Leopold-Lucas-Straße bleibt für Autos offen

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg zeigt sich erleichtert über die Entscheidung der Stadt Marburg, den Kfz-Verkehr auf der Leopold-Lucas-Straße weiterhin zuzulassen.
Obwohl die Straße zur Fahrradstraße umgewidmet wird, bleibt sie – anders als ursprünglich geplant – für den allgemeinen motorisierten Verkehr geöffnet. „Das scheint ein gangbarer Kompromiss zu sein“, erklärt Udo Diehl, Vizepräsident der IHK Kassel-Marburg und Vorsitzender der Regionalversammlung Marburg. „Die geplante Sperrung hätte die innerstädtische Erreichbarkeit unnötig eingeschränkt – ohne belegbare sicherheitstechnische Notwendigkeit.“ Auch die Unfallstatistik gebe keinen Anlass für drastische Eingriffe, betont Diehl.

Kritik an Verfahren ohne Beteiligung

Gleichzeitig übt die IHK Kassel-Marburg deutliche Kritik am Vorgehen der Stadtverwaltung. Die Sperrpläne seien ohne ausreichende Einbindung der betroffenen Bevölkerung und Wirtschaft auf den Weg gebracht worden. „Nach dem Bürgerentscheid zu MoVe35 hatte die Stadt zugesagt, künftig auf Transparenz und Beteiligung zu setzen. Doch auch in diesem Fall wurden betroffene Akteure vor vollendete Tatsachen gestellt“, so Diehl.
Thomas Winzer, stellvertretender Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Marburg ergänzt: „Der Wirtschaftsverkehr braucht planbare, verlässliche Rahmenbedingungen – keine Schnellschüsse. Die Wirtschaft muss gerade bei der Verkehrspolitik frühzeitig eingebunden werden.“ Neben der Leopold-Lucas-Straße sorgen Überlegungen zur flächendeckenden Einführung von Tempo 30 auf zentralen Verkehrsachsen bei der Marburger Wirtschaft für neue Irritationen. Betroffen wären unter anderem Deutschhausstraße, Pilgrimstein, Universitätsstraße, Biegenstraße, Schwanallee und möglicherweise die Gisselberger Straße.
„Diese Strecken sind die Lebensadern für Pendler, Lieferdienste und Kundenströme in der Innenstadt“, erläutert Thomas Winzer. „Tempo 30 auf diesen Achsen würde den Verkehrsfluss erheblich verlangsamen und wirtschaftliche Abläufe stören.“

IHK fordert konsequenten Beteiligungsprozess

Die IHK Kassel-Marburg ruft den Magistrat zu mehr Dialog und Verantwortungsbewusstsein auf. Entscheidungen über zentrale Verkehrsmaßnahmen sollten nicht allein auf Grundlage verwaltungsinterner Einschätzungen und gesetzlicher Spielräume getroffen werden. „Wir appellieren an die Stadt, sich an ihre Zusagen aus dem MoVe35-Prozess zu halten“, sagt Udo Diehl. „Wer eine echte Mobilitätswende will, muss auf Beteiligung setzen – nicht auf stille Verordnungen. Wirtschaft und Bürger verdienen Mitsprache, wenn es um die Zukunft ihrer Stadt geht.“