Siege feiern, an Niederlagen wachsen

Matthias Schindler fand sich nicht mit der Opferrolle ab. „Man muss sich ambitionierte Ziele stecken aber auch akzeptieren, dass im Leben Dinge passieren, die man nicht beeinflussen kann.“ Der gebürtige Regensburger war auf bestem Wege, Pilot in der Hubschrauberstaffel der Polizei zu werden. Bei einer Tauglichkeitsuntersuchung wurde an seinem Rückenmarkskanal ein Tumor festgestellt. Die darauffolgende Operation im Jahr 2011 hatte wegen einer Beschädigung der Nerven eine inkomplette Querschnittlähmung zur Folge. Schindlers Ziele wurden neue. Nach einem langen Weg ist der heute 43-jährige Vater von zwei kleinen Töchtern paralympischer Spitzenathlet. 2023 holte er den Weltmeistertitel im Einzelzeitfahren beim Paracycling, 2020 in Tokyo und 2024 in Paris die olympische Bronzemedaille für Deutschland.
Bei der Veranstaltung „Neue Impulse für Ihr Business – Was Unternehmen vom Sport lernen können“ von IHK und Stadt Regensburg im Landesleistungszentrum der Guggenberger Legionäre am Dienstag zeichnete Schindler seinen Weg nach und gab den Gästen aus Sport, Verwaltung und Wirtschaft seine Botschaft mit auf den Weg: „Der größte Erfolg ist nicht, auf dem Podest zu stehen, sondern an Niederlagen zu wachsen und daraus Chancen zu ergreifen.“
Die weiteren Vorträge des Tages zu Gast bei den Domstadt-Baseballern fokussierten darauf, wie Erfolgsstrategien aus dem Leistungssport auf unternehmerisches Handeln übertragen werden können und der Austausch zwischen Wirtschaft, Sport und Gesellschaft gefördert wird.

Synergien sind vielfältig

Christian Volkmer, Präsident der IHK Regensburg und geschäftsführender Gesellschafter der Projekt 29 Group, zog bei seiner Begrüßung Parallelen zwischen Profisport und Wirtschaft: „Beide Bereiche erfordern Zielstrebigkeit, Teamgeist und ein starkes Mindset.“ Volkmer selbst ist überzeugter Förderer des regionalen Sports. Er legte dar, welche Synergien und Chancen hieraus entstehen – vom Employer Branding über Teambuilding bis zur Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung in der Region. „Wir feiern nicht nur gemeinsam die Siege unserer Mannschaften, wir begleiten sie auch durch Niederlagen“, passte sein Credo zur Botschaft des Paralympioniken Schindler.
„Sportförderung“, so Volkmer, „bedeutet heute nicht mehr, sich im Stadion fünf Meter Bandenwerbung zu kaufen. Heute fördert man das gesellschaftliche Engagement eines Vereins in der Region – in der Breite von der Nachwuchsarbeit bis zur Spitze bei den Profis.“ Das Engagement im Sport bilde eine ideale Basis, die eigenen Unternehmenswerte – zum Beispiel Integration und Diversität, Nachhaltigkeit und unternehmerische Verantwortung – nach außen zu tragen.
Welche Kooperationsmöglichkeiten der ostbayerische Spitzensport der Wirtschaft bietet, darüber gab beispielhaft Simone Piller, Leiterin Vermarktung Geschäftskunden beim SSV Jahn Regensburg, Einblick. Firmen könnten dabei ihre Bekanntheit steigern, die eigene Marke aktivieren, Netzwerk und Vertrieb ausbauen, Personal gewinnen und Verantwortung für den Standort zeigen.

Bananenflanken und Mut zu Kampagnen

Mit Begeisterung warb Sportreporter Claus Wotruba für einen Besuch der anstehenden Spieltage beim Sportprojekt Team Bananenflanke. Das ist ein integratives Fußballprojekt für Kinder und Jugendliche mit geistiger Beeinträchtigung.
Einen weiteren Impuls gab Claus Gröbner, Generalsekretär des Deutschen Eishockey-Bunds DEB. Teamgeist sei sowohl im Eishockey als auch in der Wirtschaft essenziell, um große Ziele zu erreichen. Das trage auch über Durststrecken hinweg.
Wie eine Kommune vom Spitzensport profitiert, erläuterte Prof. Dr. Georg Barfuß, Leiter des Referats für Wirtschaft, Wissenschaft und Finanzen der Stadt Regensburg. Vor allem die Infrastrukturentwicklung profitiere. Barfuß warb für mehr Mut zu gemeinsamen größeren Kampagnen.
Gastgeber Armin Zimmermann, Vorstandsvorsitzender der Guggenberger Legionäre Regensburg, gab einen Abriss über die Entwicklung des professionellen Baseballs in Regensburg – von ersten Anfängen bis zur international konkurrenzfähigen Leistungsstruktur. Ostbayern – das zeigte der Tag – ist ein gutes Pflaster für Hidden Champions in der Wirtschaft und im Sport gleichermaßen.
(04.06.2025)