Handel zeigt Mut zur Transformation

Wie kann der regionale Handel den tiefgreifenden Wandel meistern – zwischen Fachkräftemangel, Digitalisierung, Nachhaltigkeitsanforderungen und wachsender Bürokratie? Mit diesen Fragen befasste sich der Handelsausschuss der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim bei seiner Herbstsitzung im Energiekompetenzzentrum der Stadtwerke Amberg.

Stadtrundgang gibt Einblicke in Leuchtturmprojekt

Zum Auftakt informierten sich die Ausschussmitglieder gemeinsam mit Ambergs Oberbürgermeister Michael Cerny über das Programm „Innenstadt-Million“, das 2025 mit dem IHK-Kommunalentwicklungs-Award ausgezeichnet wurde. Das Modell habe, so Cerny, Amberg nicht nur verschönert, sondern Gemeinschaft gestärkt und Strahlkraft weit über die Stadt hinaus entfaltet.

Klare Forderung nach mehr Vertrauen

In seiner Begrüßung betonte Ausschussvorsitzender Maximilian Mehler dann, dass der Mittelstand im Handel trotz schwieriger Rahmenbedingungen leistungsfähig bleibe. „Unsere Händlerinnen und Händler zeigen täglich Innovationskraft und Einsatzbereitschaft“, sagte Mehler. Doch steigende Kosten, neue Auflagen und überbordende Bürokratie würden diese Dynamik gefährden, so Mehler. Es brauche weniger Regulierung und mehr Vertrauen in die Betriebe vor Ort.
Die Ausschussmitglieder forderten von der Politik eine langfristige, verlässliche Finanz- und Wirtschaftspolitik statt kurzfristiger Reaktionen. Nur stabile Rahmenbedingungen ermöglichten Investitionen in Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Personal.

Einblicke in die Praxis

Positives hatte Siegfried Bäumler, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Schwandorf, zu berichten. Er stellte das „Incoming-Projekt Kirgistan“ vor, das Unternehmen bei der Integration internationaler Auszubildender unterstützt. Helmut Hagner von der FREY-Unternehmensgruppe schilderte eindrucksvoll die praktischen Herausforderungen – von der Wohnraumsuche über Mobilität bis zur Unterstützung im Alltag. „Es kommen hier nicht nur Arbeitskräfte, sondern junge Menschen, die eine ganz besondere Aufmerksamkeit und anfangs auch Zuwendung benötigen, so Hagner. „Aber die Motivation und Zuverlässigkeit dieser Auszubildenden sind beeindruckend. Es ist eine echte Win-win-Situation.“
Im weiteren Austausch diskutierten die Mitglieder praxisnahe Ansätze zur Fachkräftegewinnung – von flexiblen Arbeitszeitmodellen und Teilzeitangeboten bis zum gezielten Einsatz von Social Media und Künstlicher Intelligenz (KI) im Recruiting. KI-basierte Tools könnten etwa Bewerbungen vorsortieren oder Zielgruppen in sozialen Netzwerken präziser ansprechen. Der Wettbewerb um Talente sei längst Realität, sagte Mehler. Jetzt gelte es, die Stärken des Handels als nahbarer, menschlicher Arbeitgeber klar herauszustellen.
Der Handel der Oberpfalz zeigt, dass Wandel gestaltbar ist – mit Eigeninitiative, internationalen Talenten und digitalen Werkzeugen. Entscheidend bleibt, dass Politik und Verwaltung die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, damit die Innovationskraft des Mittelstands wirken kann.