Zwischen Vision und Verunsicherung

Bis 2035 soll der Wirtschaftsraum Schwandorf Modellregion für Innovation und Lebensqualität werden. Dieses Ziel formulierte das IHK-Gremium bei seiner Sitzung im BMW-Werk Wackersdorf. Aktuell leiden die international tätigen Unternehmen jedoch unter den Auswirkungen der US-Zollpolitik.
Wie ergeht es den Unternehmen mit der unvorhersehbaren Zollpolitik der US-Regierung? Darüber diskutierten die Unternehmerinnen und Unternehmer des IHK-Gremiums Schwandorf in ihrer jüngsten Sitzung zu Gast im BMW Group Werk in Wackersdorf. Gremiumsvorsitzender Hubert Döpfer begrüßte den neuen IHK-Präsidenten Christian Volkmer sowie IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes, der Ergebnisse einer bayernweiten Unternehmensbefragung zur US-Zollpolitik im Gepäck hatte. Neue Ansätze eines Wirtschaftsleitbilds für die Region brachte Gremiumsgeschäftsführer Josef Ebnet mit.

Neue Impulse für Schwandorf

Der Landkreis Schwandorf soll ein Wirtschaftsleitbild bekommen. Die bisherigen Zwischenergebnisse präsentierte Josef Ebnet. Die zentrale Lage und ein regionales Verbundkonzept sollen insbesondere den Dienstleistungs- und Tourismussektor weiter stärken. Als zentrales Wachstumsrisiko identifizierte Ebnet den Fachkräftemangel: „Demografisch betrachtet werden wir auf den Zuzug junger Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen sein“, so Ebnet. Um attraktiv für diese Zielgruppe zu bleiben, seien bezahlbarer Wohnraum und flexible digitale Arbeitsmodelle entscheidend. Weitere zentrale Erfolgsfaktoren sind ein ausgewogener Branchenmix, die konsequente Digitalisierung von Wirtschaft und Verwaltung sowie eine vorausschauende Entwicklung von Gewerbeflächen. „Mit dem Wirtschaftsleitbild schaffen wir einen strategischen Kompass für die wirtschaftliche Entwicklung im Landkreis Schwandorf“, betonte IHK-Präsident Christian Volkmer. „Unser Ziel ist klar: eine wirtschaftlich starke Region, die innovativ, lebenswert und zukunftsfähig bleibt.“

US-Zollpolitik verunsichert

Knapp die Hälfte der von Bayerns IHKs in einer Blitzumfrage befragten Unternehmen sieht in den USA keinen verlässlichen Handelspartner mehr, berichtete IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes. Dennoch beabsichtige die Mehrheit, an ihren Geschäften dort festzuhalten. Darüber hinaus zeichne sich ein Trend zu alternativen Auslandsmärkten ab. Besonders Länder der Eurozone, aber auch die Schweiz und Norwegen, werden als stabile und interessante Absatzmärkte wahrgenommen. Auch asiatische Standorte rücken vermehrt in den Fokus. In der anschließenden Diskussionsrunde wurde deutlich: Weniger die Höhe der Zölle bereitet den Unternehmen Sorgen – diese lassen sich in der Regel einkalkulieren. Viel gravierender wiegt die permanente Unsicherheit durch kurzfristige Änderungen der Zollregelungen, die eine verlässliche Planung erschwert.

Europa als Schlüssel

„Wir brauchen ein starkes Europa“, betonte Helmes. Die Politik müsse nun Handeln und bewusst Druck ausüben. „Wir dürfen nicht zulassen, dass eine unberechenbare Zollpolitik Europa spaltet“, warnte er. Gerade in der aktuellen Lage komme es auf Entschlossenheit und Solidarität an – nur so könne man den aktuellen Herausforderungen wirksam begegnen.