Verkehrsberuhigung nicht ohne große Mobilitätsdrehscheibe
Das IHK-Gremium Regensburg unterstützt die Maßnahmen zur Aufwertung der Altstadt. Es braucht jedoch bei einer Verkehrsberuhigung ausreichend Alternativen für wegfallende Parkplätze, um die Erreichbarkeit der Innenstadt zu gewährleisten.
Wie beurteilt die regionale Wirtschaft die Stadtratsvorlagen zur Verkehrsberuhigung Altstadt sowie die geplante Mobilitätsdrehscheibe am Unteren Wöhrd? Darüber diskutierten die Unternehmerinnen und Unternehmer des IHK-Gremiums Regensburg in ihrer jüngsten Sitzung. Gremiumsvorsitzende Petra Betz begrüßte neben dem neuen IHK-Präsidenten Christian Volkmer sowie IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes den Planungsreferenten der Stadt Regensburg Florian Plajer sowie die Leiterin des Stadtplanungsamts Tanja Flemmig. „Der Austausch mit den Unternehmerinnen und Unternehmern vor Ort ist das Rückgrat unserer IHK-Arbeit“, betonte IHK-Präsident Volkmer.
„Weiter so“ keine Option
Planungsreferent Plajer und Stadtplanungsamtsleiterin Flemmig stellten die umfangreichen Verkehrsberuhigungsmaßnahmen vor, die schrittweise eingeführt werden sollen. Nach kontroverser Diskussion sprachen sich die Mitglieder des IHK-Gremiums Regensburg klar für eine Steigerung der Aufenthaltsqualität in der Regensburger Altstadt aus. Insbesondere begrüßten sie die Reduzierung von unnötigem Parksuch- und Durchgangsverkehr sowie die geplante Umgestaltung von öffentlichen Plätzen durch Begrünung, zusätzliche Sitzgelegenheiten und eine teilweise Entsiegelung von Flächen.
„Eine lebenswerte Altstadt stärkt den Einzelhandel, die Gastronomie und die touristische Attraktivität unserer Stadt“, betonte IHK-Chef Helmes. Ein „Weiter so“ sei keine Option, um die Innenstadt Regensburgs zukunftsfähig aufzustellen. Dies bestätigte auch der stellvertretende Gremiumsvorsitzende Mario Mirbach – die geplanten Maßnahmen seien ein wichtiger Schritt für eine nachhaltige, qualitätsvolle Stadtentwicklung.
Erreichbarkeit ist existenziell
Gleichzeitig müsse die Erreichbarkeit der Unternehmen in der Altstadt für Kunden, Besucher, Mitarbeitende und Lieferanten oberste Priorität haben, so der Konsens. „Weil der Landkreis Regensburg eine Flächenregion ist, wird der Pkw mittel- bis langfristig das dominierende Verkehrsmittel bleiben. Eine gute Erreichbarkeit der Altstadt ist nicht nur umsatzrelevant, sondern für viele Einzelhändler und Dienstleister existenziell“, betonte Gremiumsvorsitzende Petra Betz.
Insbesondere der Einzelhandel sei für Kunden und Mitarbeitende auf ein ausreichendes und kostengünstiges Parkangebot angewiesen. Fehlten im Zentrum oder in den innenstadtnahen Lagen Parkmöglichkeiten, ginge dem Standort Altstadt eine enorme Kaufkraft verloren. Für Mitarbeitende in Altstadtbetrieben sei es zudem wichtig, dass der am Unteren Wöhrd derzeit gültige Tarif von einem Euro für 12 Stunden Parkdauer nicht erhöht werde, da viele Teilzeitkräfte oder geringfügig Beschäftigte dort arbeiten.
Große Lösung am Unteren Wöhrd
Daher fordert die IHK, wegfallende öffentliche Stellplätze in unmittelbarer Nähe der Altstadt angemessen zu kompensieren – insgesamt sollen durch die Stadtratsvorlage mehr als 1.100 öffentliche Parkplätze wegfallen. Konkret sprachen sich die Gremiumsmitglieder unter anderem dafür aus, den bestehenden Beschluss zur Begrenzung der Parkplätze am Unteren Wöhrd aufzuheben. Statt nur 1.000 Stellplätzen müsse an der geplanten Mobilitätsdrehscheibe eine ausreichend große Zahl an Ersatzparkplätzen geschaffen werden, um die notwendige Infrastruktur zu sichern – ursprünglich waren dort 1.400 Parkplätze geplant. Zudem müssten die Möglichkeiten der Digitalisierung bei der Parkplatzbewirtschaftung in der gesamten Stadt noch stärker genutzt werden.
Der Stadtrat müsse daher bei seiner Entscheidung Ende Juli an einem Strang ziehen und sich für eine ausgewogene Balance zwischen Verkehrsberuhigung, Aufenthaltsqualität, Erreichbarkeit und wirtschaftlicher Nutzbarkeit der Innenstadt einsetzen. Das denkbar schlechteste Ergebnis sei ein „ja“ zur Altstadtberuhigung und ein „nein“ zur Mobilitätsdrehscheibe, waren sich die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft und Stadt einig. Bei der Umsetzung der Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung sei ein Geben und Nehmen wichtig – Verbote und Streichungen ohne zeitgleiche, praktikable Parkraum-Alternativen schrecken Besucher ab und schwächen den Standort Altstadt weiter. Auch die nun bekannt gewordenen Pläne für den Bau einer Kita-Einrichtung auf dem Parkhaus am Dachauplatz, bei der weitere 40 öffentliche Stellplätze entfallen sollen, sieht die IHK vor diesem Hintergrund kritisch.
Diskutierten gemeinsam mit den Mitgliedern des IHK-Gremiums Regensburg über die geplanten Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung in der Regensburger Altstadt (v.l.): IHK-Verkehrsexperte Manuel Lorenz, IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes, IHK-Präsident Christian Volkmer, Planungsreferent der Stadt Regensburg Florian Plajer, Gremiumsvorsitzende Petra Betz, Gremiumsgeschäftsführer Dr. Martin Kammerer sowie die stellvertretenden Gremiumsvorsitzenden Mario Mirbach und Christian Kronseder.