Vorsichtiger Optimismus

Regionaler Konjunkturbericht Jahresbeginn 2025

J: Jahresbeginn, F: Frühjahr, H: Herbst

Bei den regionalen Unternehmen macht sich vorsichtiger Optimismus bemerkbar, trotz stagnierender Lage, das zeigt der Konjunkturbericht der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim zum Jahresbeginn. „Die Wirtschaft stagniert, gleichzeitig sehen wir die Geschäftserwartungen der Unternehmen in der Region im leichten Aufwärtstrend“, interpretiert IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes die Zahlen des Berichts. Im Exportgeschäft etwa könnte es wieder aufwärts gehen. Die Unternehmen bauen ihr Engagement im Ausland weiter aus, auch wegen der zaghaften Nachfrage auf dem heimischen Markt. Unsicherheiten bestehen bezüglich des USA-Geschäfts wegen zu erwartender Zölle der Trump-Regierung. „Damit das zarte Pflänzchen bei den Geschäftserwartungen aufgehen kann, braucht es eine politische Wende bei Energiepreisen, Bürokratiebelastung, der Digitalisierung der Verwaltung, Investitionen in die Infrastruktur und Steuerreformen“, sagt IHK-Vizepräsident Christian Volkmer bei der Vorstellung des Berichts.

Lage in Teilen positiv

Die aktuelle Geschäftslage bezeichnen die meisten der von der IHK befragten Unternehmen weiterhin als stagnierend. Nur Dienstleister, ein Teil der Tourismusunternehmen und Tiefbauunternehmen sind positiver gestimmt als im Herbst. Fehlende Wachstumsimpulse in den Wintermonaten melden indes die heimische Industrie und der stationäre Handel. Saisonale Effekte und die gedämpfte Verbraucherstimmung zeigen Auswirkungen auf einige Tourismusbetriebe.
Die gestiegenen Arbeits- und Lohnnebenkosten setzen die Unternehmen bei gleichzeitigem Auftragsrückgang unter Wettbewerbs- und Kostendruck. Verstärkt werden die negativen Einflüsse nach Angaben der Unternehmen von der zunehmenden Bürokratiebelastung. „Die Bürokratie ist katastrophal. Das ist weit über dem europäischen Mittel.“ sagt etwa Umfrageteilnehmer Martin Hess vom Energiezulieferer INTERTEC-Hess GmbH aus Neustadt an der Donau.
Neben allerlei konjunkturellen Herausforderungen kämpfen die Unternehmen auch an anderen Fronten. Datensicherheit spielt angesichts virulent wachsender Cyberkriminalität eine immer größere Rolle. „Die Nachfrage nach Beratungen für Datenschutz und Cyber-Sicherheit wird massiv ansteigen“, weiß IHK-Vize Volkmer, der als Unternehmer mit seiner P29 Group aus Regensburg Unternehmen hierzu berät. Die Regulierung der Technologien komme hinzu. „Wir werden die Entwicklungen in Deutschland mit der Bundestagswahl, in den USA und China genau betrachten und müssen gegebenenfalls schnell auf Entwicklungen reagieren.“ In Deutschland verzögere sich die Umsetzung bestimmter EU-Vorgaben. „Wir warten auf Klarheit, was die gesetzlichen Regelungen zur Cyber-Sicherheit angeht.“ Nicht nur die großen und mittleren, auch kleine Unternehmen gerieten in jüngster Zeit verstärkt in den Fokus von Cyberkriminellen. „Digitalisierung und Cyber-Sicherheit sind Schlüsselthemen für die Wettbewerbsfähigkeit“, ist Volkmer überzeugt. Die Erwartungen an eine neue Bundesregierung sind hoch.

Entspannung im Export?

Die heimischen Betriebe sehen erste Anzeichen einer leichten Beruhigung auf den internationalen Märkten, trotzdem besteht große Unsicherheit aufgrund der drohenden Sonderzölle im US-Geschäft. Für Unternehmer Martin Hess ist das kein Grund zur Sorge. „Wenn Märkte zu schwierig werden, finden wir andere Regionen. Wir machen auch viele Geschäfte im Nahen Osten und in Afrika, das funktioniert weiter,“ zeigt er sich optimistisch. Eine Mehrheit der Exporteure von Vorleistungsgütern geht trotz der politischen Unwägbarkeiten in den nächsten Monaten von einem Anstieg der Aufträge aus Nord- und Mittelamerika aus. Begleitet werden diese Tendenzen von einem Ausbau der ausländischen Kapazitäten in der Industrie. Vier von zehn Industrieunternehmen wollen im Ausland investieren, die Hälfte davon sogar ihren Finanzeinsatz steigern. Neben Nachbestellungen nennen 36 Prozent Kapazitätserweiterungen in anderen Ländern als Ziel.

Weniger Mitarbeitende erwartet

Angesichts der wirtschaftlichen Lage verliert der Fachkräftemangel weiter an Bedeutung, kritisch sehen dieses Thema noch 41 Prozent und damit fast zwei Drittel weniger als noch vor zwei Jahren. Eine Ausnahme bildet die Tourismusbranche, hier melden 58 Prozent der Betriebe, dass fehlendes Personal das Geschäft hemmt. Die Beschäftigungsabsichten der übrigen Branchen geben jedoch keine Entwarnung. Ein Viertel aller Befragten erwartet eine abnehmende Mitarbeiterzahl in diesem Jahr. Insbesondere in Industrie und Handel soll der Personalbestand sinken.

Leicht optimistische Aussichten

Die Zahl der Unternehmen, die optimistisch in die Zukunft blicken, hat sich seit Herbst verdoppelt: von zehn auf 20 Prozent. Dabei spielt auch ein psychologischer Impuls mit. Die Betriebe setzen auf ein Ende der Unsicherheit nach den politischen Veränderungen in den USA und der Bildung einer neuen Bundesregierung, um unternehmerische Entscheidungen treffen und Investitionen planen zu können.
An heimischen Standorten wollen 23 Prozent der Betriebe ihre Investitionen in den nächsten Monaten steigern. Dabei stehen Ersatzbeschaffungen im Fokus: 64 Prozent der Betriebe planen, hier aktiv zu werden. Die Zeichen stehen primär auf Erhalt, weniger auf Expansion oder zusätzliche Umweltschutz-Maßnahmen.
„Mit Blick auf die Bundestagswahl und geopolitische Entwicklungen wünschen sich die Unternehmen stabile politische Rahmenbedingungen, die die richtigen Weichen für die Zukunft und auf Wachstum stellen“, sagt Helmes. Trotz des gestiegenen Optimismus bleiben die bestehenden Wirtschaftsrisiken hoch, insbesondere die Energie- und Rohstoffpreise, die zum Jahresstart weiterhin als kritisch eingestuft werden.
(04.02.2025)