Pressemeldung

Wirtschaft blickt nach Osten

Das Umfeld im globalen Handel wird rauer: Um Lieferketten gegen geopolitische Risiken abzusichern, setzen viele Betriebe auf das nahe gelegene Ausland. Beim Ost-West-Forum Bayern, ausgerichtet von der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim in Zusammenarbeit mit allen bayerischen IHKs, informierten sich am 26. September rund 120 Teilnehmer aus ganz Bayern über Marktpotenziale, Geschäftschancen und Strategieansätze in den diesjährigen Partnerländern Rumänien, Tschechien und der Slowakei.
„Die Diversifizierung unserer Beschaffungs- und Absatzmärkte fängt direkt vor unserer Haustüre an“, eröffnete IHK-Vizepräsident Thomas Hanauer die Netzwerkveranstaltung. Mehr als jedes zweite deutsche Unternehmen, das im Ausland aktiv ist, plane laut einer IHK-Umfrage die Erschließung neuer Märkte oder hat dies bereits eingeleitet. Durch den Trend zum Nearshoring seien vor allem Länder in Ost- und Südosteuropa stärker in den Fokus der regionalen Betriebe gerückt. „In Zeiten multipler Krisen sind sichere und verlässliche Geschäftsbeziehungen gefragt“, betonte Hanauer.

Von Risiken und Chancen

Christoph Klenk, Vorstandsvorsitzender der Krones AG, gab in seiner Keynote Einblicke aus der Unternehmenspraxis: „Der Umgang mit politischen Risiken ist zur neuen Normalität im internationalen Geschäft geworden. Regelmäßige Risikoanalysen und Maßnahmen zur Risikominimierung haben für uns dabei höchste Priorität.“ Ein breites Länderportfolio sei, so Klenk, für viele Unternehmen mittlerweile ein Muss, um im Ausland erfolgreich zu bleiben.
Pandemie, Lieferkettenprobleme, Krieg und Protektionismus – über die Zeitenwende im Außenhandel diskutierte anschließend IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes mit den Unternehmern Hanauer und Klenk sowie mit Bernard Bauer, dem Geschäftsführer der Auslandshandelskammer (AHK) Tschechien und Edda Wolf von Germany Trade & Invest. Einig waren sich die Experten, dass jeder Auslandmarkt zunehmend Herausforderungen birgt. Doch mit Mut eröffneten gerade die ost- und südosteuropäischen Länder bayerischen Unternehmern bei der Erweiterung ihres Portfolios als stabile Partner viele Chancen.

Rumänien und Slowakei punkten

In zwei Gesprächsrunden mit Unternehmensvertretern und Marktexperten aus der Slowakei und Rumänien konnten sich die Teilnehmer des Ost-West-Forums über Potenziale und Herausforderungen der beiden Länder informieren. Dabei standen die Verfügbarkeit von Fachkräften, die Energieversorgung und die politischen Rahmenbedingungen im Fokus des Austauschs.
„Rumänien punktet mit der geografischen und kulturellen Nähe zu Deutschland, seiner EU- und NATO-Mitgliedschaft und den gut ausgebildeten Menschen“, beschrieb Sebastian Metz, Geschäftsführer der Deutsch-Rumänischen Auslandshandelskammer (AHK), die Standortvorteile des Landes. Die Slowakei sei nicht nur ein bedeutender Produktionsstandort für die deutsche Automobilindustrie, sondern auch ein interessanter Beschaffungsmarkt, berichtete Peter Kompalla, Geschäftsführer der AHK Slowakei: „Wer Lieferanten sucht, findet in der Slowakei ein breites Spektrum von Aminosäuren über Zahnräder bis hin zu IT-Sicherheitssystemen.“

Bayerisch-tschechisches Netzwerk leben

Im Mittelpunkt des abschließenden Netzwerkabends standen die Wirtschaftsbeziehungen zum Nachbarland Tschechien, das seit drei Jahrzehnten ein bedeutender Außenhandelspartner Bayerns ist. „Tschechien ist ein enger und verlässlicher Partner Deutschlands, zum Beispiel wenn es um ein gemeinsames Vorgehen in Europa geht“, sagte Anne Glumm, Leiterin des Wirtschaftsreferats der Deutschen Botschaft in Prag. Es sei wichtig, die Region als gemeinsamen Wirtschaftsraum zu begreifen, um Herausforderungen wie dem Fachkräftemangel gemeinsam zu begegnen.
„Hatte Tschechien früher noch das Image als verlängerte Werkbank, ist das Land im Herzen Europas heute zu einem leistungsstarken Partner für Forschung und Entwicklung avanciert“, berichtete Bernard Bauer, Geschäftsführer der AHK Tschechien. Jörg Dittrich, Prokurist der ZF Engineering in Pilsen, berichtete aus der Praxis über die Vorteile des tschechischen Entwicklungsstandorts.
„Das Zusammenwachsen des bayerisch-tschechischen Wirtschaftsraums zeigt, wie Europa erfolgreich gelebt werden kann“, fasste IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes den Netzwerkabend zusammen. Vernetzung sei dabei die Grundlage einer erfolgreichen Zusammenarbeit.
Das Ost-West-Forum der IHK Regensburg findet einmal jährlich statt und zeigt Chancen der ost- und südosteuropäischen Länder. Die nächste Ausgabe findet am 24. September 2024 statt.
(05.10.2023)