sich die regionalen Ergebnisse nicht ganz so negativ. „Gleichwohl sind das besorgniserregende Zahlen, denn für die Transformation in Richtung Klimaneutralität benötigen wir einen deutlichen Investitionsaufschwung“, sagt Dr. Arnd Klein-Zirbes, Hauptgeschäftsführer der IHK Kassel-Marburg. Zudem ist jedes dritte Unternehmen der Ansicht, dass die Wettbewerbsfähigkeit und der Standort Deutschland insgesamt unter den anhaltend hohen Energiekosten leiden. 42 Prozent der Befragten bemängeln fehlende Planbarkeit und Verlässlichkeit in der Energiepolitik. Mehr als ein Drittel der Unternehmen gibt an, dass die Planungs- und Genehmigungsverfahren (35 Prozent) immer noch zu lange dauern und zu viele bürokratische Vorgaben (38 Prozent) existieren.
Hohe Anstrengungen für mehr Energieeffizienz
Aus den Ergebnissen des Energiewendebarometers zeigt sich ebenfalls, welchen Beitrag die Unternehmen leisten, um Energie zu sparen. So gibt die Hälfte der Befragten an, Investitionen in effizientere Technik zu tätigen. Jedes vierte Unternehmen hat externe Berater zur Unterstützung bei Effizienzmaßnahmen eingesetzt.
Energiepolitik verstärkt Abwanderungsgedanken
Trotz anhaltend hoher Energiepreise ist die Standorttreue bei einem Großteil der Unternehmen weiterhin stark ausgeprägt. Dennoch geben in Nordhessen und der Region Marburg etwa 19 Prozent der Befragten an, dass sie Verlagerungen ins Ausland planen oder bereits umsetzen.
Mehr Tempo, größeres Energieangebot
Die IHK Kassel-Marburg fordert diesbezüglich mehr Tempo bei Planungs- und Genehmigungsverfahren, die Senkung von Steuern und Abgaben auf den Strompreis, eine schnellstmögliche Verfügbarkeit von Wasserstoff sowie Technologieoffenheit und maximale Anstrengungen zur Erhöhung des Energieangebots.
Die vollständigen Ergebnisse des Energiewendebarometers sind unter www.ihk.de/kassel-marburg/energiewendebarometer zu finden.