Unternehmen erwarten weitere Belastungen
Die wirtschaftlichen Erwartungen der Unternehmen aus Nordhessen und der Region Marburg an die Einigung im Zollstreit zwischen der Europäischen Union (EU) und den USA fallen überwiegend kritisch aus.
Das geht aus einer aktuellen Blitzumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) hervor, an der sich rund 100 Betriebe aus dem Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg beteiligt haben.
IHK-Präsidentin Désirée Derin-Holzapfel
Demnach rechnen 31,6 Prozent der regionalen Unternehmen mit deutlichen negativen Auswirkungen durch die aktuelle US-Handelspolitik. Weitere 27,6 Prozent erwarten leichte Beeinträchtigungen. Rund ein Drittel sieht keine spürbaren Auswirkungen auf die eigene Geschäftslage. Als größte Sorge wird von 70,8 Prozent die fortsetzende handelspolitische Unsicherheit genannt – etwa durch unklare Zollregelungen, kurzfristige Maßnahmen oder regulatorische Unwägbarkeiten. Auch bundesweit bestätigt sich dieses Bild: Nur fünf Prozent der rund 3.500 befragten Unternehmen erwarten positive Effekte der Zolleinigung. 58 Prozent befürchten zusätzliche Belastungen. Bei Firmen mit direktem US-Geschäft sind es sogar 74 Prozent.
Die wirtschaftlichen Folgen sind bereits spürbar: Rund 30 Prozent der befragten Unternehmen aus Nordhessen und der Region Marburg geben an, ihr Geschäft in den USA reduzieren zu wollen. Als besonders gravierend gilt die angekündigte Erhöhung des US-Basiszollsatzes von zehn auf 15 Prozent. 84 Prozent der befragten Unternehmen auf Bundesebene geben an, gestiegene Kosten ganz oder teilweise an Kunden in den USA weiterzugeben. Zudem frieren 26 Prozent geplante Investitionen ein oder verschieben sie.
„Der US-Markt bleibt wirtschaftlich bedeutend, doch das Vertrauen in stabile Strukturen schwindet zunehmend“, erklärt IHK-Präsidentin Désirée Derin-Holzapfel. „Jetzt ist die Politik gefordert, planbare und im internationalen Umfeld überhaupt umsetzbare Rahmenbedingungen zu schaffen. Insbesondere bei der konkreten Ausgestaltung offener Punkte der Zollvereinbarung sind kluge und vorausschauende Verhandlungen notwendig.“
Angesichts zunehmender Handelsbarrieren passen viele Unternehmen ihre Marktstrategie an. Zwei Drittel der Befragten orientieren sich dabei an alternativen Zielregionen. Im Fokus stehen der EU-Binnenmarkt, Großbritannien, die Schweiz und Norwegen. Auch außereuropäische Märkte wie Kanada oder Länder im asiatisch-pazifischen Raum gewinnen zunehmend an Bedeutung.