Verkehrsplanung: Wirtschaft einbinden

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg, die Handwerkskammer (HWK) Kassel und die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) Nordhessen erwarten von der Stadt Kassel, dass sie die regionale Wirtschaft frühzeitig und umfassend in ihre Verkehrsplanung einbezieht.
Gleichzeitig rufen IHK, HWK und VhU die Unternehmen in der Region und ihre Beschäftigten dazu auf, die laufende Umfrage der Stadt Kassel zum „Sustainable Urban Mobility Plan“ (SUMP) unter der Internetseite der Stadt Kassel zu nutzen, um Anforderungen an eine zukunftsfähige Mobilität einzubringen. Die Umfrage sei wichtig und verdiene einen hohen Bekanntheitsgrad unter Unternehmen.
IHK, HWK und VhU verweisen dabei auf positive Beispiele aus Städten wie München und Hamburg, die ihre Mobilitätsplanung im engen Dialog mit der Wirtschaft entwickelt haben. Die Institutionen bieten der Stadt Kassel ihr Engagement im Rahmen eines offenen, transparenten und partnerschaftlichen Prozesses an. Hintergrund ist die Feststellung der hiesigen Wirtschaft, dass viele – wenn auch kleinteilige – Maßnahmen in der Verkehrspolitik der Stadt Kassel nachteilige Auswirkungen auf Unternehmen und Pendler haben und in Summe die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts beeinträchtigen können.
„Der Wegfall von Parkplätzen, die Ausweitung gebührenpflichtiger Zonen und wenig nachvollziehbare Tempoeinschränkungen auf den Hauptverkehrsachsen sind Maßnahmen, die den Verkehrsfluss beeinträchtigen und zum Beispiel die Erreichbarkeit von Unternehmen mit Pkw und Transportern verschlechtern. Es ist aber wichtig, dass Pendler ihre Arbeitgeber erreichen – ebenso wie Lieferverkehre die Geschäfte und die Kundschaft insbesondere Ladenlokale“, betont Dr. Arnd Klein-Zirbes, Hauptgeschäftsführer der IHK Kassel-Marburg. Eine verkehrsträgerübergreifend funktionierende Mobilität sei Grundlage für einen wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort – dabei spiele die Straße weiterhin eine wichtige Rolle.
„Der SUMP bietet durchaus Chancen für Kassel“, hält VhU-Geschäftsführerin Coralie Zilch fest. „Damit er erfolgreich wird, müssen die Belange der Wirtschaft von Anfang an berücksichtigt werden. Mobilität darf nicht gegen, sondern sollte gemeinsam mit Unternehmen geplant werden.“
HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Müller betont: „Das Handwerk ist auf gute Erreichbarkeit angewiesen – sowohl der Betriebe mit Kunden- und Lieferverkehr als auch der Baustellen, auf denen Handwerker im Einsatz sind.“ Das liege auch im Interesse der Kundinnen und Kunden. Müller kritisiert, dass umfangreiche Baustellen sowie der Abbau von Parkmöglichkeiten bei gleichzeitiger Ausweitung der Gebührenzone die Arbeitsbedingungen im Handwerk zunehmend erschwerten. Er fordert daher praktikable Lösungen. „Die Nutzung von Handwerkerparkausweisen muss unbürokratisch und kostengünstig sein – damit unsere Betriebe auch künftig zuverlässig, pünktlich und wirtschaftlich arbeiten können.“

Hintergrund

Der Sustainable Urban Mobility Plan (SUMP) ist eine Planungsgrundlage zur Entwicklung eines nachhaltigen städtischen Verkehrssystems. Dabei handelt es sich um die Fortschreibung des bestehenden Verkehrsentwicklungsplans der Stadt Kassel, der noch bis 2030 gültig ist. Der in Planung befindliche SUMP soll das Radverkehrs- sowie das Fußverkehrskonzept der Stadt integrieren. Vorgesehen ist eine umfassende Bürgerbeteiligung. Ein Baustein ist die aktuelle Online-Umfrage.